Schuldgefühle, Reue, Scham
Frage der Woche: Wann hattet ihr ein schlechtes Gewissen?

Einfach unsichtbar sein: Mit einem schlechten Gewissen müssen wir umgehen können. | Foto: Anita S. via pixabay.com
  • Einfach unsichtbar sein: Mit einem schlechten Gewissen müssen wir umgehen können.
  • Foto: Anita S. via pixabay.com
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Wir kennen das Gefühl nur zu gut: Ein bisschen flau in der Magengegend, Rastlosigkeit, die Gedanken kreisen immer wieder um diese eine Situation – das Gewissen meldet sich, wir fühlen uns mies. Wann hattet ihr zuletzt ein schlechtes Gewissen?

Bei mir ist es gar nicht lange her. Ich bin mit meiner Tochter auf dem Weg zur Schule, dabei gehen wir wie jeden Morgen durch einen Park, ein alter Friedhof in Herne Mitte. Aus dem Augenwinkel sehe ich auf einmal, wie ein älterer Mann sich direkt am Weg an einen Baum stellt, ganz offensichtlich, um sich zu erleichtern. Im Park sind jeden Morgen viele Kinder unterwegs, die Grundschule grenzt direkt an den alten Friedhof.

Erst der Zorn...

Ich werde sauer. Er solle doch einfach die paar Meter ins Gebüsch gehen, rufe ich. Er: Ach, ich solle weitergehen. Jetzt sagt er mir auch noch, was ich zu tun habe? Ich wiederhole meine Ansage, bin jetzt laut. Er macht weiter und scheucht mich mit den Händen weg. In meinem Kopf macht es - pling - ich bin jetzt nicht mehr sauer, sondern aggressiv. Ausnahmezustand. Ich lasse die Hand meiner Tochter los, bringe mich in drei langen Schritten dicht an ihn ran und brülle ihm ein paar hässliche Sachen direkt ins Gesicht. Dann: "Ich bin schwerbehindert, bitte lassen Sie mich."

...dann die Reue

Das macht mich platt. Nicht direkt zwar, ich lasse ihn erstmal wortlos stehen und nehme mein Kind wieder an die Hand, bringe den Schulweg zu Ende. Aber direkt danach macht es mich platt. Der Zorn verraucht, zurück bleibt der flaue Magen, das schlechte Gewissen. Weit ist der Mann nicht gekommen, ich gehe zu ihm, will mich entschuldigen. Jetzt erst bemerke ich, dass der Mann mir körperlich nichts entgegen setzen konnte. Und das Kind war dabei. Der Magen flaut und flaut.

Als ich bei ihm ankomme, hat er sogar Angst vor mir, ich mache ein paar Schritte zurück. Dann reden wir. Ich bereue, er erklärt, ich begreife, er schämt sich, ich darf wieder ein bisschen näher, wir sagen tschüss. Das schlechte Gewissen nehme ich mit.

Weswegen hattet ihr mal in eurem Leben ein richtig schlechtes Gewissen? Was habt ihr daraus gelernt? Was hat euch dabei geholfen, damit umzugehen? 

Achtung: Das hier ist eine sehr persönliche Frage, daher dürft ihr auch sehr gern anonym kommentieren. Schickt mir einfach eine PN oder eine Mail an service@lokalkompass.de (von welcher Mailadresse ihr mögt, auch die kann anonym sein), ich veröffentliche eure Beiträge dann hier in den Kommentaren. Ich freue mich auf offene und ehrliche Beiträge und eine spannende Unterhaltung. 

Und: Hier soll niemand verurteilt werden. Entsprechende Kommentare lösche ich.

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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