Freiwillige vor!

2Bilder

Abi in der Tasche, was nun? Eine Frage, die sich für viele junge Menschen stellt und nicht immer sofort zu beantworten ist. So auch für die Letmatherin Felicitas Hölscher. Die Zeit der Entscheidungsfindung wollte die junge Frau möglichst sinnvoll nutzen und meldete sich für den Europäischen Freiwilligendienst (EFD).
Anfang Oktober ging es für Felicitas Hölscher dann ins griechische Kalamata, wo sie in einem Kinder- und Jugendzentrum arbeitet. Von dieser Arbeit berichtet Sie hier:
„Ich bin nun rund zwei Monate hier und habe mich mittlerweile gut eingelebt. Mit sechs anderen, netten Freiwilligen aus Frankreich, Serbien, Spanien und Estland lebe ich zusammen in einer WG. Weitere sechs Freiwillige aus der Türkei, Frankreich, Irland, Dänemark und Schweden leben in einer anderen WG. Also haben wir immer viel zu erzählen und zu lachen und verbringen nette Stunden zusammen, sei es bei gemeinsamen Ausflügen, Kochabenden oder anderen Aktivitäten.
Dabei ist es vor allem auch interessant gemeinsam die griechische Kultur und Mentalität kennenzulernen, sich dabei aber auch über unsere eigenen Kulturen, Gewohnheiten etc. auszutauschen.
Kalamata ist ziemlich industriell und entspricht trotz der direkten Lage zum Meer leider nicht dem, was ich mir unter Griechenland vorgestellt hatte. Aber die Wochenenden sind frei, die Busverbindungen gut und so haben wir schon andere schöne und idyllische Ecken in der näheren Umgebung sehen können.
Das Jugendzentrum und meine Tätigkeit dort haben mich anfangs überrascht und auch ein wenig frustriert. Wie ich nämlich hier vor Ort erfahren habe, ist das Zentrum das erste in ganz Griechenland und an eine Non Governmental Organization (NGO) gebunden, so dass die Leiter alles aus eigener Tasche bzw. mit Hilfe von Sponsoren finanzieren müssen, die durch die schwierige wirtschaftliche Lage aber leider schwer aufzufinden sind.
Das Zentrum ist nicht mit einem deutschen Jugendzentrum zu vergleichen - kein Kicker, kein Billard und vor allem anfangs auch keine Jugendlichen (damit sind hier auch eher Erwachsene zwischen 20 und 40 Jahren gemeint), die hier einfach so hereinspazieren. Außerdem war in der Anfangszeit noch kein Konzept zuerkennen, sondern alles sehr unorganisiert und chaotisch. Noch dazu erschwert es die ‚Greek Time‘, die ab 30 Minuten aufwärts der eigentlichen Zeitrechnung hinterherhinkt und an die ich mich nur schwer gewöhnen kann, Planungen und Treffpunkte einzuhalten.
Wir Freiwilligen waren in der Anfangsphase eher unbeschäftigt und es dauerte seine Zeit, bis wir uns orientieren und unseren Platz hier finden konnten. Unsere Aufgabe ist es sozusagen die Einwohner Kalamatas mit unseren kreativen Ideen zu animieren, so dass sie unsere Workshop Angebote wahrnehmen und das Jugendzentrum zu einem festen Treffpunkt für die jungen Leute Kalamatas werden lassen.
Nach einer anfänglichen Geduldsprobe werden unsere Angebote, wovon einige aber auch noch mitten in der Planung stecken, von Woche zu Woche besser angenommen. Ich beteilige mich zunächst erst einmal an einem Handcrafts Workshop, in dem es vor allem um „3R: Reuse, reduce, recycle“ geht, wo wir z.B. neben Vasen aus Cola Dosen und Flaschen oder Handtaschen aus alten Jeans auch neue Dinge wie Schmuck kreieren.
In naher Zeit möchte ich aber noch irgendetwas Sportliches oder Musikalisches auf die Beine stellen. Deshalb bin ich sehr froh, dass uns dank eines bevorstehenden Umzugs und der dann größeren Räumlichkeiten mehr Möglichkeiten offen stehen und schaue zuversichtlich in Richtung der nächsten Wochen.
Neben den Workshops (Salsa-, Artistik-, Percussion-, Theaterworkshop etc.), an denen wir selbst auch nach Lust und Laune teilnehmen können, bieten wir einen sogenannten Language Exchange an, in dem jeder der Freiwilligen seine Muttersprache unterrichtet und dabei neben den drei Griechisch Stunden pro Woche auch mit der griechischen Sprache in Kontakt kommen soll.
Jeden Montag gebe ich eine Deutschstunde. Das macht mir viel Spaß. Vor dem Hintergrund, dass ich meine Muttersprache Deutsch auf Englisch unterrichte, ist es aber schwerer als zunächst angenommen. Unter uns Freiwilligen, den Leitern des Jugendzentrums und den meisten Besuchern wird Englisch gesprochen. Mit dem Griechischen kann und muss es vor allem im Hinblick auf die Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen aber noch besser werden.
Eine weitere Aufgabe ist es Artikel für den Newsletter des Jugendzentrums zu schreiben, der zwei Mal im Monat erscheint. Außerdem stellen wir von Zeit zu Zeit weitere Aktionen auf die Beine. Zweimal pro Woche säubern wir z.B. den Central Park. Da Kalamata eine recht dreckige Stadt ist, möchten wir das Ganze nun in ein kleines Umweltprojekt einbetten. Auch für den World Aids Day am 1. Dezember haben wir hier des Weiteren eine Kampagne gestartet. Es liegt also vor allem an uns, Eigeninitiative zu ergreifen und unsere Ideen in die Tat umzusetzen.
Weihnachten und Silvester habe ich, wie viele der anderen Freiwilligen auch, zu Hause verbracht. Denn bei all dem Neuen, das ich hier entdecke und erlebe, ist es doch schön, wenn vor allem an Weihnachten alles beim Alten und Bekannten ist."

Autor:

Melanie Giese aus Recklinghausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.