Personalabbau bei Bonita
Transfergesellschaft - Abschiebebahnhof oder Chance

Der Personalabbau bei Bonita in Hamminkeln ist jetzt konkret und wird in den nächsten Wochen von Sozialplanverhandlungen begleitet. Dabei soll den zu kündigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Transfergesellschaft – in der Umgangssprache auch „Auffanggesellschaft“ benannt, angeboten werden. Die Inanspruchnahme einer Transfergesellschaft erfolgt in Abstimmung mit dem Betriebsrat. Jedoch ist hier Vorsicht geboten: Viele Transfergesellschaften lösen den Anspruch, den sie versprechen, nicht ein.



Eine der wichtigsten Entscheidungskriterien für die Auswahl einer Transfergesellschaft sollte die Unabhängigkeit sein. Häufig werden Betriebsräte durch die Gewerkschaftssekretäre dazu geraten, die der Gewerkschaft nahestehende Transfergesellschaft zu beauftragen. Häufig sind aber auch die Mittel, die für einen Sozialplan zur Verfügung stehen, stark begrenzt. Dann wird der billigste Anbieter mit der Durchführung beauftragt. In beiden Fällen wird eine Entscheidung gefällt, ohne dass auf die Qualität geachtet wird. Die Betreuungsquote liegt dabei meist bei 1 zu 50 oder mehr und ist viel zu hoch. Dies führt möglicherweise dazu, dass die Erstellung von Bewerbungen oder Vorbereitung auf zukünftige Vorstellungsgespräche in großen Gruppen durchgeführt werden und nicht zur Zielgruppe passen. Einzelberatungen dagegen finden nur selten statt und Stellenangebote werden wahllos aus verschiedenen Jobbörsen zusammenkopiert und passen nicht auf die persönliche Qualifikation.



Der Durchschnitt von erfolgreichen Vermittlungen in ein neues Beschäftigungsverhältnis liegt bei Anbietern von Transfergesellschaften bei ca. 40% (Studie der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung). Es gibt aber auch unabhängige Anbieter, deren Quote bei über 70% liegt.



Transfergesellschaft bietet etliche Vorteile für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter



Transfer heißt Überführung in ein neues Arbeitsverhältnis. Zielstellung ist es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein sicheres Arbeitsverhältnis zu vermitteln. Hierzu muss gewährleistet sein, dass ein Berater maximal 30 Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter betreut, damit ausreichend Zeit für die intensive Einzelberatung gesichert ist. Nur enge Beratungsintervalle stehen für eine erfolgreiche Vermittlung in einen neuen Job."



Im Zentrum der Beratung muss die aktive Unterstützung im Bewerbungsprozess stehen. Qualifizierte Berater erarbeiten in der Einzelberatung mit den betroffenen Mitarbeitern neue berufliche Zukunftsperspektiven, bieten Individuelles und persönliches Coaching für zukünftige Vorstellungsgespräche, erstellen gemeinsam zeitgemäße und zielgerichtete Bewerbungsunterlagen, führen professionelle Stellenakquise durch und setzen bei Bedarf an zusätzlichem Qualifizierungsbedarf passgenaue Bildungsmaßnahmen ein.

Wenn diese Qualität nicht nur angeboten sondern auch in der Praxis umgesetzt wird, kann ein Übergang in Arbeitslosigkeit verhindert werden. Hierzu gehört auch, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch nach der Zeit in der Transfergesellschaft eine weitere Begleitung in persönlichen und/oder beruflichen Angelegenheiten erhalten.



Es bleibt zu hoffen, dass sich Geschäftsleitung und Betriebsrat bei Bonita auf einen Transferanbieter einigen, der sensibel auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeht und sich aktiv durch individuelle integrierte Lösungsmodelle, breites Unternehmensnetzwerk und zielgerichteter Umsetzung um die Integration der Beschäftigten in ein neues Arbeitsverhältnis kümmert.

Franz Flachs
Berufspädagoge

Autor:

Franz Flachs aus Hamminkeln

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