Spuren von sexueller Gewalt anonym sichern lassen

„Ab sofort können Opfer von Sexualstraftaten in Gladbeck Spuren dieser Gewalttat anonym sichern lassen“, erläutert Susanne Dillner von der örtlichen Frauenberatungsstelle. Mittels der Anonymen Spurensicherung nach einer Sexualstraftat, kurz ASS, können die betroffenen Frauen in Ruhe entscheiden, ob sie die Straftat zur Anzeige bringen wollen oder nicht.

„Jede siebte Frau in Deutschland wird Opfer von sexueller Gewalt, zu 80 Prozent kommt der Täter aus dem engeren sozialen Umfeld“, weiß Susanne Dillner. „Nur fünf bis acht Prozent dieser Fälle kommen überhaupt zur Anzeige, lediglich 13 Prozent der Täter werden verurteilt.“

Dies liege nicht nur an Angst oder Scham der Opfer, sondern auch an der Verfassung, in der sie sich unmittelbar nach der Tat befinden. Ziel von ASS ist somit vor allem, den Opfern nach der traumatischen Erfahrung Zeit zur Entscheidung zu geben und somit den Druck zu verringern.

Durch ASS können sie nun so schnell wie möglich nach der Tat Beweise aufnehmen und Spuren sichern lassen und – wenn sie sich dazu entschließen – erst später eine Anzeige erstatten. In Gladbeck beteiligt sich das St. Barbara-Hospital an diesem Unterstützungsangebot, im benachbarten Bottrop das Marienhospital.

„Die Frauen können sich nach einer Sexualstraftat an uns wenden, sich untersuchen und die Spuren der Tat wie Verletzungen oder Sperma sichern lassen. Diese Spuren werden dann anschließend unter einer Chiffrenummer bei der Rechtsmedizin Essen zehn Jahre lang aufbewahrt“, erklärt Markus Klopf, leitender Oberarzt der Gynäkologie im St. Barbara-Hospital. Wichtig ist, dass ein Facharzt die Untersuchung - die genauso abläuft wie die Untersuchung, die die Staatsanwaltschaft in Auftrag gibt- übernimmt, um die Gerichtsverwertbarkeit zu sichern.

Vorgenommen wird die für die Frauen kostenfreie gynäkologische Untersuchung mit einem speziellen Untersuchungsset. „Dieses Set enthält alle benötigten Utensilien. Dazu gehören der Dokumentationsbogen, die Abstrichtupfer, Zubehör für eine gegebenenfalls weitergehende Asservierung von Fingernagelabschnitten, Aufkleber für die kodierte Beschriftung der Asservate und Hilfsmittel für die Fotodokumentation.“
Bundesweit beteilligen sich 31 Städte, davon 14 Kommunen in NRW, an dieser Aktion.

„In Gladbeck haben wir drei bis vier Fälle pro Jahr, die mit der Polizei zu uns kommen“, so Markus Klopf, „doch die Dunkelziffer wird sicherlich höher sein. Aus ärztlicher Sicht begrüßen wir dieses Angebot sehr.“

Information zu dem Thema gibt in Gladbeck die Frauenberatungsstelle an der Grabenstraße 13, Telefon 02043/66699. Informationsflyer zu ASS werden im gesamten Stadtgebiet an öffentlichen Stellen verteilt.

Autor:

Annette Robenek aus Gladbeck

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