Helm & Kennzeichen: Die Zukunft für Radler?

Bundesverkehrsminister Ramsauer bemängelte jüngst die „Verrohung der Sitten von Radfahrern“ und möchte die vermeintlichen Rowdys gerne zur Kasse bitten. Eine Kennzeichenpflicht ist in diesem Zusammenhang ebenso im Gespräch wie die Helmpflicht, die zur Sicherheit der Radfahrer beitragen soll. Foto: Gerd Kaemper
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  • Bundesverkehrsminister Ramsauer bemängelte jüngst die „Verrohung der Sitten von Radfahrern“ und möchte die vermeintlichen Rowdys gerne zur Kasse bitten. Eine Kennzeichenpflicht ist in diesem Zusammenhang ebenso im Gespräch wie die Helmpflicht, die zur Sicherheit der Radfahrer beitragen soll. Foto: Gerd Kaemper
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Begriffe wie „Kampfradler“ oder Fahrrad-Rowdys geistern derzeit durch die Medien. Auslöser dafür waren Aussagen des Bundesverkehrsministers, der im Rahmen der Neuordnung des Punktesystems auch über die „Verrohung der Sitten von Fahrradfahrern“ laut nachdachte und diese ebenso wie Autofahrer bestrafen möchte.

Von Silke Sobotta

GE. Weil der Verkehrsminister die „Rowdys“ auch gern zur Kasse bitten möchte, könnte es eine Kennzeichenpflicht geben. Wichtig wäre ihm aber auch die Sicherheit der Radler, die mit ihren E-Bikes Geschwindigkeiten bis zu 45km/h erreichen können. Und hier kommt der Schutzhelm ins Gespräch, mit dem nicht der Fahrradhelm oder Stadthelm, wie er in Gelsenkirchen für Radler existiert gemeint ist, sondern ein Motorradhelm.
Kein Wunder, dass sich Fahrradverbände wie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub laut zu Wort melden und Einsprüche erheben.
Thomas Semmelmann, der Vorsitzende des ADFC Landesverbandes NRW gibt in Punkto Kennzeichenpflicht zu bedenken: „Zwar gibt es bei allen Verkehrsteilnehmergruppen einige Menschen, die sich bewusst nicht an die Regeln halten. Es fahren aber deutlich mehr Autofahrer zu schnell als Radfahrer über rote Ampeln.“

Harsche Kritik des Clubs der Fahrradfahrer

In einer Pressemitteilung heißt es: Der ADFC NRW hofft, dass der Bundesverkehrsminister alsbald zu einer sachlichen Diskussion zurückkehrt. „Stammtischparolen sind da nicht hilfreich“, so Semmelmann.
Ähnlich sieht es auch der Vorsitzende des ADFC Gelsenkirchen, Peter Burckmann: „Es gibt unter allen Verkehrsteilnehmern schwarze Schafe. Eine Verrohung unter den Radfahrern gibt es aus meiner Sicht aber nicht. Wer von diesen sich austoben will, der fährt mit seinem Mountainbike in einen Wald.“
Wenn also eine Kennzeichenpflicht eingeführt werden sollte, dann müsste nach Ansicht Burckmanns jeder Fußgänger ein Nummernschild erhalten.
Was die Helmpflicht betrifft so sieht der Gelsenkirchener mehr Erfolg, wenn ein Helm empfohlen wird, als wenn er verordnet wird. „Dabei geht es mir aber um die Pedelics, mit denen Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h erreicht werden können. Reden wir über E-Bikes mit Höchstgeschwindigkeiten, die denen eines Mofas gleichkommen, dann sollte auch aus meiner Sicht ein Helm entwickelt werden, der zum Fahrzeug und Nutzer passt. Das ist aber eine Aufgabe der Industrie.“

Die Verkehrswacht GE propagiert den Helm

Die Verkehrswacht Gelsenkirchen ist seit Jahren ein Verfechter des Tragens von Fahrradhelmen und hat mit für die Einführung des Stadthelms Gelsenkirchen gesorgt.
Der erste Vorsitzende der Verkehrswacht Helmut Barek erklärt: „Wir propagieren schon lange den Helm für Fahrradfahrer. Denn man muss sich ja vor Augen halten, dass es auch ohne Helmpflicht um die eigene Sicherheit geht. Und darum sollten Eltern sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und nicht nur ihre Kinder mit einem Fahrradhelm ausstatten.“
In Sachen Kennzeichen hat Barek ebenfalls eine eigene Meinung, denn er kann sich noch gut daran erinnern, dass es vor vielen Jahrzehnten schon einmal ein Fahrradkennzeichen gab. „Wenn man die mit E-Bikes zu erreichenden Geschwindigkeiten berücksichtigt, dann macht eine Kennzeichenpflicht durchaus Sinn. Hier gilt auch zu bedenken, dass auch alle anderen mit Motorkraft betriebenen Zweiräder ebenfalls versicherungspflichtig und kennzeichenpflichtig sind. Der Polizei würde die Arbeit durch das Kennzeichen erleichtert, denn wie oft bekommt man einen Fahrradfahrer zu fassen?“, weiß der ehemalige Polizeibeamte aus Erfahrung.
Darum fordert er eine einheitliche Linie: „Warum muss ein Mofafahrer eine Fahrerlaubnis haben, ein ebenso schneller E-Bike-Fahrer aber nicht? Hier sollte kein Unterschied gemacht werden, ob es sich um einen Verbrennungsmotor oder einen Elektromotor handelt. Und natürlich wäre bei diesen Geschwindigkeiten auch ein entsprechender Helm angesagt.“

Die traurige Wahrheit durch Zahlen belegt

Die Zahlen, die die Polizei in der Verkehrsstatistik 2011 festgehalten hat, geben ebenfalls Anlass über die Nutzung eines Fahrradhelms nachzudenken. Und vielleicht ist ja auch doch was dran an den „Kampfradlern“?
Denn die Zahl der bei Verkehrsunfällen verunglückten Radfahrer ist vom Jahr 2010 mit 151 Personen auf 187 im Jahr 2011 angestiegen, das macht eine Steigerung von 23,8 Prozent.
In der Gruppe der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren gab es eine Erhöhung um 38,5 Prozent oder fünf Personen.
„Besorgniserregend ist der Anstieg jedoch bei den Senioren über 65 Jahre. Hier verunglückten im Jahr 2010 18 Radfahrer und im Jahr 2011 30 Personen. Das bedeutet eine prozentuale Erhöhung von 66,7 Prozent. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass die als Fußgänger und Radfahrer verunglückten Kinder bis 15 Jahre deutlich zurückgingen. Waren es 2010 noch 30 verletzte Kinder, so waren es 2011 nur noch 22“, erläutert Guido Hesse von der Polizeipressestelle.

Liebe Leserinnen und Leser, jetzt möchten wir gern Ihre Meinung hören zu Helm- und Kennzeichenpflicht für Fahrradfahrer!
Wären Sie bereit einen Helm zu tragen und bei schnelleren E-Bikes auch einen dem Motorradhelm ähnliches Modell?
Fahren Sie auch weiterhin Rad, wenn Sie dafür eine Haftpflichtversicherung abschließen müssen?
Schreiben Sie uns Ihre Meinung als Bürgerreporter auf www.lokalkompass.de/gelsenkirchen oder per e-mail an redaktion@stadtspiegel-gelsenkirchen.de.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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