„Sicherheit im Luftraum ist Kernaufgabe“

Auch ehemalige Soldaten des Lagezentrums nutzten die Gelegenheit zum Austausch mit den aktiven Kameraden. | Foto: Klaus Sattler
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11. September 2001, kurz nach 15 Uhr deutscher Zeit: Die Welt hält den Atem an. In Deutschland, in Europa, in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt starren Millionen Menschen gebannt auf die Fernsehschirme und beobachten fassungslos, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf: Zwei Verkehrsflugzeuge sind in das World Trade Center in New York eingeschlagen. Die Vereinigten Staaten sind angegriffen worden, auf ihrem eigenen Boden – für Millionen Menschen auf der Welt bis dahin unvorstellbar.

Die Konsequenzen sind bekannt und sind bis heute auch in Deutschland zu spüren. Die NATO ruft den Bündnisfall aus, eine von den US-Streitkräften angeführte Koalition vertreibt das Taliban-Regime aus Afghanistan – jenes Land am Hindukusch, dass die Bush-Administration in den USA als Rückzugsort für den internationalen Terrorismus identifiziert hatte. Auf die Vertreibung der Taliban folgt der Einsatz der ISAF-Schutztruppe. Auch Deutschland beteiligt sich und ist trotz eingeleiteter Rückverlegung noch mit über 4000 Soldaten vorrangig im Norden Afghanistans präsent.

Dass es in Deutschland ein ähnliches Szenario geben könnte, daran glaubte zu jener Zeit kaum jemand. Bis zum 5. Januar 2003. An diesem Tag irrte ein Segelflieger über Frankfurt – der Pilot, ein geistig verwirrter Mann, wie sich später herausstellt, droht damit, in einen der Bürotürme zu fliegen. Abfangjäger der Luftwaffe sind zwar schnell vor Ort, können aber nichts tun, weil unklar ist, wer denn eigentlich für ein mögliches Eingreifen verantwortlich ist. An diesem Tag beginnen in Deutschland die Überlegungen, wie einem solchen Szenario begegnet werden kann. Es ist die Geburtsstunde des Nationalen Lage- und Führungszentrum Sicherheit im Luftraum (NLFZ SiLuRa). Nicht einmal ein halbes Jahr später, am 1. Juli 2003 wird das NLFZ SiLuRa in der von-Seydlitz-Kaserne Kalkar in Dienst gestellt. Am 1. Oktober des gleichen Jahres kann es bereits die volle Einsatzbereitschaft melden.

Heute kann das Nationale Lage- und Führungszentrum auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Und das taten bei einem kleinen Empfang in der Luftverteidigungsstellung Uedem-Paulsberg – wo diese Dienststelle mittlerweile beheimatet ist – nicht nur ranghohe Militärs, sondern auch Spitzenvertreter des Bundesinnenministeriums (BMI), des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sowie des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Denn im NLFZ SiLuRa sitzen nicht nur Soldaten der Luftwaffe, sondern auch Beamte der Bundespolizei, Mitarbeiter der Deutschen Flugsicherung sowie des BBK. In Zeiten, in denen anderswo der Begriff Vernetzte Sicherheit gerne genutzt wird, wird er in Uedem bereits seit vielen Jahren mit Leben erfüllt.

Zu der kleinen Feierstunde waren ranghohe Vertreter der verschiedensten Bereiche angereist. So waren neben dem Gastgeber, Generalleutnant Joachim Wundrak, als Kommandeur des Zentrum Luftoperationen, gleich drei ehemalige Kommandeure nach Uedem gekommen: Generalleutnant Dieter Naskrent, heute Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe, sowie die beiden Generalleutnante a. D. Hans-Joachim Schubert und Friedrich-Wilhelm Ploeger. Vom Bundespolizeipräsidium Potsdam war Polizeidirektor Reinhard Pürkenauer an den Niederrhein gereist. Das BMVBS wurde repräsentiert durch den Ministerialdirigenten Rainer Münz.

In seiner Ansprache an die Gäste ließ Generalleutnant Wundrak die Geschichte dieser in Deutschland einmaligen Dienststelle Revue passieren und erinnerte vor allem daran, dass alle Beteiligten im Jahre 2003 mit dem Aufbau des Lagezentrums Neuland betraten: „Gerade Sie, die Angehörigen der ersten Stunde, haben Pionierarbeit geleistet und den Grundstein für das Nationale Lage- und Führungszentrum gelegt, dass wir heute kennen.“ Zwar sei das Lagezentrum in seiner nunmehr zehnjährigen Geschichte noch nicht mit einem Renegade-Szenario – so der Fachbegriff für den Missbrauch eines Verkehrsflugzeuges als Waffe – konfrontiert worden, jedoch gälte es, sich immer darauf vorzubereiten. Wundrak zitierte einen seiner Vorgänger, Generalleutnant a. D. Ploeger, der einmal gesagt hatte: „Es gilt aus allen möglichen Fällen den Ernstfall herauszufiltern – rechtzeitig.“
Die hohe Professionalität des Lagezentrums hat dieses seit 2003 beim Schutz zahlreicher Großveranstaltungen, wie dem NATO-Gipfel 2009 in Straßburg und Kehl, der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 oder zuletzt zum Beispiel beim Münchener Oktoberfest unter Beweis gestellt. „In all diesen Fällen ist es eindrucksvoll gelungen, Maßnahmen des Bundes und der zuständigen Länder in einem ganzheitlichen Schutzkonzept zu vereinen“, so General Wundrak.

Seit dem 1. Juli dieses Jahres sind mit der Neuaufstellung des Zentrum Luftoperationen und der Operationszentrale Luftwaffe zusätzliche Aufgaben auf das Lagezentrum zugekommen. Die Luftwaffe sei sich jedoch ihrer Verpflichtung auch für die Zukunft bewusst, betonte Wundrak: „Sicherheit im Luftraum ist nach wie vor eine der ständigen Dauereinsatzaufgaben der Bundeswehr und somit auch ein Kernauftrag des Lagezentrums.“

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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