Im Clinch mit den harten Jungs - American Football im Selbstversuch

"Schuster, bleib bei deinen Leisten! Ein Sprichwort, das ich zwar kenne - aber die Neugier, einmal etwas völlig Neues und Verrücktes auszuprobieren, war dann doch größer." Also ging es für STADTSPIEGEL-Mitarbeiter André Günther zum Selbstversuch beim heimischen American-Football-Team der Iserlohn Titans.
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  • "Schuster, bleib bei deinen Leisten! Ein Sprichwort, das ich zwar kenne - aber die Neugier, einmal etwas völlig Neues und Verrücktes auszuprobieren, war dann doch größer." Also ging es für STADTSPIEGEL-Mitarbeiter André Günther zum Selbstversuch beim heimischen American-Football-Team der Iserlohn Titans.
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STADTSPIEGEL-Serie "Weniger bekannte Sportarten - mal selbst ausprobiert" - Heute: American Football

American Football ist zwar in den USA eine große Nummer und dort die beliebteste Sportart, hier in Deutschland aber nur eine Randerscheinung – noch. Denn immer mehr junge Menschen interessieren sich auch hierzulande für den Sport. Deshalb hat sich STADTSPIEGEL-Mitarbeiter André Günther im Rahmen unserer Serie: "Unbekannte Sportarten selbst ausprobiert" mal auf die Suche gemacht nach der Faszination, die sich dahinter verbirgt.

Von André Günther

Iserlohn. Und wo geht das im Nordkreis besser als bei den Iserlohn Titans? Der Verein wurde erst 2014 gegründet und ist dadurch noch sehr jung, aber im vergangenen Jahr konnte die erste Herrenmannschaft bereits den Aufstieg in die Landesliga feiern. Dreimal in der Woche trifft sich das rund 40 Mann starke Team mit seinen zahlreichen Coaches zum Training. Wer Lust hat, kann sogar freiwillig eher kommen - zur Athletik-Einheit. Hatte ich in dem Fall aber nicht, denn ich wollte ja etwas über den Sport an sich lernen.
Also ging es eine halbe Stunde vor dem Trainingsbeginn erst einmal zu einem Container vor dem Hemberg-Nordhang. Nachdem ich mich kurz vorgestellt und erklärt hatte, warum ich ausnahmsweise mittrainieren wollte, kam ein weiterer Spieler hinzu und sagte: „Sehr gut, dich können wir gebrauchen. Hat jemand einen Aufnahmeantrag dabei?“ Verdutzt schaute ich ihn an und dachte, ich habe doch noch gar nichts getan. Oder war das etwa eine Anspielung auf meine footballtaugliche Figur? Weitere Zeit zum Überlegen hatte ich aber eh nicht, denn während jemand noch versuchte, mir den Schulterschutz überzustülpen und zu verschließen, bekam ich von einem weiteren hilfsbereiten Spieler bereits einen Helm in die Hand gedrückt. „Hier, setz mal auf. Der müsste aber passen.“
Am Kunstrasenplatz angekommen, trudelten auch die letzten Spieler nach und nach ein. Ich hatte mich im Vorfeld schon einmal auf eine Art "Bootcamp" eingestellt, mit Anweisungen wie beim Militär. Schließlich hatte ich mir zur Vorbereitung noch einmal den Filmklassiker „Sie nannten ihn Mücke“ mit Bud Spencer angeschaut und dort war das schließlich auch so. Iserlohns Trainer heißt Tyark, und der meinte: „Zuerst lauft euch mal ein paar Runden ein.“ „Na, das geht ja schon mal gut los“, dachte ich. Zwar noch ohne „Shoulderpads“, aber mit Helm liefen wir paarweise zwei Runden um den Platz. Weiter ging es mit Koordinations-, Kräftigungs- und Dehnübungen, bis Tyark meinte: „Zieht euch an und dann geht es weiter.“ Also schlenderten wir gemütlich Richtung Außenlinie, was dem Coach überhaupt nicht gefiel. „Don’t walk on a football field. Run!“ Zur "Belohnung" durften alle zehn Liegestütze machen und auf Englisch mitzählen. Ich hatte gelernt: wenn Englisch gesprochen wird, dann wird es ernst!
Danach ging es in Kleingruppen weiter, die allesamt unterschiedliche und für ihre Position spezifische Übungen absolvierten. Als Trainingsgast durfte ich verschiedene Stationen durchlaufen, um einen Einblick zu erhalten. Los ging es in der Verteidigung, wo ich versuchen musste, einen entgegenkommenden Spieler mit einer Schaumstoffmatte abzublocken und wegzudrängen. Da konnte man dann schon mal ansatzweise erahnen, welche Kräfte in so einem Spiel ohne Matte auf die Spieler einwirken. Weiter ging es bei den Kickern. Als ehemaliger Fußballer vielleicht die leichteste Station, dachte ich. Problem war, dass ich das Ei aus der Luft kicken musste und dabei gemerkt habe, wie schwierig es ist, den Ball weit, aber vor allem auch in Zielrichtung zu kicken. Nach vier mehr oder weniger beschämenden Versuchen ging es dann zur letzten Station.
Hier bekam ich dann vom Center der Offensive Line, Robin Hegemann, erklärt, welche Position ein Abwehrspieler einnimmt und wie seine Bewegungsabläufe sind. Ich merkte, wie akribisch die gesamte Mannschaft trainierte und wie viel Wert dabei auf technische und taktische Details gelegt wurde. Völlig anders als das, was ich mir im Vorfeld ausgemalt hatte. Wir kamen ins Gespräch und er verriet mir: „Wir sind nicht nur auf dem Platz, sondern auch privat dicke Kumpels. Der Zusammenhalt in den einzelnen Mannschaftsteilen ist unglaublich und deshalb unternehmen wir auch viel zusammen. Ich bin vor zwei Jahren hier hingekommen und seitdem sind die Titans meine Familie.“ Wahrscheinlich ist das die größte Faszination am American Football, die ich bei den Iserlohnern auch erleben durfte. 

Ansprechpartner/Kontakt: Abteilungsleiter Sascha Vogel

Internet: Facebook Iserlohn Titans

Trainingszeiten: Herren: Mo., Mi., Fr. 20-22 Uhr; Jugend (14-19 Jahre): Di. + Fr. 18.30-20 Uhr; Damen: Di. + Do. 20-22 Uhr Iserlohn Titans

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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