Schalkes „Hunter“ macht Jagd auf Klaus Fischer

Traf in der 18. Minute zunächst zum 1:0: Klaas-Jan Huntelaar. Foto: Gerd Kaemper
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Klaas-Jan Huntelaar hat den FC Schalke 04 Samstagabend mit seinem Doppelpack zu einem souveränen 2:0 (1:0)-Heimerfolg gegen Bayer Leverkusen geschossen. Durch den 17. Saisonsieg und der gleichzeitigen Niederlage Mönchengladbachs, kletterten die „Knappen“ am 27. Spieltag auf den so wichtigen dritten Tabellenplatz.

Die Älteren werden sich erinnern: Es war die Saison 1975/1976, als Klaus Fischer die gegnerischen Abwehrspieler regelmäßig zur Verzweiflung trieb. Der Fallrückzieher-Experte schoss in dieser Saison 29 Tore, in der darauf folgenden Spielzeit jubelte Fischer auch noch einmal 24 mal.
Es dauerte bis zum Jahre 2001, dass ein Schalker noch einmal ähnlich erfolgreich war. Sein Name: Ebbe Sand. Der frühere Schalker Publikumsliebling knippste vor knapp elf Jahren 22 mal und wurde damit sogar Torschützenkönig in der obersten deutschen Spielklasse.

40 Tore in 39 Spielen

Die damalige Erfolgsgeschichte könnte nun eine Fortsetzung finden. Denn mit Klaas-Jan Huntelaar hat der S04 einen Stürmer in seinen eigenen Reihen, der seit Wochen in überragender Form ist und auch am vergangenen Wochenende (wieder einmal) doppelt traf. Es waren seine Saisontore 21 und 22 - in der Bundesliga. Wettbewerbsübergreifend hat der Holländer nun sage und schreibe 40 Tore in 39 Spielen geschossen. In der Bundesliga ist aktuell nur Bayerns Nationalstürmer Mario Gomez mit einem mehr geschossenen Tor (23) besser als der „Hunter“. Ganz nebenbei schoss der Stürmer seine Schalker damit quasi im Alleingang zum elften Sieg im 14. Heimspiel.
Huub Stevens hatte seine Mannschaft für das Spiel gegen die Bayer-Werkself nicht umgebaut und spielte mit der gleichen Anfangself, wie schon gegen Enschede und Kaiserslautern.
Schalke und Leverkusen begannen verhalten in den ersten Minuten. Ein erster zaghafter Versuch der Gäste - eine Freistoßflanke aus dem linken Halbfeld - boxte Schalkes Schlussmann Hildebrand souverän aus seinem Strafraum. Nach zehn Minuten steigerten die „Knappen“ das Tempo und kamen zu guten Chancen. Holtbys Schuss aus 22 Metern strich nur knapp rechts am Leverkusener Gehäuse vorbei (10.) und auch Jones köpfte den Ball nach einer Freistoßflanke nur zwei Minuten später knapp über das Tor.
Es war ein Freistoß, der sinnbildlich für die kompletten 90 Minuten stehen sollte. Denn Leverkusens Linksverteidiger Kadlec wusste sich nicht anders zu helfen, als Farfan mit einem Foul zu stoppen. Der Tscheche hatte für diese Aktion auch die gelbe Karte gesehen und war immer wieder mit dem am Samstagabend sehr starken Farfan heillos überfordert. Die Folge: Leverkuns Trainer Robin Dutt wechselte in der 65. Minute Oczipka für Kadlec ein, der Farfan aber auch nicht in den Griff kriegen sollte.
Es sollte bis zur dritten Torchance der Gelsenkirchener dauern, bis das 1:0 fiel. Fuchs hinterlief den in der ersten Halbzeit auch groß aufspielenden Draxler und schlug eine präzise Flanke in den Strafraum der Gäste, wo Huntelaar überraschend frei stand und den aber auch nicht einfachen Ball souverän zur Führung einköpfte (18.). „Wenn man Tore verteidigen will, sollte man zumindest etwas Körperkontakt im Strafraum haben“, kritisierte Dutt auch nach Spielende seine Mannschaft.
Statt sich nun etwas defensiver einzurichten, spielten die Schalker weiter nach vorne, während den Gästen nichts einfiel. Holtby hatte in der 21. Minute die nächste Gelegenheit, ein Tor zu schießen. Doch er scheiterte ebenso wie bei dem Versuch eines schnell vorgetragenen Schalker Konters in der 32. Minute, als er einen langen Ball im Strafraum der Leverkusener noch einmal quer auf Huntelaar legen wollte, den Ball aber in dessen Rücken spielte und den Gästen ein Befreiungsschlag gelang.
In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war es erneut Huntelaar, der zum vermeintlichen 2:0 traf. Doch sein Treffer wurde zurecht wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt.

