Walcker - Orgel wird feierlich eingeweiht in Papenburg
„Wunderorgel“ aus Gelsenkirchen erklingt nun im Emsland

Foto: Walcker-Orgel in der St. Antonius-Kirche in Papenburg  | Foto: Manfred Wieczorek/ Stadt Gelsenkichen)
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Gelsenkirchen. Die „Wunderorgel“ wird endlich feierlich eingeweiht: Im emsländischen Papenburg wird die legendäre Gelsenkirchener Walcker - Orgel mit einem Festakt für geladene Gäste am Donnerstag, 09. September, offiziell an ihrem neuen Standort willkommen geheißen.

Eigentlich war diese Eröffnung im feierlichen Rahmen mit großem Publikum bereits im vergangenen Sommer geplant. Die Corona-Pandemie machte ein rauschendes Fest zu Ehren der Orgel jedoch unmöglich. Auch der bereits erneut verschobene Nachholtermin sieht nun einen deutlich kleineren Rahmen vor. „Eigentlich passen 800 Gäste in unsere Kirche. Da wir nicht absehen konnten, wie sich die Corona-Inzidenzzahlen entwickeln, haben wir das Eröffnungskonzert nun nur mit 150 geladenen Gästen geplant“, erzählt Franz Bernhard Lanvermeyer, der Pfarrer der Pfarrei St. Antonius Papenburg, die der Walcker-Orgel eine neue Heimat geboten hat. Als Vertreter der Stadt Gelsenkirchen wird Bürgermeister Werner Wöll dem Festakt beiwohnen.

Ein Instrument mit bewegter Geschichte

Die Orgel, die ihren Namen erhielt, weil sie einst für das Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen von dem seinerzeit größten und international erfolgreichsten Orgelbauunternehmen E.F. Walcker & Co. angefertigt wurde, war lange unzertrennlich mit Gelsenkirchen verbunden.

Die Walcker-Orgel ist heute das einzige noch erhaltene Exemplar dieser Größe aus der Weimarer Republik. Sie wurde 1927 erbaut und gilt mit ihren 92 Registern und 7262 Pfeifen bis heute als Prachtexemplar. Wegen des sinfonischen Klangs erhielt das Instrument schon kurz nach dem ersten Konzert das Etikett „Wunderorgel“.

Das Eröffnungskonzert in Gelsenkirchen fand am 15. Oktober 1927 statt, damals erklang das Orgelkonzert in d-moll von Georg Friedrich Händel. Die Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger fanden schnell Gefallen an ihrer Wunderorgel im Rathaussaal. Um die Orgel vor Zerstörungen durch das Kriegsgeschehen zu schützen, wurde sie im Frühjahr 1944 nach Büren (bei Paderborn) ausgelagert – ein Glücksfall, denn die Bombenangriffe im März 1945 hätten sie sonst zerstört. Im August 1949 war die Orgel in Gelsenkirchen wieder konzertbereit.

Von 2003 bis 2007 umfassend restauriert

Die Umgestaltung des Konzertsaals im Hans-Sachs-Haus 1955 führte jedoch dazu, dass die Akustik des Saals und der Klang der Orgel – einst exakt aufeinander abgestimmt – nicht mehr passen wollten. Erst nach jahrelangen Umbauten mit fachlicher Begleitung von Kustos Karl-Heinz Obernier gelang wieder ein harmonisches Zusammenspiel, das mit der Sanierung des Hans-Sachs-Hauses ein plötzliches Ende fand. Zwar wurde auch die Walcker-Orgel von 2003 bis 2007 umfassend restauriert, doch im neuen Rathaus fehlte der Saal, in dem sie ihre Klangpracht hätte entfalten können.

So wurde sie bis 2019 eingelagert und schließlich für einen symbolischen Euro nach Papenburg verkauft. Die Walcker-Orgel ist nun eine der größten Orgeln in Niedersachsen und soll bei Konzerten Menschen aus weitem Umkreis in die Stadt locken, die vor allem durch die Meyer-Werft weltbekannt wurde. Sie wird in Papenburg Teil der „europäischen Orgelstraße“ von Schwerin über Bremen bis in die Niederlande.

Bei der feierlichen Einweihungsgala wird die Walcker-Orgel ihre klangvolle Vielseitigkeit unter Beweis stellen können: „German Brass und Walcker-Orgel“ heißt das Programm, das Organist Christian Schmitt gemeinsam mit dem Ensemble German Brass erarbeitet hat. Der international renommierte und preisgekrönte Organist Christian Schmitt hat bereits auf der Orgel zum Orgelfestival in Gelsenkirchen gespielt. Er wird begleitet von dem berühmten Bläserensemble German Brass. Auf dem Programm stehen der „Feierlicher Einzug” für Bläser & Orgel von Richard Strauss, „Sinfonia BWV 29“ und „Toccata und Fuge F-Dur BWV 540“ für Bläser & Orgel von Johann Sebastian Bach sowie Werke von Leonard Bernstein Wolf Kerschek, George Gershwin.

Besuch der Orgelkonzerte künftig für Menschen aus Gelsenkirchen kostenlos

Das Konzert wird am 09. September gleich zwei Mal erklingen, wie Pfarrer Lanvermeyer verrät: „Um 14:00 Uhr und beim Festakt um 17:00 Uhr“. Die für das 14:00-Uhr-Konzert freiverkäuflichen Karten seien wegen der streng limitierten Platzzahl schnell vergriffen gewesen.
Weitere Konzerte und Veranstaltungen, die die „Wunderorgel“ aus Gelsenkirchen in den Mittelpunkt stellen, sind jedoch bereits geplant. „An jedem dritten Sonntag in Monat laden wir ab 17:00 Uhr zum kostenfreien Orgelkonzert mit freiwilliger Spende ein. Das jeweilige Programm ist vorab auf der Internetseite unserer Pfarrei, antonius-info.de einzusehen. Dabei gibt es nicht nur klassische Orgelmusik, sondern auch Stummfilme wie ‚Im Westen nichts Neues‘ mit Orgelmusikuntermalung zu erleben“, betont Franz Bernard Lanvermeyer, der hofft, so bald wie möglich ein größeres Publikum einlassen zu dürfen.

Die ursprünglich von den Emsländern in Aussicht gestellten Bustouren zu den Konzerten von Gelsenkirchen nach Papenburg sind wegen der Corona-Pandemie derzeit auf Eis gelegt worden. „Die Infektionsschutzmaßnahmen machen längerfristige Planungen dazu derzeit nicht möglich“, bedauert der Pfarrer. Sobald die Platzlimitierung bei den Bezahl-Konzerten wieder aufgehoben werden kann, soll jedoch zumindest das Versprechen eingelöst werden, dass Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Personalausweis kostenfreien Eintritt zu allen Konzerten mit der Walcker-Orgel erhalten.

Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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