Seit 20 Jahren das Wohl der Menschen im Blick. Heinrich Feilhauers rundes Jubiläum als Geschäftsführer.

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Kreis Mettmann. Der Terminkalender ist rappelvoll. Stehen keine auswärtigen Termine an, findet man Heinrich Feilhauer frühmorgens in seinem Büro. Seit 20 Jahren, genauer seit dem 1. Juli 1991, ist er Geschäftsführer der WFB Werkstätten des Kreises Mettmann GmbH mit den Standorten Ratingen, Velbert und Langenfeld. Damals war sein Büro noch in Ratingen, 1994 erfolgte der Umzug der Verwaltung nach Langenfeld an die Kronprinzstraße.
Er liebt gutes Essen und Rotwein - schließlich ist er in einer Weinregion aufgewachsen - aber auch Schokolade („Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist...“), Lesen und Pfeife rauchen und natürlich das Meer. Als junger Mann war er bei der Marine. Kulturelle Angebote, Sportereignisse (vor allem Fußball) und die landschaftlichen Schönheiten auf Reisen sind für ihn Ausgleich zu der Arbeit, der er auch nach zwei Jahrzehnten immer noch mit Freude nachgeht. Manchmal kommen die besten Gedanken im Büro, wenn im Hintergrund leise klassische Musik von einer CD zu hören ist.
Heinrich Feilhauer ist als gebürtiger Badener in Schwaben aufgewachsen und weiß deshalb, wie man die Euros zusammenhält. Zusammen mit der gesamten Belegschaft hat er die WFB Werkstätten im Laufe der 20 Jahre als Geschäftsführer ein großes Stück voran gebracht.
Regelmäßig sucht und hält er Kontakt zu den Mitarbeitern/innen und Fachkräften der WFB. Das Wohl der ihm anvertrauten Menschen fest im Blick, muss er gelegentlich auch unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn sie für den Bestand des Unternehmens und das Fortkommen aller notwendig sind.

Zu seinem Berufsweg, den Werkstätten und seiner Sicht auf die künftige Entwicklung befragte ihn sein ehrenamtlicher Mitarbeiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Jürgen Steinbrücker:

Herr Feilhauer, welche Stationen hat es in Ihrem Berufsleben vor der Arbeit als Geschäftsführer der WFB GmbH gegeben?

Nach meiner Ausbildung und Tätigkeit als Industriekaufmann bei der Firma Neff in Bretten/ Karlsruhe war ich acht Jahre bei der Bundesmarine, rund fünf Jahre auf Schiffen (Zerstörern, Fregatten, Schnellbooten) und ein Jahr davon im Amerika- und Karibikeinsatz.
Es folgte ein Studium ‘Behindertenpädagogik und Kinder- und Jugendpsychiatrie‘ an der Fachhochschule Kiel mit dem Abschluss als Sozialarbeiter und Sozialpädagoge. Danach war ich zunächst Leiter des Sozialdienstes im Berufsbildungswerk für Hör-/Sprachbehinderte in Winnenden und anschließend Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Region Heinsberg.
Diese Erfahrungen und Zusatzausbildungen z. B. in den Bereichen Sozialmanagement, Qualitätsentwicklung und Wirtschaftsmediation, die ich im Lauf der Jahre gemacht habe, helfen mir bei der Erfüllung der vielfältigen Aufgaben in den WFB.

Wie sehen Sie die Entwicklung der letzten 20 Jahre in den WFB Werkstätten?

Es gab eine recht stürmische Entwicklung verbunden mit einer annähernden Verdopplung der Mitarbeiterzahlen. Die Entwicklungsmöglichkeiten, die behinderte Menschen heute in den WFB Werkstätten haben, gehen weit über eine bloße „Beschäftigung“ hinaus. Wir bieten unseren Mitarbeitern/innen nicht nur echte Teilhabe am Arbeitsleben. Die Integrationsleistung der Werkstatt vor allem für schwerst- und mehrfach behinderte Menschen ist außergewöhnlich und wird leider wenig anerkannt.
Unsere Kompetenzen bei Arbeits- und Berufsbildung und Persönlichkeits-förderung sind unbestritten, werden aber durch vielerlei Vorschriften stark eingeengt. Eine Neuausrichtung von Werkstatträgern und Werkstätten zu Sozialunternehmen böte vielen Menschen alternative Tätigkeitsmöglichkeiten. Da jedoch alle Werkstätten in Deutschland vor allem der Kosten wegen unter starkem politischem Druck stehen, sind innovative Entwicklungen kaum mehr möglich.

Worin sehen Sie Höhepunkte in Ihrer Arbeit als Geschäftsführer?

