Eine Geschichte

Elli war Kummer gewöhnt. Aber das, ging ihr doch zu sehr an die Nieren.

Seitdem sie in ihrer Kinderzeit alle 2 Jahre Ort und Schule wechseln musste, hatte sie gelernt ihre Trauer und ihren Schmerz vor anderen zu verbergen. Ein Kind versteht noch nicht, warum sein Vater, der Berufssoldat war, ständig Umziehen muss. Die Interessen eines Kindes in diesem Alter drehen sich nur um Kindergarten und Freunde.

Den ersten Umzug, den Elli, ihr richtiger Vorname lautete Elbjørg, richtig mit bekam, war in dem Jahr, wo sie das 5 Lebensjahr erreichte. Wie weinte sie damals bitterlich, als sie sich von ihrer besten Freundin verabschieden musste. Selbst ihre Mutter, die sie sonst immer geschafft hatte sie zu beruhigen, musste nach mehreren Versuchen die Flinte ins Korn werfen. Obwohl Trauer und Schmerzen mit jedem weiteren Umzug immer weniger wurden, stiegen ihre Probleme mehr und mehr an.

Nicht nur, das Elli in jeder neuen Schule ein neues Schulsystem und neue Lehrer hatte mit denen sie sich rumschlagen musste, auch als Neuling in eine bestehende Klassengemeinschaft zu kommen ist nicht leicht. Jedes Mal wurde sie ausgegrenzt, und geärgert. Als Elbjørg endlich den Anschluss schaffte, wurde ihr Vater wieder Versetzt, und das ganze begann von vorne. Mit der Zeit, hatte sie sich daran gewöhnt. Wenn die Trauer über die Freunde, die Elli zurücklassen musste zu groß wurde, verdrängte sie ihre Gefühle, indem sie sich in Gedanken den neuen Ort vorstellte. Ihre Eltern waren richtig stolz auf ihre Tochter. Sie erzählten Jedem, der es wissen wollte, wie gut doch ihre Tochter mit den Umzügen fertig wurde. Hätte man Ellis Seele befragt, wäre dabei etwas ganz anderes rausgekommen.

Jahrelang hatte sie nicht mehr so geweint. Und jetzt das!! Dabei hatte der Tag doch so schön angefangen.

Sie saß mir richtig guter Laune am Frühstückstisch. Sie genoss ihren Kaffe, und aß genüsslich an den Croissant. Als auf einmal das Telefon klingelte. Gut gelaunt hob Elli ab.
„Elbjørg Drusewitz“, sprach sie in die Muschel.
Sofort merkte sie, dass irgendetwas nicht stimmte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis eine Antwort kam. „Hallo Elli, hier ist dein Vater“, er schluckte. So niedergeschlagen hatte sie ihren Vater selten gehört. „Du musst jetzt stark sein kleine, deine Muter liegt im Krankenhaus.“ „Was ist mit ihr geschehen?“, bohrte Elli nach. Noch einmal schluckte ihr Vater, und atmete tief ein, bevor er antwortete, „Deine Mutter hat sich gegen die Balkonbrüstung gelehnt, als diese nachgab. Im Moment liegt sie auf der Intensivstation. Die Ärzte geben ihr nur noch einen Tag.“

Elli saß senkrecht im Bett. Ihr Puls raste. Es dauerte etliche Minuten, bis sie realisierte, dass es nur ein Traum war. Heilfroh über diese Erkenntnis schwang sie sich aus dem Bett. Nach dem sie sich geduscht und angezogen hatte, setzte sie sich gut gelaunt an den Frühstückstisch. Der warme Tee und das Marmeladentost vertrieben die letzten Gedanken an diesen fürchterlichen Traum.

Bis das Telefon klingelte.

Autor:

Torge Auer aus Hemer

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