Gegenwind - Bürgerversammlung zur geplanten Windstromanlage in Menden-Ostsümmern

Gut besucht war die Bürgerversammlung in der Schützenhalle Platte Heide.
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Drei geplante Windräder mit einer Höhe bis zu 250 Metern auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Ostsümmern erhitzen derzeit die Gemüter in dem beschaulichen Stadtteil und Teilen von Ostsümmern.

Menden. Um 19 Uhr war die Schützenhalle Platte Heide am Donnerstagabend gut gefüllt und Peter Schnurbus, Mitorganisator der Bürgerversammlung betreffend der geplanten Windkraftanlagen in Ostsümmern/Platte Heide, war froh, nicht den kleinen Teil der Halle eingeplant zu haben. Vertreten waren die Stadtwerke mit Bernd Reichelt, Felix Schaak von der GElsenwasser AG, ein Vertreter der VSB Neue Energien Deutschland und Sebastian Arlt, 1. Beigeordneter der Stadt Menden, in Vertretung des Bürgermeisters, welcher einen Termin in Halingen wahrnahm. Der Heimatverein Ostsümmern, die Bürgerinitiative Naturschutzgebiet Abbabach und die Dorfgemeinschaft Halingen ,vertreten durch Fanz-Josef Kissing, saßen auf der anderen Seite des Podiums. Als ihnen als Erste die Redeerlaubnis von Peter Schnurbus zuteil wurde, ergriff sogleich der Heimatverein Ostsümmern die Initiative und appelierte an die Anwesenden, doch Flagge zu zeigen für die Tiere, die Natur und die Heimat. Das Paradies und Naherholungsgebiet müsse bestehen bleiben. Ein Riesenapplaus beschloss diesen kurzen, aber eindringlichen Appell. Allerdings musste ich erstaunt feststellen, dass ungefähr 95% jenseits der 40 Jahre waren. Ist die Jugend nicht an ihrer Umwelt interessiert? Immerhin stehen diese Windräder, wenn sie denn kommen, bis zu 20-30 Jahre in ihrer Landschaft...
Die Bürgerinitiative Naturschutzgebiet Abbabach, bestehend seit 2004, sieht sich durch die eigene Satzung allein schon verpflichtet, das jetzige Naherholungsgebiet zu schützen und zu erhalten. Die Dorfgemeinschaft Halingen sieht sich ebenfalls dem Naturschutz verpflichtet und möchte weiterhin das Dorf zwischen den Ruhrauen und dem Wälkesberg bleiben und nicht zum Dorf zwischen den Ruhrauen und den Windrädern werden.

Eigentümer hat das Recht

Bernd Reichelt von den Stadtwerken will die Bürgeranfragen und -Sorgen ernst nehmen. Sie seien zu "100% kommunal" und das "Bürgerinteresse sei eine Bereicherung des Vorhabens". Aber er sagt auch klar: der Eigentümer (hier die BImA = Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) hat das Recht, dort einen Antrag zum Bau von Windkraftanlagen zu stellen und zu bauen. Bevor es allerdings dazu kommt, stehen noch Gutachen und diverse Machbarkeitsprüfungen aus. Felix Schaak (Gelsenwasser) fasste dann ausführlich die bisherigen Erkenntnisse zum Windstrom Standort Ostsümmern zusammen. Die BImA hat das Gebiet als potenzielle Fläche für Windenergieanlagen angeboten. Bei Eignung der Fläche könnte also theoretisch dort jeder Bieter einen Windpark errichten. Für die Bietergemeinschaft Gelsenwasser /VSB gehört es zur Unternehmenphilosophie, dass die betroffene Region beteiligt wird. Deshalb haben sie als lokalen Partner die Stadtwerke angesprochen. Eine gesetzliche Verpflichtung gegenüber Bürgern und Anrainern, diese in frühen Phasen der Projektplanung zu informieren, bestünde in Deutschland grundsätzlich nicht. Dennoch verpflichten sich alle Projektpartner zu einer transparenten und fortlaufenden Information der Bürger. Trotzdem kamen in der anschließenden Bürgerdiskussion Stimmen auf, dass gerade dieses nicht geschehen sei. Woraufhin Bernd Reichelt sich dafür entschuldigte, dass man offensichtlich doch nicht alle erreicht habe wie geplant und eigentlich umgesetzt. Die Bürgerfrage nach den kommerziellen Hintergründen konnte Gelsenwasser-Sprecher Schaak auch erst mal in die Zukunft legen, da auf entsprechende Windmessungen und Beispielrechungen noch gewartet würde und die würden über Sinn und Unsinn so einer Anlage entscheiden.