Zum Glück gibt es sehr viele Höhepunkte und so greife ich hier nur einige heraus:
- Dafür zu sorgen, dass die unterschiedlichsten Menschen mit ihren mannigfaltigen Fähigkeiten etwas gestalten und voranbringen können, lässt mich jeden Tag gerne hierher kommen.
- Die Freude in den Gesichtern der Mitarbeiter/innen bei erfolgreicher Arbeit, bei sportlicher und kreativer Betätigung zu sehen, aber auch ihren Ärger zu erleben, wenn etwas nicht klappt. Da weiß ich, woran ich bin.
- Das Engagement des Personals bei der nicht leichten täglichen Arbeit und ihren Einsatz bei zahlreichen Neubauten, Umbauten und Erweiterungen zu erleben, finde ich immer wieder bemerkenswert.
- Und dass kein Tag wie der andere ist, niemals Langeweile aufkommt und ich den interessantesten Arbeitsplatz habe, den ich mir vorstellen kann – das sind einige „Highlights“ in meiner Tätigkeit.

Wenn Sie die Zukunft der WFB betrachten, welche Aufgaben sind Ihrer Meinung nach in nächster Zeit anzupacken?

- Die Förderung und Weiterbildung für Mitarbeiter/innen muss auf neue Qualifikationsanforderungen hin ausgerichtet werden. Das betrifft die berufliche Erstqualifikation im Berufsbildungsbereich genauso wie die ständige Weiterbildung der Mitarbeiter/innen, die schon länger in den WFB sind. Nur so kann ein möglichst weitgehendes persönliches Maß an Selbständigkeit im Arbeitsleben erreicht werden.
- Arbeitsprozesse müssen noch mehr als bisher so gestaltet werden, dass Entwicklungen bei den Mitarbeitern/innen möglich sind.
- Durch weitere technische Unterstützung müssen angepasste Arbeit und sinnvolle Tätigkeit ermöglicht werden.
- Die Chancengleichheit von Werkstätten gegenüber privaten Anbietern, wenn Werkstattleistungen frei ausgeschrieben werden, muss gesichert werden.
- Die Leistungen der WFB für die Menschen mit Behinderung, die Qualität ihrer Arbeit und ihre Bedeutung für die Gesellschaft müssen in der Öffentlichkeit noch deutlicher herausgestellt werden.

Wie sehen Sie die Aufgabe „Inklusion von Menschen mit Behinderung“?
Was müssten Werkstätten, Politik und Gesellschaft leisten, um sie zu bewältigen?

Werkstätten sind ein Teil der vielfältigen Arbeitswelt in Deutschland. Die WFB Werkstätten sind in die Gesellschaft im Kreis Mettmann gut eingebunden. Daran ändern auch modische Begriffe wie Inklusion nichts. Unsere engen Kontakte zu Unternehmen, Angehörigen und Be-treuern sichern den Mitarbeitern/innen ein breites Spektrum von Arbeits- und Mitwirkungs-möglichkeiten, sofern die Fähigkeiten dafür und der Wunsch danach vorhanden sind. Die Entwicklung von Werkstätten/Werkstatträgern zu Sozialunternehmen würde Handlungsspielräume erweitern und Ausgrenzungen verringern. Mit diesen Ideen beteiligen sich die Werkstätten/Werkstatträger intensiv an der gegenwärtigen Diskussion.

Was können Sie tun, um die Lücke der wegfallenden Zivildienstleistenden zu schließen und weiterhin eine optimale Förderung der Mitarbeiter/innen zu gewährleisten?

Die Zivildienstleistenden hinterlassen eine Lücke, die nicht komplett zu schließen sein wird. Natürlich bieten wir genauso viele Plätze auch für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) an. Nur weiß ja noch niemand, wie dieser Dienst angenommen wird.
Außerdem werben wir verstärkt um junge Menschen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und bieten unsere Fachkompetenz für Praktikanten verschiedenster Fachrichtungen an.
Schließlich könnten auch Mitarbeiter/innen bestimmte Aufgaben übernehmen. Nachdem wir sie schon häufig an Maschinen und in Lager und Logistik erfolgreich qualifiziert haben, kann ich mir auch einen Einsatz von „Alltagsbetreuern“ aus dem Kreise der Mitarbeiter/innen vorstellen. In Baden-Württemberg ist der Alltagsbetreuer seit 2009 eine staatlich anerkannte Ausbildung für Werkstattbeschäftigte und schließt den Hauptschulabschluss mit ein. Warum sollte dies nicht auch in NRW möglich sein?
Ich würde das in den WFB Werkstätten gerne ausprobieren.

Vielen Dank.

Die WFB Werkstätten des Kreises Mettmann GmbH sind anerkannte Bildungs- und Ausbildungsstätte für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), den Bundesfreiwilligendienst (BFD) sowie das Anerkennungsjahr bzw. berufsbe-gleitende Praktika. Nähere Informationen finden Sie auf unserer Homepage unter www.wfbme.de.

Heinrich Feilhauer (6. von rechts) inmitten seiner Mitarbeiter.
Autor:

Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland)

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