Haltern-West: Jagd auf die Fledermaus

Stolz und fröhlich zieht das neue Königspaar von Haltern-West, Hermann Koch und Andrea Püthe, in das Festzelt ein. Fotos: Borgwardt
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  • Stolz und fröhlich zieht das neue Königspaar von Haltern-West, Hermann Koch und Andrea Püthe, in das Festzelt ein. Fotos: Borgwardt
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Ein Wetter wie bei der Elefantenjagd: Trotz tropischer Temperaturen verfolgten die Schützen am Sonntag mit Spannung, wer den Vogel zu Fall bringen würde. Um 17.44 Uhr war dann klar: Mit Hermann Koch hat Haltern-West einen neuen König - und mit Andrea Püthe eine neue Kaiserin.

Der Schweiß lief in Strömen, als auf dem ausgedorrten Stoppelfeld am Markenkamp Schuß um Schuß knallte. Es galt, dem Schützenvogel "Andran vom Regenhügel" zu Leibe zu rücken, der seinem Namen an diesem Tag überhaupt keine Ehre machte. Wer konnte, setzte sich in den spärlichen Schatten, bedeckte das Haupt mit Schützenkappe oder Sonnenschirm, und kühlte sich mit kalten Getränken.

Auch der Holzvogel schien sich anfangs nach einem raschen Hitzefrei zu sehnen. Recht zügig ließ der Adler seine Insignien fallen. DIese sicherten sich in rascher Folge Stefan Kleineblei (Zepter), Wolfgang Hohmann (Krone), Dirk Kohaus (Apfel), Fabian Püthe (linker Flügel), Helmut Strüwe (rechter Flügel) und Friedbert Krüger (Schwert). Trotz eines fordernden Menschenkickerturniers am Vortag hatte die Zielsicherheit der West-Schützen also nicht gelitten. Vielleicht hatte es ja auch geholfen, dass ihnen der Erste Preis, ein halber Hektoliter Bier, von den Bossendorfer Grünröcken weggeschnappt worden war - so konnten die Schützen mehr oder weniger frisch zur Flinte schreiten.

Mit jedem Schuß und jedem Stück Holz, das von der Stange regnete, stieg die Spannung am Markenkamp: Wer würde Nachfolger des scheidenden Königspaares, Andrea II. Schmitt und Andreas I. Brinkert, werden? Über zwei willige Kandidaten wurden schon hinter vorgehaltener Hand spekuliert: Hermann Koch, der Unteroffizier aus dem königlichen Wachzug, und Heinz Kohaus, der Spieß der 1. Kompanie.

Und tatsächlich sollte es zum Hitzeduell der beiden routinierten Schützen kommen: Nachdem der Vorstand die heiße (oder vielmehr, noch heißere) Phase eingeläutet hatte, standen nur noch Kohaus und Koch hinter Kimme und Korn. Präzise setzten sie Schuß um Schuß in den Holzkorpus des zähen Schützenadlers. Um 17.21 Uhr ging dann ein kollektives Raunen durch die Zuschauergemeinde: Mit einem leichten Knarren drehte sich Andran auf den Kopf und mutierte vom Adler zur Fledermaus.

Diese Fledermaus galt es nun zu fällen. Immer wieder schien Andran kurz vor dem Fall, und obwohl die Wachzugfrauen klar parteiisch "Hermann, schieß den Vogel ab" skandierten, schien auch Kohaus immer wieder kurz vor dem Sieg zu stehen. Wer würde am Ende am Drücker sein?

Dann hielten alle den Atem an: Um 17.44 Uhr rauschte Andran, oder vielmehr seine Reste, zu Boden und hinterließ eine Staubwolke auf dem trockenen Acker. Blicke gingen nach oben: War da nicht noch Holz an der Stange? Dann war klar: Wenn es noch Reste gab, waren sie des Herunterschießens nicht wert, und so riss der Schütze der 451. Patrone jubelnd die Hände hoch: Hermann Koch, der neue König. Es schien nur Sekunden zu dauern, da wurde ihm seine neue Königin herangetragen. Andrea Püthe, die ehemalige Königin von 1994, hatte nun durch Koch die Kaiserkrone erlangt.

Natürlich stürmten auch Andrea II. Schmitt und Andreas I. Brinkert heran, um ihren Nachfolgern zu gratulieren, die vom Schützenvolk mit einem rauschenden Fest eingeführt wurden. Noch bis Montag feierten die Schützen mit ihren Gästen aus allen befreundeten Vereinen ausgelassen ihren neuen Hitze-König, den Bezwinger der Fledermaus.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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