Gutachten müssen erst abgewartet werden

Auch der Einwand eines Bürgers, es gäbe doch ein Gutachten (2006) welches das Gebiet als Naherholungsgebiet ausweist - warum sei dann überhaupt die Idee aufgekommen, dort Windanlagen zu errichten, wurde mit dem Hinweis beantwortet: der Eigentümer hat das Recht dazu. Auch sei die Stadt auf kommunaler Ebene nicht der Entscheidungsträger. Der Bund habe beschlossen, Flächen für Windenergieanlagen auszuweisen.
Laut Windenergieerlass will die Landesregierung den Ausbau der Windenergie stärker an den Interessen der Anwohner orientieren und den Schutz von Natur und Umwelt sicherstellen. Wenn also das Gutachten "Nein" sagt, dann würde das auch berücksichtigt. Auf die Frage, welche Rolle die Stadtwerke in diesem "Wettstreit ums Geld" spielen würde, meinte Reichelt, dass sich zehn Unternehmen gemeldet hätten, aber Gelsenwasser hätte die Stadtwerke angesprochen und wenn die es nicht machen würden, käme ein anderer mit ins Boot und die hätten vielleicht nicht diese Philosophie der Stadtwerke: nämlich eine Mitbeteiligung der Bürger sicherzustellen. Die Stadtwerke wollen, laut Reichelt, auf eine Bürgerbeteiligung und deren Sorge und Nöte achten.
Sebastian Arlt betonte auf Nachfrage auch nochmal, dass die Möglichkeit der Steuerung durch die Stadt begrenzt sei. Sie (die Stadt) wolle aber darauf achten, dass der Naturschutz etc. auf jeden Fall beachtet wird.

"Menden hat keine Fläche für diese Monster"

Peter Schnurbus, stellte schließlich noch einmal klar (auch im Hinblick auf erwähnte bereits bestehende Anlagen in Asbeck und Oesbern): "Menden hat keine geeignete Fläche für diese Monster!" Die Rede ist hier ja auch von viel größeren (bis zu 250m) Windrädern als die bestehenden.
Weitere Sorgen von Anwohnern wurden vorgetragen: die Sternwarte-Betreiber fürchten weiteres Störlicht. Laut Schaak hätten aber die neuen Anlagen bereits bedarfsgesteuerte Befeuerung, welche nur eine Zeitlang leuchten, sobald sich ein Flugobjekt nähert. Hausbesitzer fürchten um einen Werteverlust bei Verkauf von Häusern oder Grundstücken. Da konnte keine konkrete Antwort gegeben werden. Es bestünde aber die Möglichkeit, aus anderen Kommunen Vergleichswerte heran zu ziehen. Auch auf die Frage, ob denn nicht erst drei Anlagen gebaut und dann nach und nach der Park ausgeweitet würde, konnte Felix Schaack nur wiederholen: "es ist alles noch nicht abgeschlossen" und "auf dieser Fläche, die gepachtet wurde, können nicht mehr als drei Anlagen stehen".
Weitere Sorgen der Bevölkerung betreffen den Artenschutz, den Vogelflug, den Lärm den die Anlagen machen...alle diese Sorgen sollen mit dem Gutachten geprüft und geklärt werden. Gerechnet wird mit dem Gutachten Mitte 2018. Danach erst wird mit der Windmessung gestartet die fast ein Jahr dauert. Etwa ein halbes Jahr später könnte mit der Bauphase begonnen werden. Eine frühestmögliche Inbetriebnahme sei 2021 angedacht.

Autor:

Karolin Rath-Afting aus Menden (Sauerland)

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