David Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) bewirbt sich als Dezernent und kandidiert für das OB-Amt
David Fischer zweigleisig

David Fischer wagt in Sachen Dezernentenstelle für den Vorstandsbereich 4 einen zweiten Anlauf und hält weiterhin an seiner Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters fest, weil das eine das andere nicht ausschließt. Archivfoto: Gerd Kaemper
  • David Fischer wagt in Sachen Dezernentenstelle für den Vorstandsbereich 4 einen zweiten Anlauf und hält weiterhin an seiner Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters fest, weil das eine das andere nicht ausschließt. Archivfoto: Gerd Kaemper
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Seine Ambitionen für das Amt des Oberbürgermeisters hatte der Grünen-Politiker David Fischer bereits Anfang des Jahres bekannt gemacht. Parallel bewirbt er sich nun auch auf die Dezernentenstelle im Vorstandsbereich 4, Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration, die Ende Oktober nach dem Weggang von Annette Berg frei wird.

Schon einmal vor vier Jahren hatte David Fischer seinen Ring in die Runde geworfen und landete dabei hinter Annette Berg auf Platz zwei der Findungskommission. Nun hofft er auf eine neue Chance, um seine Qualifikationen in den Dienst der Stadt zu stellen.

Schon 2016 für die Stelle als Dezernent beworben

„Die Findungskommission bestand 2016 aus drei Mitgliedern der SPD, Burkhard Wüllscheidt für die Grünen und Wolfgang Heinberg für die CDU und am Ende stand das Ergebnis 3 zu 2 für Frau Berg. Dabei wurde die Frauenförderung als Begründung genannt“, erinnert sich David Fischer. Und ebenso daran, dass das vorherige Betätigungsfeld von Frau Berg im Bereich der Jugendhilfe als Qualitätsmerkmal galt, was wohl dem noch nicht lange zurückliegenden Jugendamtsskandal geschuldet war, wie Fischer vermutet.
Dahingehend sieht er in Gelsenkirchen die Notwendigkeit einer Expertise in Bildungs- und Schulfragen an erster Stelle, wenn es um die Qualifikation für das „Superministerium“ geht, denn der Vorstandsbereich 4 umfasst neben der Bildung und Jugend auch die Kultur, den Sport und die Integration. Die Entscheidung der Findungskommission von 2016 bedauert Fischer auch, weil von der priorisierten Kandidatin die Amtszeit nicht beendet wurde und der Wohnsitz nie nach Gelsenkirchen verlegt wurde, wie es in der Ausschreibung eigentlich gefordert war und was für Fischer die zweite Expertise für das Amt darstellt.
Darin, dass die Stelle noch vor der Sommerpause durch den Rat der Stadt besetzt werden soll, sieht Fischer die Sorge der Mehrheitspartei im Rat der Stadt, dass sich durch die Kommunalwahl am 13. September der politische Proporz verändern könnte. „Darum soll das Amt des Dezernenten auch auf Biegen und Brechen noch vor der Wahl besetzt werden“, glaubt der Grüne.

Mehrheitspartei lässt Opposition im Dunkeln

Überhaupt fühlt sich David Fischer, der für Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt sitzt, durch die von der SPD geführten Verwaltung und Politik in Gelsenkirchen oft im Dunkeln gelassen. „Es werden Entscheidungen hinter verschlossenen Türen gefällt. Denken wir nur an das Schulgutachten, das lag bereits im Herbst 2019 vor, wurde aber genau in der Coronakrise als Handlungsempfehlung diskutiert. Hier fehlt mir oft die Transparenz im Umgang mit der Opposition. Zumal wir Grüne schon seit längerem eine weitere Gesamtschule anstelle der geplanten Sekundarschule gefordert haben. Und nun besinnt sich auch die SPD darauf und plädiert für zwei neue Gesamtschulen im Stadtsüden“, gibt Fischer zu bedenken.
„Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering, dass ein Grüner zum Bildungsdezernenten gewählt wird, aber was soll es. Ich sage einfach: Hier bin ich, ich bin bereit, den Job für Gelsenkirchen zu machen und das auch für mehr als vier Jahre“, zeigt sich Fischer ernüchtert, aber doch hoffnungsvoll. Die Entscheidung über die Nachfolge von Stadträtin Annette Berg soll in der Ratssitzung am 25. Juni fallen. Vorab tagt am 2. und 15. Juni die Findungskommission.

