Die Kartoffel

Über die Preispolitik diverser Lebensmittel bis hin zur Unanständigkeit.

So lange ist es noch gar nicht her, dass man für einen Zentner Kartoffeln zehn Mark bezahlte. Seinerzeit kellerte man noch ein und hatte in einem kühlen, dunklen Raum die Kartoffelkiste. Während des Vorgangs des Einkellerns musste man dann entsprechendes Pulver unter die Kartoffeln mischen, um die Keimung möglichst hinauszuzögern.

Im Frühjahr dann, sah es in der Kartoffelkiste und den letzten Resten der Bestände einfach furchtbar aus. Teilweise bizarr verschrumpelt und von langen Keimen durchsetzt, suchte die sparsame Hausfrau dann noch die letzten Schätzchen heraus, die noch genießbar erschienen. Möglich, dass dann hier so manche Durchfall-Erkrankung ihre Ursache hatte.

Doch so ein „Flotter Otto“ war seinerzeit etwas, was wesentlich häufiger auftrat, als heutzutage. Das mit den Hygiene-Vorschriften war damals halt nicht so ausgeklügelt, wie heutzutage. Das mag man sehen, wie man will; jedoch waren die Menschen damals robuster, als heute und liefen nicht wegen jede Kleinigkeit zum Arzt. Allergien, wie sie heute gang und gebe sind, waren damals eher eine Seltenheit.

Doch zurück zur Kartoffel: Im Laufe der Jahre dann ging das Einkellern von Kartoffeln mehr und mehr zurück. Dies hatte sicherlich seine Ursache darin, dass man jederzeit Kartoffeln jedweder Art und in allen Konsistenzen kaufen konnte, wann immer man wollte. Es war schlicht nicht mehr möglich, sich einen Vorrat an Kartoffeln anzulegen, weil die Globalisierung bewirkte, dass jene Erdäpfel aus aller Welt importiert werden konnten.

Doch alle Veränderungen in unserem Leben haben immer ihren Preis. Immer, wenn wir etwas umgestalten oder neu anschaffen wollen, ist das stets mit Kosten verbunden. Bequemlichkeit und Service wollen bezahlt sein und je aufwendiger der Vorgang, umso kostenintensiver ist er.

Doch leider steht alles, was wir konsumieren, in einem Verhältnis zu seinem Preis. Bedenkt man, dass ein Kilo Kotelett als Angebot diverser Märkte unter drei Euro kostet, dann ist der gleiche Preis für dieselbe Menge Kartoffeln viel zu hoch. Gemessen an dem Aufwand, Fleisch oder Kartoffeln zu produzieren ist entweder der Fleischpreis viel zu gering oder der Preis für Erdäpfel viel zu hoch.

Bedenkt man, wie kostenintensiv Stallungen, Aufzucht, Pflege, Schlachterei, Trichinenschau Futtermittel, Lagerungskosten und was noch alles hinzukommt, im Verhältnis zur Kartoffelproduktion sind, dann mögen entweder die Fleischproduzenten karikative Einrichtungen sein oder die Kartoffelproduzenten gemeine Abzocker.

Hier stimmt doch wirklich etwas nicht!

Natürlich sollte jeder anständig für seine Arbeit belohnt werden. Doch ich kann mich dem Gefühl nicht erwehren, dass insbesondere in der Obst- und Gemüsebranche gewisse Nahrungsmittel knapp gehalten oder gar vernichtet werden, einzig um eine Preisoptimierung zu erzielen.

Auffallend ist zudem, dass es insbesondere jene Bauern sind, die immer wieder auf die Barrikaden gehen, die in der Milch- und Fleischindustrie tätig sind. Hinzu kommen dann noch zwielichtige Methoden, bei denen Osteuropäische Arbeitskräfte zu Dumping-Löhnen missbraucht werden. Hier besteht dann auch eine Verknüpfung zur Gemüseindustrie, wo ähnliche Methoden auch in saisonalen Bereichen angewandt werden.

Fazit: Auch, wenn ich selbst erfreut bin, etwas einsparen zu können. Doch Kartoffeln, Äpfel, Birnen und andere Dinge, deren Produktion wesentlich weniger umfangreich ist, sollten nicht mehr, als Fleischwaren kosten!!

Und Fleisch- und Milchprodukte dürften ruhig etwas mehr kosten, wenn dafür Haltung und Produktion entsprechend der Vorgaben ausgeführt würden.

Es kann nicht sein, dass ein Vollzeit-Beschäftigter im Schlachthof durch seine Arbeit noch nicht einmal die eigene Familie ernähren kann!!

Foto: Stephan Schmidt, Pixelio

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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