Familienstreit endete in Gewalt

Hagen
Das schlimme Ende eines langjährigen Familienstreits war am Montagmorgen der Hintergrund eines neuen Strafverfahrens am Landgericht in Hagen.
Ein 45-jähriger Mann mit libanesischen Wurzeln soll seine (nach islamischen Recht) 33-jährige Ehefrau geschlagen, getreten und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben. Der Anklagevorwurf lautete auf versuchten Totschlag.
Immer wieder war es in der langjährigen Beziehung zwischen den Partnern zu Streitigkeiten und Auseinandersetzungen gekommen. Sie habe ihn durch Anrufe kontrolliert, habe die drei gemeinsamen Kinder zu ihm abgeschoben oder ihn ständig gebeten, etwas für sie zu erledigen, erklärte der Hagener vor Gericht. „Wir hatten Theater“, fasste er die letzten Monate seiner Beziehung zu seinem vermeintlichen Opfer zusammen. Wiederholt versuchte er in seiner Einlassung vor Gericht auch, seine Frau als psychisch labil und überfordert zu charakterisieren. So habe er sie einmal schluchzend am Telefon gehabt, habe seine Arbeit stehen und liegen lassen und sei sofort zu ihrer Wohnung gefahren, wo er sie zitternd und völlig aufgelöst vorgefunden habe.
Dennoch blieb das Paar auch nach seiner Trennung und dem Auszug des Mannes aus der gemeinsamen Wohnung weiter in Kontakt. Die Kinder besuchten weiterhin regelmäßig ihren Vater, der 45-Jährige organisierte für seine ehemalige Partnerin immer wieder Umzüge, gab ihr Geld oder kümmerte sich um ihre Belange. Bis die ständigen Streitereien am 19. Juli dieses Jahres abends eskaliert sein sollen. Nachdem der 45-Jährige den ganzen Tag die Betreuung der Kinder für seine Ex-Freundin in deren Wohnung in Wehringhausen übernommen und zudem noch Wodka getrunken haben soll, kam es scheinbar zum Streit, darauf sollen Schläge und Tritte gefolgt sein. Unter anderem mit einem TV-Receiver soll der 45-Jährige auf die 33-Jährige eingeschlagen, sie an den Haaren vom Fenster weggezehrt, wo sie um Hilfe rufen wollte, und durch die Wohnung geschleift haben, wobei er ihr die Haare büschelweise ausgerissen habe. Auf der Couch im Wohnzimmer soll er sie dann unter Todesdrohungen gewürgt haben, bis sie ohnmächtig wurde und hinzukommende Bekannte ihn von seinem Opfer trennten. Zwar erinnerte sich der 45-Jährige recht genau an die gesamte Vorgeschichte des Tattages, an die Misshandlungen seiner Ex-Partnerin will er sich aber nicht mehr erinnern können. Als die vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen ihm die Fotos von den Kratzern, Prellungen und Würgemalen am Körper der 33-Jährigen während seiner Befragung vorhielt, murmelte der Angeklagte jedoch wiederholt erschüttert: „Das war ich? Das ist doch die Mutter meiner Kinder … Es tut mir leid.“ Dennoch blieb der Angeklagte am Montag letztlich bei seiner Version eines Blackouts und auch dabei, dass die 33-Jährige zuerst handgreiflich gegen ihn geworden sei. Sein vermeintliches Opfer konnte aus verfahrenstechnischen Gründen am Montag noch nicht als Zeugin aussagen, soll aber in den nächsten Wochen vom Gericht gehört werden.

Autor:

Anja Grevener aus Menden (Sauerland)

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