Verkehrsverband befürchtet Milliardenverluste
Wie teuer wird die Sperrung der A45?

Die Rahmede Talbrücke ist seit dem 2. Dezember 2021 gesperrt. Foto: Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services
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Der Verkehrsverband Westfalen hat eine Schadensbetrachtung für die Wirtschaft als Folge der A 45-Sperrung, sowie dazu Handlungsempfehlungen abgegeben.

Auf der Pressekonferenz in dieser Woche. Foto: Verkehrsverband Westfalen
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In einer Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft (IW) seien Verluste in Milliardenhöhe zu erwarten: „Die Wirtschaft trocknet kontinuierlich aus, wenn die unverzichtbare Lebensader A 45 abgeschnitten wird und das Vertrauen in die vernetzte Wirtschaftsregion zwischen Südwestfalen und dem westfälischen Ruhrgebiet verloren geht“, erläutert Marc Simon, Vorstandsvorsitzender des Verkehrsverbandes Westfalen. „Auch als betroffener Unternehmer mit der Verantwortung für unsere Beschäftigten und deren Familien kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass es auf jeden Monat ankommt.“

Rahmede-Talbrücke

„Wir haben uns für einen konservativen Ansatz bei der Berechnung der volkswirtschaftlichen Schäden entschieden und kommen trotzdem auf mindestens 1,8 Mrd. Euro, die für die Dauer einer üblichen Neubauzeit von fünf Jahren entstehen würden“, so Hanno Kempermann, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Für die Wirtschaft entstünden Kosten durch Staus und Umleitungen sowie durch die sinkende Standortattraktivität.

Bewohner im Umland

An den offiziellen und inoffiziellen Ausweichrouten leben rund 20.000 Einwohner, außerdem sind rund 1.600 Unternehmen ansässig, die sich mit sinkenden Immobilienpreisen, einem hohen Lärm- und Stresspegel und besonders großen Auswirkungen der Verkehrsbelastungen konfrontiert sehen.
Allein für den Märkischen Kreis summierten sich die Wachstumsverluste auf mindestens 600 Millionen Euro. 

Brückensperrung

Auch Ralf Geruschkat, Geschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SiHK) meint: „Jeder Tag Brückensperrung raubt der gesamten Wirtschaftsregion Wachstumsperspektiven.“

Standort wird unattraktiv

Die Untersuchung belege, neben den Schäden durch Umwege, vor allem den Verlust der Standortattraktivität. „Die Studie zeigt, dass wir nicht nur über die Beschleunigung des Ersatzneubaus sprechen müssen, sondern darüber, wie das Vertrauen der Wirtschaft und der Beschäftigten in die regionale Infrastruktur zurückgewonnen werden kann“, so Geruschkat: „Für die Wirtschaft in NRW braucht es einen klaren Zeitplan. Nur so gewinnt man das Vertrauen der Betriebe zurück.“

Genehmigungsverfahren

Das größte Beschleunigungspotenzial stecke im Genehmigungsprozess. Deshalb schlägt der Verkehrsverband eine Planungsbeschleunigung vor.
Marc Simon meint, dass die Belange der Kommunen, der Anwohner, der Pendler, der Wirtschaft, des Klima- und natürlich des Artenschutzes gemeinsam gehört werden müssten.
Ein verantwortlicher Dialog bedeute aber auch, dass beispielsweise die Artenschützer oder Anwohner sich genauso wie die Wirtschaft darauf verlassen können, dass Zusagen eingehalten werden. Deshalb sei die Berufung eines Bürgerbeauftragten ein erster Schritt. „Wir wünschen uns aber zusätzlich einen echten Prozessbeschleuniger auf Ebene des Bundesverkehrsministeriums, der die verantwortlichen Stellen in verbindlichen Entscheidungsprozessen koordiniert und einen Brückenneubau in Rekordzeit ermöglicht,“ konkretisiert Simon die Forderung.
Für den Kreis Unna und Dortmund betont IHK-Chef Stefan Schreiber: „Der Bezirk versteht sich als Logistikdrehscheibe. Mit den Umschlagsplätzen am Dortmunder Hafen, in Bönen, Unna und bald in Hamm bieten sich Zugangspunkte zum Schienennetz, um die Transportmöglichkeiten zu erweitern. Vor diesem Hintergrund erinnere ich daran, dass das einzige A-45-Teilstück, das nicht ausgebaut werden soll, die Anbindung zum Dortmunder Hafen markiert. Hier fordere ich die Politik auf, diesen offensichtlichen Planungsfehler zu korrigieren.“

Gutachten

Das Gutachten um eine interaktive Visualisierung der Verkehrsflüsse in der Region sowie eine digitale Karte stehen unter: www.verkehrsverband-westfalen.de zur Verfügung.

Die Rahmede Talbrücke ist seit dem 2. Dezember 2021 gesperrt. Foto: Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services
Auf der Pressekonferenz in dieser Woche. Foto: Verkehrsverband Westfalen
Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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