Keine Konkurrenz zum Oberbürgermeister-Amt

„Meine Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters bleibt bestehen. Es wäre ja eine vergleichbare Situation mit Karin Welge, die ja bereits Kämmerin der Stadt ist. Diese Kandidatur nehme ich auch weiterhin sehr ernst und sollte ich tatsächlich zum Oberbürgermeister gewählt werden, könnte die Stelle des Bildungsdezernenten nach der Wahl fix neu ausgeschrieben werden“, erklärt Fischer.

In Sachen Bildung kennt sich der Schulleiter aus

Dass sein Herz an der Bildungspolitik in Gelsenkirchen hängt, merkt man im Gespräch mit David Fischer immer wieder. „Entsprechend der Empfehlung sollten zwei neue Gesamtschulen im Stadtsüden entstehen. Dabei ist es aber aus meiner Sicht sehr wichtig, dass die Gesamtschule Ückendorf, die gerade auf einem guten Weg ist, und auch die Gesamtschule Berger Feld, die vom Süden aus gut zu erreichen ist, nicht hinten rüber fallen dürfen. Beide Schulen sind vom Gebäudezustand marode, bei der Gesamtschule Berger Feld sollte nach Ansicht von uns Grünen eine Sanierung gegen einen Neubau abgewägt werden, denn das Gebäude ist schon extrem marode“, schildert Fischer.
Außerdem denkt der Grüne laut darüber nach, anstelle von Neubauten alte Schulgebäude zu nutzen. Hierzu bringt er die Gertrud-Bäumer-Realschule ins Gespräch und das ehemalige Wirtschaftskolleg an der Augustastraße, das derzeit vom Berufskolleg Königstraße mit genutzt wird. „Ich stelle mir vor, dass zum Beispiel die Gesamtschule Ückendorf und eine neue Gesamtschule im Gebäude der Gertrud-Bäumer-Realschule jeweils die Sekundarstufen I beherbergen und an der Augustastraße eine gemeinsame Oberstufe beheimatet werden könnte.“
Wenig attraktiv findet Fischer die Planung eines Schulneubaus an der Europastraße, weil dort durch die zunehmende Ansiedlung von Logistikfirmen einen hohe Frequenz von Lastkraftwagen zu befürchten ist. Dafür würde er einen neuen Schulstandort in Schalke/Schalke-Nord, einem derzeit sehr abgehängten Ortsteil, befürworten. „Damit würde Bildungsgerechtigkeit genau dort praktiziert, wo sie nötig ist“, gibt er zu bedenken.
Dabei ist sich David Fischer ganz sicher, dass gut ausgestattete Schulen mit guten pädagogischen Konzepten auch viele junge Lehrer nach Gelsenkirchen locken würden, die jetzt angesichts der maroden Gebäude und mehr lieber andere Schulen bevorzugen. „Die Erfahrung zeigt, dass gut ausgestattete Schulen einen größeren Anreiz bieten, als eine schwierige Schülerkonstellation abstoßend wirkt“, weiß Fischer aus persönlicher Erfahrung als Schulleiter.

Mit den Reaktionen kann Fischer umgehen

Auf einen Medienbericht über die Bewerbung Fischers gab es bereits einige Reaktionen aus der Politik. "Ich gebe zu, dass ich mich bei den Zeiten zwischen Weggang und Neubesetzung der Stellen von Bildungsdezernent Manfred Beck und Stadtbaurat Michael von der Mühlen aus dem Gedächtnis getäuscht habe. Da hat Oberbürgermeister Frank Baranowski sicherlich recht. Was die Reaktionen von Seiten des SPD-Ratsfraktionsvorsitzenden Dr. Klaus Haertel und der FDP-OB-Kandidatin Susanne Cichos sowie Kiki Klug, bildungspolischer Sprecher der Gelsenkirchener Liberalen, betrifft, muss ich sagen: So geht man nicht miteinander um. Das ist eine besondere Qualität des Wahlkampfes gegen einen OB-Kandidaten der Grünen und grenzt an Kandidaten-Bashing. Ich kann damit umgehen, werde mich aber nicht an einem solchen Benehmen beteiligten", erklärt David Fischer, der weiterhin daran festhält, dass er keinen Grund sieht, die Stelle des neuen Bildungsdezernenten noch vor der Kommunalwahl durchboxen zu wollen.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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