++Update Chemieunfall: Gasaustritt: „So ziemlich das Schlimmste, was es gibt“

Fotos: Bangert
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Ein Chemieunfall bei der Firma Woelm KWS löste einen großen Feuerwehreinsatz aus.
Durch das irrtümliche Mischen verschiedener Säuren entstanden ätzende Gase. Ein Mitarbeiter hatte größere Mengen eingeatmet und musste mit dem Rettungshubschrauber in eine Duisburger Spezialklinik geflogen werden. Feuerwehrleute in Spezialanzügen bargen die gefährlichen Stoffe. Dazu wurde die Höseler Straße stundenlang in beiden Fahrtrichtungen gesperrt, was zu größeren Verkehrsbehinderungen führte.
„Es riecht anders als sonst“, stellte am Donnerstagmorgen der Abteilungsleiter für die Galvanik im Bereich der Wasseraufbereitungsanlage fest.
Ein Trupp der alarmierten Feuerwehr erkundete unter Vollschutz die Räumlichkeiten im Keller des KWS-Betriebsteils, konnte aber keinen Schadstoffaustritt feststellen. „Wir haben minimale Spuren von Chlor und Nitrosegase gemessen“, so Ulrich Heis, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenhaus. „Wir haben dem Abteilungsleiter aufgetragen, die Anlage stillzulegen und durch eine Fachfirma kontrollieren zu lassen“, was auch so geschah.
Gegen 13 Uhr wurde ein Rettungswagen von der Firma angefordert, weil der Abteilungsleiter unter massiven Atemschwierigkeiten litt, die eingesetzten Rettungskräfte stellten sofort fest, dass ein erneuter Schadstoffaustritt die Ursache ist und gaben Alarm für die Feuerwehr Heiligenhaus. „Ich habe sofort überörtliche Unterstützung angefordert, weil bei dem morgendlichen Einsatz alle vier vorhandenen Chemieschutzanzüge verbraucht wurden und nicht zur Verfügung standen“, so Heis.
Der Notarzt erkannte den kritischen Zustand des Patienten, der in ein künstliches Koma versetzt wurde, ein Rettungshubschrauber flog ihn in eine Duisburger Spezialklinik. Alle Mitarbeiter mussten das Gebäude verlassen. In einem nicht betroffenen Betriebsteil wurden 36 Beschäftigte, die Beschwerden feststellten, vom leitenden Notarzt des Kreises Mettmann sicherheitshalber untersucht. Lediglich einen Mitarbeiter schickte Dr. Frank Hardtmann zur Beobachtung ins Klinikum Niederberg. „In der Löf zu der Anlage war ein massiver Schadstoffausstoß festzustellen. Es handelte sich um Nitrosegase, so ziemlich das Schlimmste, was es gibt“, so Einsatzleiter Ulrich Heis, der vorsorglich weitere Rettungswagen aus Ratingen, Velbert und Essen anforderte. Da sich Anwohner wegen ungewöhnlicher Gerüche bei der Polizei gemeldet hatten, wurden Messungen in der Umgebung durchgeführt, alle ohne Ergebnis.
Die Erkundung der Lage in dem Kellerraum erwies sich als personalintensiv. „Die Einsatzkräfte gehen unter schwerem Atemschutz vor, darüber der dichte Chemieschutzanzug, dazu die Hochsommerlichen Temperaturen - das kann keiner länger als 15 Minuten aushalten.“
Kamen die „Marsmenschen“ zurück, wurden sie dekontaminiert: Helfer in Schutzanzügen und Gasmasken schrubbten die dicken Gummianzüge, um sie von Chemikalienresten zu befreien. Anschließend wurde die Schutzkleidung in Plastiksäcken verschlossen, damit sie bei einer Fachfirma aufgearbeitet werden kann. Unterstützung erhielt die Heiligenhauser Feuerwehr durch Kameraden aus Velbert und Ratingen sowie durch die Werkfeuerwehr von Henkel in Düsseldorf. Im Rahmen eines Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem stellen die Werkfeuerwehren ihre Spezialkenntnisse und Ausrüstung den örtlichen Wehren zur Verfügung. Die Spezialisten halfen bei der Bergung von zwei Chemikalienbehältern, die von einer Entsorgungsfirma unschädlich gemacht werden.
Zum Schluss wurde Wasser aus dem Keller abgepumpt. „Da waren keine Schadstoffe drin“, versichert Heis, der gegen 23 Uhr, also nach zwölf Stunden, den Einsatz beendete.

Autor:

Ulrich Bangert aus Heiligenhaus

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