Chancen für Knasties: Arge hilft bei Jobsuche

Sie arbeiten eng zusammen: (vl.) Daniel Kern, Koordinator für berufliche Bildung bei der der Justizverwaltung, Bewerbungscoach Edgar Bauer und Arbeitsvermittler Benedikt Kötter von der Agentur für Arbeit Hamm. | Foto: privat
  • Sie arbeiten eng zusammen: (vl.) Daniel Kern, Koordinator für berufliche Bildung bei der der Justizverwaltung, Bewerbungscoach Edgar Bauer und Arbeitsvermittler Benedikt Kötter von der Agentur für Arbeit Hamm.
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Arbeitsvermittler Benedikt Kötter wartet auf seinen nächsten Kunden. Der junge Mann, den er gerade beraten hat, wird herausge-führt und im nahegelegenen Wartezimmer sorgfältig eingeschlossen. Derjenige, der dort gewartet hat, wird in das Beratungszimmer begleitet und nimmt im karg eingerichteten Büro Platz. Diese Szene spielt sich natürlich nicht am gewöhnlichen Arbeitsplatz des Arbeitsagentur-Mitarbeiters statt, sondern in der Justizvollzugsanstalt in Schwerte. Kötter berät dort im Rahmen einer neuen Kooperationsvereinbarung Inhaftierte, die in den nächsten Monaten entlassen werden. Dafür wechselt er mehrfach im Monat seinen Arbeitsplatz.
Das Justizministerium des Landes NRW und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Düsseldorf haben Mitte dieses Jahres vereinbart, in der Wiedereingliederung von Gefangenen und Haftentlassenen enger zu kooperieren. Das Übergangsmanagement für (ehemalige) Gefangene sei eine wichtige Sache, findet Kötter: „In aller Regel haben die Haftentlassenen keine Arbeitsstelle mehr und müssen sich neu orientieren. Wer sich erst bewirbt, wenn er auf freiem Fuß ist, hat wertvolle Zeit verschenkt und wird zunächst einmal arbeitslos.“

Der junge Mann, der ihm gerade gegenübersitzt, wird Anfang nächsten Jahres entlassen. Er könnte bei seiner letzten Firma wieder anfangen, aber das würde bedeuten, dass er wieder mit seinem alten Bekanntenkreis in Berührung kommt. Das soll aber verhindert werden, weil von gerade dort der Anstoß zu den Straftaten gekommen ist.
Der zukünftige Haftentlassene hat zwar im Versand gearbeitet, besitzt aber keinen Staplerschein, der ihn für andere Arbeitgeber interessant machen würde. Kötter sagt ihm deshalb zu, dass er an dem nächsten Lehrgang teilnehmen kann und die Kosten hierfür von der Arbeitsagentur übernommen werden. Parallel dazu will er prüfen, ob der Kunde in eine Maßnahme eintreten kann, die es ihm ermöglicht, den fehlenden Hauptschulabschluss nachzuholen und auf eine zukünftige Berufsausbildung vorbereitet.
„Soweit unterscheidet sich die Beratung in der JVA kaum von denen in der Arbeitsagentur, wenn man mal von den äußeren Umständen absieht“, erklärt Kötter. Deshalb fehlt hier auch der Hinweis auf perfekte Bewerbungsunterlagen nicht. Da der junge Mann hier Defizite hat, bucht der Vermittler ihn gleich für ein 14-tägiges Bewerbungstraining bei Coach Edgar Bauer. Der führt momentan das Training in der JVA Schwerte zum siebzehnten Mal durch und wird im Januar erneut starten. „Die Haftentlassenen müssen eine Strategie entwickeln, mit der sie auf Arbeitgeber zugehen. Dieser Part ist bei ihnen schwieriger zu lösen, als bei anderen Kunden“, begründet Kötter. So könne der Verweis auf die Haftstrafe im Lebenslauf schon das Aus bedeuten.
Daniel Kern ist Koordinator für berufliche Bildung bei der Justizverwaltung und sitzt bei der Beratung gegenüber. Er motiviert die Insassen, bereitet sie auf die Beratung vor und checkt, ob eventuell ein Anspruch auf Arbeitslosengeld gegeben ist: „Die Beteiligung an den Beratungen ist freiwillig. Niemand wird gezwungen, sich aktiv zu beteiligen. Die meisten sehen dies ein und nutzen ihre Chance.“ Er wird von Sozialarbeiterin Jessica Malhard unterstützt, die viele der Haftinsassen schon länger betreut und auf das zukünftige Leben außerhalb der Gefängnismauern vorbereitet.
„Wir arbeiten eng zusammen, um das Ziel, die Reintegrationschancen für die Gefangenen zu erhöhen, zu erreichen“, fasst Kötter zusammen. Er geht da-von aus, dass diejenigen, die Arbeit gefunden haben, weniger gefährdet sind, rückfällig zu werden. Aber auch der Arbeitsmarkt profitiere, denn viele der Inhaftierten verfügten über einen Facharbeiterbrief oder haben ihn während der Haftzeit erworben.

Autor:

Martina Abel aus Kamen

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