Reihenweise gute Torchancen für Schalke

Nach dem Pausentee war es zunächst die Bayer-Elf, die mit mehr Schwung aus der Kabine kam. Leverkusen Kapitän Simon Rolfes war es, der in Minute 47 und 50 gleich zweimal den Torabschluss suchte. Beim ersten Mal versuchte er es noch mit einem gefühlvollen Schlenzer aus 18 Metern, den Hildebrand so gerade noch zum Eckball klären konnte. Beim zweiten Mal landete der Schuss des Nationalspielers in den Armen des Schalker Schlussmanns.
Doch es war wohl nur ein kleines Strohfeuer der Gäste. Denn Hildebrands Gegenüber, Bernd Leno, hatte gleich danach auch alle Hände voll zu tun. Erst musste der 20-Jährige Jungnationalspieler einen Lupfer von Farfan zum Eckball klären (53.), dann zwang ihn Huntelaar zur nächsten Parade (55.). Als Raul in der 63. Minute nach einer erneuten Fuchs-Flanke knapp über das Tor köpfte, befürchteten manche Schalke-Fans schon, dass der Schuss noch nach hinten los geht.
Und so war es dann auch André Schürrle, der den Ausgleich für die Gäste auf dem Fuß hatte. Nach einem feinen Spielzug der Gäste und einem überlegten Pass von der Grundlinie zurück an den Elfmeterpunkt, versagtem dem Spieler aber die Nerven und er jagte den Ball weit über das Tor in die Nordkurve (64.).
Das flotte Spiel hatte nur Minuten später weitere Torchancen zu bieten. Leno parierte nach einer guten Kombination zwischen Huntelaar und Raul den Schuss des Spaniers mit seinem Kopf (66.), Sekunden später tauchte Draxler plötzlich frei vor dem Leverkusener Tor auf, schoss aber drüber.
Leverkusen probierte es in der Schlussviertelstunde dann noch einmal und kam in Person von Castro (73.) und Derdiyok (76.) auch zu Torabschlüssen, die aber keine große Gefahr darstellten. Als Fuchs in der 80. Minute erneut eine gute Torchance für Schalke vergab, verzweifelten die Gastgeber schon fast.

„Die Wechselwirkung zwischen Tribüne und Mannschaft war super, die Unterstützung hat uns noch einmal zusätzliche Kraft gegeben.“

Bis wieder der „Hunter“ zuschlug. Farfan hatte sich gegen seinen Gegenspieler erneut durchgesetzt - denn auch Oczipka konnte nach seiner Einwechslung den quirligen Schalker an diesem Samstagabend nicht in den Griff bekommen - und flankte in den Strafraum. Es schien eine spiegelverkehrte Situation vom 1:0 zu sein. Denn auch in der 87. Minute stieg Schalkes Topstürmer Huntelaar wieder alleine im Strafraum zum Kopfball hoch und köpfte mühelos zum 2:0 ein.
Huub Stevens war nach Spielschluss mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden. „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Sie hat sehr gut nach vorne gespielt und hinten mit der notwendigen Aggressivität verteidigt.“ In der Tat war es vor allem Schalkes junger Innenverteidiger Papadopoulos, der reihenweise Zweikämpfe gegen Kießling gewann. Vor allem fast jedes Kopfballduell ging an den Schalker.
Doch der Chefcoach der Schalker wusste auch, warum seine Mannschaft unermüdlich nach vorne spielte. „Die Wechselwirkung zwischen Tribüne und Mannschaft war super, die Unterstützung hat uns noch einmal zusätzliche Kraft gegeben“, lobte der Trainer die Fans.
Die dürfen bereits am Donnerstag wieder in die Veltins-Arena kommen. Denn dann empfängt der S04 Athletic Bilbao zum Viertelfinal-Hinspiel in der Europa League, bevor es Sonntag am späten Nachmittag in der Bundesliga in Hoffenheim gegen die TSG weitergeht. Anstoß am Donnerstagabend ist um 21.05 Uhr. Für das Spiel gibt es nur noch wenige Restkarten. Wer keine Karte hat, kann sich das Spiel aber auch live im Fernsehen anschauen. Sat1 überträgt die Partie gegen die Spanier live im Free-TV.

Noch mehr Fotos zum Spiel sind in der Bildergalerie zu finden: http://www.lokalkompass.de/gelsenkirchen/sport/schalke-04-gegen-leverkusen-20-zweimal-huntelaar-schalke-jetzt-auf-platz-drei-d149457.html

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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