Anfeindungen gegen Jens Spahn
Die Sache mit dem Respekt...

In den Medien ist heute immer wieder von den Anfeindungen gegen Jens Spahn bei seinem Besuch in Bergisch Gladbach die Rede. Ganz ehrlich: Mir ist Jens Spahn unsympathisch und ich teile viele seiner Ansichten so ganz und gar nicht. Gibt mir das das Recht, ihn zu beschimpfen und zu bespucken? Sicher nicht. Ganz davon abgesehen, dass ich nicht einmal eine Interesse daran habe solch ein - Entschuldigung - asoziales Verhalten auszuleben, finde ich so einige Menschen nicht gerade sympathieerweckend. Zum Beispiel Menschen, die andere beschimpfen und bespucken.

Man kann von Jens Spahn genauso wie von allen anderen Politikern, die leitende Positionen in diesem Staat bekleiden, halten, was man will, aber ich persönlich habe großen Respekt vor den Aufgaben, die sie gerade in dieser komplizierten Situation tagtäglich zu bewältigen haben. Sie müssen Entscheidungen treffen, die weitreichende Konsequenzen für so viele Menschen haben, und das vielfach ohne sich auf Erfahrungswerte oder gesicherte Fakten stützen zu können. Sie müssen mehr Aspekte berücksichtigen, als sich der Bürger als Otto-Normal-Verbraucher auch nur vorstellen könnte. Da ist es normal - und vor allem menschlich - wenn auch Fehlentscheidungen getroffen werden, Folgen in Kauf genommen werden müssen, für die sich niemand freiwillig entschieden hätte oder Aussagen korrigiert werden müssen. Ich sehe dies nicht zwangsläufig als ein Zeichen von fehlender Kompetenz sondern oft genug als eines der Stärke. Jeder Mensch, der sich schon einmal aufrichtig entschuldigt hat, weiß vermutlich, dass es nicht gerade in der Natur desselben liegt, Fehler zuzugeben.

Kein Mensch, egal in welcher Position er sich befindet und mit welchen Aufgaben er betraut ist, wird es jemals schaffen eine Entscheidung zu treffen, mit der alle zufrieden sind. Dafür sind die Wünsche und Bedürfnisse einfach zu unterschiedlich. Der Landwirt wünscht sich Regen, der Urlauber Sonnenschein. Es gibt kein einfaches „Richtig oder Falsch“. Die Aufgaben der Politik sind in erster Linie die Bedürfnisse des Gemeinwohls. Wann begreift auch der letzte, dass wir aufeinander angewiesen sind und dass ein Zusammenleben nur mit Rücksicht und Kompromissen funktioniert?

Jens Spahn hat denen, die sich in Bergisch Gladbach gegen ihn gestellt haben, den Dialog angeboten. Allein davor ziehe ich meinen Hut, denn vermutlich hat er bereits vorher gewusst, dass mit Menschen, die ein solches Verhalten an den Tag legen, kaum vernünftig zu reden sein würde. Ein wirklich an Demokratie, demokratischer Politik und Dialog interessierter Bürger hätte ein solchen Angebot zu schätzen und zu nutzen gewusst. Hätte begriffen, welch eine einmalige Gelegenheit es ist, mit einem der führenden Politiker in Deutschland ganz direkt sprechen und ihm seine Meinung kundtun zu können. Ich glaube, viele Menschen in diesem Lande haben sich eine solche Gelegenheit schon mehr als einmal gewünscht.

Nein, Jens Spahn ist mir nicht sympathisch. Aber ich respektiere ihn und seine Arbeit. Und ich hoffe sehr, dass er und alle seine Kolleginnen und Kollegen in der Politik auch weiterhin bemüht sind, die bestmöglichen Entscheidungen für uns zu treffen.

Autor:

Isabell Glagla aus Herne

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