BürgerReporterin des Monats Juli
Lokalkompass präsentiert: Corinna Kirschberg aus Marl

BürgerReporterin des Monats Juli: Corinna Kirschberg aus Marl. | Foto: C. Kirschberg
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Erst ein Versicherungsschaden machte diese Geschichte überhaupt möglich: Corinna Kirschberg kaufte sich ihre erste Digitalkamera, nachdem Einbrecher ihre Wohnung ausgeräumt hatten. Seit 2016 fotografiert die Autodidaktin ohne Berührungsängste auf Veranstaltungen aller Art für den Lokalkompass. In diesem Juli ist sie unsere BürgerReporterin des Monats.

Wie bist du BürgerReporterin geworden?
Es fing damit an, dass wir ausgeraubt worden sind, also wirklich komplett. Von der Versicherungssumme habe ich mir dann eine Digitalkamera gekauft. Das war immer ein Traum von mir. Weil ich mich aber mit der Fotografie nicht auskannte, habe ich einen Fotografen gefragt, den ich aus dem Internet kannte. Der hat mir eine Liste gegeben: „Das brauchst du.“ Am Anfang war ich hoffnungslos mit der Kamera überfordert, also habe ich einen zweitägigen Kurs gemacht. Aber auch danach dachte ich noch: „Das schaffst du nie.“ Dann hat mich schließlich der Fotograf Eberhard Stockmann angerufen. Er war krank geworden, ich solle bitte auf einem Event die Fotos für ihn machen, ich würde das schon schaffen. So bin ich sozusagen zwangsweise (lacht) ans Fotografieren gekommen. Eberhard Stockmann schickt mich seitdem auf alle möglichen Events in Marl und Umgebung und ich mache eben Fotos. Eigentlich berichte ich nur über schöne Sachen.

Eigentlich?
Ja, es sind in diesem Jahr an Ostern in Marl drei türkische Jugendliche so schwer mit dem Auto verunglückt, dass alle drei gestorben sind. Es gab eine große Beerdigung und eine Trauerfeier mit mehreren Tausend Menschen. Da habe ich auch berichtet, das war sogar der Artikel, der am meisten gelesen worden ist. Allerdings war ich da nur auf die dringende Bitte der Gemeinde hin. Also, schöne Berichte werden irgendwie nicht so viel gelesen wie solche fürchterlichen Sachen.

Woher kanntest du denn den Lokalkompass?
Aus der Zeitung. Weil ich nie eine Tageszeitung hatte, war der Stadtspiegel immer mein Medium für Nachrichten aus der Stadt. Weil es da viele Nachrichten aus Marl gibt und er nicht so überladen mit Werbung ist. Da habe ich gesehen, dass auch andere BürgerReporter dort ihre Bilder veröffentlichen. Auch hier hat mir dann Eberhard Stockmann gesagt „Mach doch mal.“

Hast du denn auch Kontakt auch zur Community im Lokalkompass?
Fast nicht, bis auf drei Leute, mit denen ich oberflächlich Kontakt hatte. Dadurch, dass ich zwei Arbeitsstellen habe und vier Kinder und darüber hinaus auch noch fotografisch unterwegs bin, habe ich für ein Online-Leben nicht so viel Zeit. Auch meine Bilder bearbeite ich gar nicht. Entweder ich behalte ein Bild, wenn es mir gefällt, oder ich schmeiße es weg.

Hast du besondere Leitsätze oder Regeln, wenn du fotografierst?
Ich möchte nur Fotos machen, die man sich gerne anguckt, und auf denen Menschen sich positiv wieder erkennen. Ich habe jetzt mehrere Leute fotografiert, die mir am Ende gesagt haben: „Bevor du mich fotografiert hast, fand ich mich auf Fotos hässlich. Einen Herrn habe ich fotografiert – dessen Frau hat jetzt zum ersten Mal Fotos von ihm bei sich. Ich schaffe es irgendwie, Menschen so darzustellen, dass sie sich schön finden.
Ein großes Kompliment für dich als Fotografin, wenn die Menschen das sagen.Sind Menschen deine liebsten Motive?
Menschen, Partys, aber auch Tiere. Vor allem Katzen und Pferde. Aber die veröffentliche ich eher nicht, die interessieren ja niemanden. Ich möchte jedenfalls positive Berichte machen, das Leben ist schon schlimm genug.
Bist du fotografisch nur in Marl und Umgebung unterwegs?
Ich werde auch weiter weg eingeladen. Ich war zum Beispiel mal unterwegs, um Sarah Wagenknecht in Wuppertal zu fotografieren. Oder bei Frau Nahles.
 
Und du bist immer ehrenamtlich im Einsatz?
Genau. Aber ich fotografiere dann nicht die ganze Zeit. Das Schöne ist ja, dass man gemeinsam zu einem Termin fährt und man einen schönen Nachmittag hat, dass man klönen kann und Spaß haben.

Ein Satz zum Ruhrgebiet, bitte.
Herz mit Schnauze.

Neigst du dazu, das Ruhrgebiet zu romantisieren?
Ich finde Industriekultur wunderschön. Ich liebe Zechen, weil ich mal 18 Jahre auf einer Zeche gearbeitet habe, als kaufmännische Bergfrau sozusagen. Immer wenn ich irgendwo einen Förderturm sehe, bekomme ich ein wehmütiges Gefühl. Ich habe auch etliche Zechen hier im Umkreis schon besucht. Zeche Zollern in Dortmund ist meine absolute Lieblingszeche, aber auch im Landschaftspark Duisburg Nord bin ich super gerne. Nur mit den Fotos scheitert es leider, weil meine Fotoausrüstung nicht ausreicht, um die Bilder zu machen, die ich haben möchte.

Was möchtest du haben?
Am liebsten ein richtig fettes Canon-Zoom-Objektiv, aber das kostet mehr, als ich im Monat verdiene. Zumal ich halbtags arbeite und vier Kinder habe. Also, Fotos im Nahbereich bis zwanzig Meter sind kein Problem, aber wenn ich dann einen großen Förderturm fotografieren will, dann bin ich nicht zufrieden, da ist mir das Bild nicht klar genug.

Abgesehen von dem, was du dir finanziell leisten kannst – wo möchtest du als Fotografin noch hin? Hast du Ziele?
Da habe ich jetzt eigentlich alles machen können, was ich wollte: Menschen fotografieren können, Partys. Meine große Leidenschaft ist eigentlich Tiere zu fotografieren. Vor allem Pferde möchte ich richtig schön darstellen können, so dass man wirklich die Bewegung des Tiers noch erkennen kann, die Muskeln. Das ist, was mich am meisten fasziniert. Manche von meinen Bilder fand ich schon gar nicht schlecht – da habe ich auch eins veröffentlicht – also, diese Art von Bildern, das ist für mich der Nonplusultra.
Danke für das Gespräch.

Lesetipps der Redaktion: 
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Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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