Der Geier hält Herne in seinen Fängen

Hans Martin Eickmann ist Herne-Experte: Schließlich gewann er schon 1997 den Wettbewerb „Tegtmeiers Erben“. | Foto: StandOut
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  • Hans Martin Eickmann ist Herne-Experte: Schließlich gewann er schon 1997 den Wettbewerb „Tegtmeiers Erben“.
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Jetzt wissen wir‘s: Röhlinghausen ist der Bauchnabel des Reviers. Und wenn man den Fussel aus dem Nabel nimmt, kommt ein Blindschacht zum Vorschein. Sie merken es schon: Herne ist unter die Geier gekommen. Wir sind die Partnerstadt des „Geierabends“, der in Dortmund seit Jahren in der Karnevalszeit für Furore sorgt.

Jürgen von Manger alias Hans Martin Eickmann knöpft sich den neuen Partner unter den Argus- und Premieren-Augen von OB Horst Schiereck sogleich vor: „Nicht ist so schön wie die Sterne über Herne“, trällert er aus dem Ballonkorb von „Tegtmeier's Reisen“. Da verzieht der Mond von Wanne-Eickel giesgrämig das Gesicht.
Eickmann legt nach, denn er hat einen verstaubten Reiseführer gefunden, in dem angeraten wird, Herne könne man mal machen. Allerdings sei die Stadt so dicht besiedelt, dass man nach Bochum fahren müsse, wenn man seine Jacke ausziehen wolle. Herne sei zudem die einzige Kommune im Ruhrgebiet, die keine Ausrede mehr habe.
„Besonders gern mögen wir die Fahne unserer Partnerstadt“, ätzt Eickmann, „die ist nämlich schwarz-gelb!“ Einige Schalke-Fans verlassen daraufhin den Saal im denkmalgeschützten Industriemuseum Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen. Dort ist der Geier nämlich für mehrere Wochen gelandet.
OB Schiereck findet, es handele sich hier wohl eher um Kabarett als Karneval, sieht aber sehr zufrieden aus und steht das ganze Vier-Stunden-Programm durch. Gibt ja auch lecker Essen in der Pause von „Tante Amanda“: Flammkuchen duftet elsässisch, Lachsbrötchen verbreiten See-Atmosphäre, und Currywurst kleckert.
Unser Stadtoberhaupt ist natürlich nicht allein: Astrid Jordan vom Herner Stadtmarketing wirbt in Dortmund mit Charme und Nachdruck für die Cranger Kirmes; das Maskottchen Fritz, das großzügig Weingummis verteilt, hat sie gleich mitgebracht – und auch den „Hau-den-Lukas“. Traurig ist sie trotzdem, „weil wir das alte Kirmes-Prunkstück hier nicht benutzen dürfen. Der Zechen-Denkmalschutz erlaubt es nicht“.
Der Geierabend, der später in diesem Jahr auch Station in Herne machen wird, zieht so ziemlich alles durch den Kakao, was uns das vergangene Jahr beschert hat: Die Piratenpartei, Schwule beim DFB, FDP-Malaise, Kakerlaken und „Die Zwei vonne Südtribüne“. Einiges werden Nicht-Dortmunder nur mit Mühe verstehen, aber auch der Baukauer und Eickeler weiß sicher, wie bedrohlich Nazis sind und dass der „Tatort“ einen dritten Spielort bekommt.
Sehr hübsch die QVC-Sondersendung über Euro-Rettungsschirme, von denen auch – kuck an – „Baracke Obama“ einen haben will, der Pleiten-Präsident, dessen „Yes, we can“ schon immer eine Lachnummer war. In die Vollen hacken die Geier, als sie Facebook ad absurdum führen. Dicke Daumen piepsen: „Das gefällt mir!“ Doch die virtuelle Liebe macht außerhalb des Laptops so was von schlapp. . .
Noch ein Witz, dann ist Schluss: Ein BVB-Fan hockt in der S-Bahn, als diese plötzlich aus den Schienen springt, einen Hügel hinabfährt, einen Fluß durchquert und an dessen anderem Ufer wieder einen Hügel hinaufklettert. „Warum machst du das“, fragt der verdutzte Borusse den Lokführer. „Da stand ein Schalke-Fan auf den Schienen.“ – „Da fährt man doch weiter geradeaus“, wirft der Schwarz-Gelbe ein. „Ja schon“, tönt es von der Lok, „Aber der Schalker ist von den Schienen gesprungen, den Hügel hinabgelaufen, durch den Fluss gewatet. . .“
Nicht alle Nummern des Geierabends sind gleich stark, aber hingehen lohnt sich – schon wegen der ganz eigenen Atmosphäre. Man fühlt sich zuhause bei närrischen Freunden und kann einen verdammt lustigen Abend verbringen.
Tickets gibt es online unter: www.geierabend.de (32 Termine vom 12. 1. bis zum 21. 2.).
Die Karnevals-Veranstaltung der anderen Art findet statt im LWL-Industriemuseum, Zeche Zollern II/IV, Grubenweg 5, Dortmund-Bövinghausen. Es stehen ausreichend Parkplätze zur Verfügung.

Hans Martin Eickmann ist Herne-Experte: Schließlich gewann er schon 1997 den Wettbewerb „Tegtmeiers Erben“. | Foto: StandOut
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Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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