S@M - Selbsthilfegruppe für Online- und Medienabhängigkeit

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Goodbye WoW ( World of Warcraft)

Ich habe alles was mich an WoW erinnert in eine große Kiste gepackt, sie verschnürt und in den Keller gebracht! Einen kurzen Moment wollte ich alles einfach verbrennen, doch das habe ich nicht übers Herz gebracht, vielmehr möchte ich die Erinnerungen einfach wie "alte Liebesbriefe" aufbewahren.
Man ist kein neuer Mensch, wenn man mit WoW aufhört, man ist noch derselbe Mensch wie zuvor, nur leicht angeschlagen. dieses musste ich mir erst mal selbst bewusst machen. Sachen, die einen Freude gemacht haben, scheinen wie ausgegraut, leer....
Die Abende sind lang geworden, aber nicht langweilig, sondern es sind lange kurzweilige Abende. Abende, an denen ich nicht mehr Teil der Ländereien Azeroths bin, sondern Teil der Welt. Die Wolkenformation am Horizont betrachted, entsinne ich mich eines alten Gedichtes:

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
kein Baum sieht den anderen,
jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt
Als noch mein Leben licht war,
Nun, das der Nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
der nicht das Dunkel kennt,
das unentrinnbar und leise,
von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den anderen,
jeder ist allein.

Dieses Gedicht hinterlässt bei mir einen traurigen, schalen Nachgeschmack. Jedoch spiegelt es in gewisser Weise meine derzeitige Situation wieder. Insbesondere die zweite Strophe landet bei mir eine "kritischen Treffer".

"Voll von Freunden war mir die Welt
Als mein Leben noch licht war."

Kaum kam ich online, war ich umgeben von Freunden, es gab nur selten einen Moment, in dem ich alleine unterwegs war.

"Nun da der Nebel fällt, ist keiner mehr sichtbar."

Der Nebel fällt, dieser Kokon, in dem ich für lange Zeit eingesponnen war, hat sich gelöst - aber noch fühle ich misch nicht ganz frei. Eher wie eine Raupe, die verwundert feststellt, dass sie nichts mehr umhüllt, dass sie in die weite Welt fliegen könnte - wenn sie ihre Flügel nur zu gebrauchen wüsste.
Von meinen Freunden der Kriegskunst ist keiner mehr sichtbar, doch wenn man ehrlich ist, gab es sie auch nicht. In Azeroth hat man zwar seine Mitstreiter, seine Freunde mit dem visuellen Auge erblickt, aber sie nicht gesehen.
Avatare sind nichts weiter als der Versuch, die persönlichen Eigenschaften und die, die man gerne hätte mit dem Hammer der Sehnsucht in Pixel einzumeißeln.

In der begrenzten Unentlichkeit der virtuellen Welt, ist es einfach, seinen Platz zu finden. In der unbegrenzten Endlichkeit der realen Welt, gestaltet sich das viel schwieriger.

Bericht eines Aussteigers!

S@M

Autor:

Andreas Palla aus Iserlohn

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