„Emotionale Kälte, die einem entgegen schlägt“

In Duisburg trauerten die Menschen und beklagten die fehlende soziale Kompetenz der Verantwortlichen.
  • In Duisburg trauerten die Menschen und beklagten die fehlende soziale Kompetenz der Verantwortlichen.
  • hochgeladen von Franz Geib

Die Loveparade in Duisburg ist untrennbar mit Katastrophe, Chaos und Tod verbunden. Und noch ein Begriff lässt sich dauerhaft mit dem Mega-Event verknüpfen: Gleichgültigkeit, Mutlosigkeit.
Das stellte zumindest Dieter Schütte, Seelsorger, Pfarrer und Superintendent im Kirchenkreis Wesel, im Gespräch mit dem Gocher Wochenblatt fest.
Es seien zwar nicht viele Menschen, die ihn im Zusammenhang mit der Loveparade ansprächen, aber die, die sich an ihn wenden, sehen in diesen Tagen eine gewisse Aussichtslosigkeit, wenn es um die Aufarbeitung mit den Geschehnissen in Duisburg geht.
Die Verantwortlichen würden, so der Eindruck der Betroffenen, bislang mit aller Macht nach irgendwelchen Schuldigen suchen, statt in diesem Moment der absoluten Trauer größtmögliche soziale Kompetenz zu beweisen: „Es entsteht bei vielen der Eindruck, dass hier wenig Mitgefühl mit den Opfern gezeigt wird. Stattdessen sind die Anrufer erschrocken über die emotionale Kälte, die den Betroffenen angesichts der Duisburger Katastrophe entgegen schlägt.“
Ein einfaches Wort der Entschuldigung durch einen der Verantwortlichen der Loveparade hätte dabei schon vollkommen gereicht, so der Seelsorger aus dem benachbarten Kreis.
Ein Merkmal der gesellschaftlichen Entwicklung sei das, was sich in Duisburg abspielt, bestätigt Schütte. Sich selbst der Nächste zu sein, Emotionen zu unterdrücken, soziale Kälte sind die Ingredenzien dieser Entwicklung.
Derzeit sei eine Gleichgültigkleit festzustellen, wie sie bislang nicht bekannt war: „Daraus entsteht ein Vakuum für die meisten Menschen. Diese Leere versuchen viele dann mit Spaß zu füllen.“
Events wie die Loveparade kommen dem Bedürfnis nach, nicht alleine zu sein, selbst wenn es nur für ein paar Stunden ist. Dieser Mix muss nicht, aber kann mitunter schlimme Folgen haben, wie jetzt in Duisburg geschehen.
Dieter Schütte: „Wir müssen jetzt mühsam neu lernen, aufeinander zu achten.“

Autor:

Franz Geib aus Goch

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