Van Ackens Festschrift wieder aufgelegt
Eine historische Rarität von 1914

Einen faksimilierten Nachdruck erfuhr jetzt die historische Festschrift aus dem Jahr 1914 von Johannes van Acken.  | Foto: Repro: Brachthäuser
  • Einen faksimilierten Nachdruck erfuhr jetzt die historische Festschrift aus dem Jahr 1914 von Johannes van Acken.
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Vor 100 Jahren rückte der Gladbecker Priester Johannes van Acken (1879 bis1937) schlagartig in den Fokus der Diskussionen um den modernen Kirchenbau: Mit seiner Schrift „Christozentrische Kirchenkunst“ von 1922 beeinflusste er über Jahrzehnte - nicht nur in Deutschland - den Sakralbau im 20. Jahrhundert, bis hin zum II. Vatikanischen Konzil (1962–1965).

Weniger bekannt ist hingegen, dass van Acken seine „Gedanken zum neuzeitlichen Pfarrkirchenbau“ schon acht Jahre zuvor in der „Festschrift zur Einweihung der Kirchen zum hl. Herzen Jesu und zum hl. Kreuze in Gladbeck“ erstmals öffentlich gemacht hatte. Diese stieß umgehend auf Interesse und Zustimmung. So fand neben vielen anderen der berühmte Kölner Kunstsammler Alexander Schnütgen (1843 bis 1918) „Worte hoher Anerkennung“. Der Erste Weltkrieg verhinderte dann allerdings deren Verbreitung und Rezeption in den entsprechenden Fachkreisen, und heute ist die Festschrift nur noch in wenigen Bibliotheken und Archiven verfügbar.

Neuauflage

Diesen Umstand nahm der Gladbecker Priester und Kirchenhistoriker Ralph Eberhard Brachthäuser nun zum Anlass, im Johannes-van-Acken-Jahr (der Stadtspiegel berichtete) die Festschrift als bedeutendes Zeugnis der Zeitgeschichte in einem faksimilierten Nachdruck neu herauszugeben, ergänzt um ein kurzes Vorwort zur wissenschaftlichen Einordnung. Dabei stand im Vordergrund das Bemühen um eine möglichst originalgetreue Wiedergabe der ursprünglichen Auflage, was vor allem für die reiche fotografische Bebilderung gilt, die zum Teil aus dem späten 19. Jahrhundert stammt.
Von dem bekannten Kirchenmaler Heinrich Nüttgens (1866 bis 1951) in Angermund hatte van Acken seinerzeit das prächtige, mit Golddruck verzierte Deckblatt gestalten lassen, das auch in der Neuauflage den Betrachtenden entgegenstrahlt.

Nach seinem einleitenden Text zum modernen Kirchenbau nimmt der Autor die Lesenden dann mit auf eine Reise durch die Gladbecker Kirchenlandschaft des frühen 20. Jahrhunderts. Er schildert die Baugeschichte der beiden neuen Kirchen Herz Jesu in Zweckel und Heilig Kreuz in Butendorf und nennt dabei eine ganze Reihe der seinerzeit beteiligten Personen. Detailreich beschreibt er anschließend die neuen Gotteshäuser und ihr Ausstattung.

Mehrere Kunstwerke

Doch van Acken beschränkt sich keineswegs nur auf die Neubauten. Er widmet sich auch der 1899 fertiggestellten Lambertikirche, wobei er sich den Seitenhieb nicht verkneifen kann, dass man mittlerweile „diesen in der Umgebung sattsam wiederholten Kirchentyp ablehnen“ würde. Hingegen lobt er ausdrücklich verschiedene Kunstwerke, die sich seinerzeit schon in der alten Lambertikirche befanden und solche, die für die neuen Kirchen beschafft worden waren. Dazu gehören unter anderem die Altarbilder von 1852, die der Düsseldorfer Historienmaler Carl Clasen (1812 bis 1886) angefertigt hatte, sowie neue Gottesdienstgewänder aus der bekannten Gladbecker Paramenten- und Fahnenstickerei von Johanna Alfs (1859–1929). Zwei Aufnahmen (außen und innen) von der 1897 abgerissenen alten Lambertikirche sind echte historische Leckerbissen. Gleichfalls beschreibt van Acken eingehend das St. Barbara-Hospital, dessen Rektor er seit 1910 war und das er schon in den Jahren 1908/09 mit dem Kölner Architekten Otto Müller-Jena (1875 bis 1958) beträchtlich erweitert hatte, noch bevor dieser 1910 das neue Amtshaus (heute Altes Rathaus) und 1914 die Heilig-Kreuz-Kirche fertigstellte.

Die Festschrift schließt mit einer Auflistung der an der Errichtung und Ausgestaltung der beiden neuen Kirchen beteiligten Firmen und Künstler, unter denen sich bekannte Gladbecker Namen finden, aber auch solche, deren Herkunft weit über den lokalen und regionalen Bezug hinausweisen.

VHS-Vorträge

Wer sich über die Festschrift hinaus für Johannes van Acken und sein Werk interessiert, sei auf zwei Vorträge im Mai in der VHS Gladbeck verwiesen: Ralph Eberhard Brachthäuser (Gladbeck): Johannes van Acken – sein Leben in Bild und Film, Dienstag, 17. Mai und Dr. Manuela Klauser (München): Johannes van Acken – seine Ideen zum modernen Kirchenbau, Dienstag, 31. Mai. Die Vorträge, denen sich eine Diskussion anschließt, beginnen jeweils um 19.00 Uhr im Haus der VHS, Friedrichstraße 55. Anmeldungen unter Tel.: 02043/992415. Der Eintritt ist bei beiden Veranstaltungen frei.

Im Herbst findet zudem eine international besetzte Tagung zu van Ackens Leben und Werk in der Katholischen Akademie Berlin statt

Infos: Johannes van Acken: Festschrift zur Einweihung der Kirchen zum hl. Herzen Jesu und zum hl. Kreuze in Gladbeck, faksimilierter Nachdruck der Originalausgabe von 1914, neu herausgegeben und mit einem Vorwort von Ralph Eberhard Brachthäuser, Gladbeck 2022, 55 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-9824049-1-2, 24,80 Euro. Erhältlich in Gladbeck: im Stiftshaus Gladbeck (post@stiftshaus.de oder Tel. 02043/789935), in der Gladbeck Information und in der Humboldt-Buchhandlung.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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