Knappenchor „Rheinland e.V.“
„90 Jahre und kein bißchen leise !“

Foto: Bilder Privat
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Vereinsjubiläum (1932-2022) und Herbstkonzert

„Endlich ! Es kann wieder losgehen ! Wir dürfen wieder vor Publikum singen !“ Erleichtert und mit einem Strahlen in den Augen kündigt Peter Noruschat, der Vorsitzende des Knappenchors „Rheinland e.V.“ das bevorstehende Herbstkonzert 2022 im Moerser Kulturzentrum Rheinkamp an. Mit dem erfreulichen Ereignis zusammen fällt in diesem Jahr das 90 jährige Jubiläum des Chores.

Nach dem Vorbild der Bergleute der älteren Schachtanlagen im Ruhrgebiet haben unmittelbar nach Aufnahme der Kohleförderung auf den Pattbergschächten dort 53 Bergleute im Jahre1932 einen Knappengesangverein gegründet. Die Gründungsversammlung war am 23.10.1932 im Jungbornpark in Moers-Repelen.
Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges wurde kräftig gesungen, jedoch brachte das Kriegsgeschehen das Chor-Leben praktisch zum Erliegen.
Aber schon kurz nach Ende des Krieges, 1947, erfolgte eine 2. Gründungsversammlung. Acht Sänger fanden sich zur Neugründung zusammen.

Knappenchor Pattberg 1958 | Foto: Bilder Privat

Es war in der Nachkriegszeit praktisch wie ein Neuanfang. Die Vereinsfahne war von den Besatzungsmächten mitgenommen, Notenbestände und Protokollbuch waren verloren gegangen. Die Gesangsproben wurden mit den wenigen Sängern, gemeinschaftlich mit den Sängern vom MGV Liederkranz Repelen, durchgeführt.

Aber schon im Jahre 1947 konnten mit 23 Sängern eigene Proben abgehalten werden. Bald darauf hatte der Chor einen Zuwachs neuer Sänger. Sie beteiligten sich an dem Wertungssingen des Deutschen Sängerbundes, am Wandersingen der Gemeinde Rheinkamp und am gemeinsamen Pokalsingen der Knappenchöre der Rheinpreußen AG.

In den folgenden Jahren waren die Sänger der Pattbergschächte vielseitig tätig. Beispielsweise beim Neujahrsgruß bei der ersten Seilfahrt im Jahre mit der gesamten Belegschaft im Lichthof von Pattberg, beim Krankenhaussingen vor Weihnachten in den Krankenhäusern von Homberg, Orsoy und Rheinberg, bei Konzerten in Repelen, sowie an zahlreichen weiteren Auftritten.
Im Jahr 1958 gab der Chor ein vielbeachtetes Volkstümliches Konzert im Roxi-Theater, einem Kino-Saal an den ältere Leser sich vielleicht noch erinnern.
Chorkonzerte mit dem damals populären amerikanisch-deutschen Opernsänger Kenneth Spencer oder mit dem Rheinpreußen-Orchester waren Höhepunkte im Chorleben.


Aus Zweien mach Einen

Bericht von 1995 | Foto: Bilder Privat

Leider sank die Zahl der Sänger immer mehr, so daß in den Jahren 1965 bis 1972 kein öffentliches Auftreten mehr möglich war. Aus diesem Grunde vereinigten sich die Knappenchöre der Pattberg-Schächte 1/2 und Rheinpreußen Schacht V unter dem Namen Knappengesangverein „Rheinland“. Jetzt konnten die Aktivitäten im vollem Umfang wieder aufgenommen werden. Diese führten im Jahre 1975 ( Chorkonzert in Apfelwang//Österr.) sogar über die Landesgrenzen hinaus.
Ein neuer Höhepunkt in jüngerer Vereinsgeschichte war im Jahre 1985 das Chorkonzert mit Kammersänger Karl Ridderbusch vor vollem Hause im Kulturzentrum Rheinkamp. Mit diesem Zusammenschluss wurde auch der Vereinigung der Schachtanlagen Pattberg, Rossenray und Rheinpreußen zu dem Verbundwerk „Rheinland“ Rechnung getragen.

Weitersingen trotz Abgesang

Knappenchor 2017 | Foto: Bilder Privat

Auch nach dem Auslaufen des Bergbaus in unserer Region halten die Knappen die Tradition des Bergmannes und des Bergbaus weiter aufrecht.
In den zurückliegenden Jahren war der Knappenchor sehr gefragt bei Jubiläen, Geburtstagen, Hochzeiten und vielem mehr. Dazu kamen die Konzerte, die immer sehr gut besucht und oft auch ausverkauft waren.
Das Alter geht an den Sängern jedoch nicht spurlos vorüber, auch fehlt der Nachwuchs der sich für den Chorgesang interessieren würde, die Anzahl der Sänger wurde durch Krankheit und Tod immer geringer. Von 80 aktiven Sängern im Jahr 2000 sind heute nur noch 25 Aktive übrig. Inzwischen ist der Chor durch eine Gruppe aus Neukirchen-Vluyn, die „Projektsänger“ verstärkt.

Vorsitzender Peter Noruschat mit dem Veranstaltungsplakat | Foto: Bilder Privat
  • Vorsitzender Peter Noruschat mit dem Veranstaltungsplakat
  • Foto: Bilder Privat
  • hochgeladen von Hansfried Münchberg

Der Vorsitzende Peter Noruschat bekräftigt: „Wir wollen nicht die Asche des Bergbaus verwahren, wir wollen die Flamme weiter lodern lassen, wir wollen nicht klagen und werden, soweit es uns möglich ist, auch unsere Chor Aktivitäten weiterführen!“

Im August 2021 wurde ein neuer Chorleiter, Dr. Martin Ebeling  aus Mönchen-Gladbach, gewonnen, mit dem der Chor noch einmal durchstarten will.

Aufgrund der Covid-19 Pandemie ist der Chorgesang ab November 2019 bis März 2022 fast komplett ausgefallen. Vom Chorverband wurden aufgrund der staatlichen Auflagen die Proben und auch Auftritte untersagt.

Aber zum Glück noch pünktlich zu seinem 90-jährigen Vereinsjubiläum darf auch wieder gemeinsam gesungen werden.

Und somit laden die Knappen des letzten am Niederrhein verbliebenen Bergmanns-Chores zum traditionellen Herbstkonzert in das Kulturzentrum Rheinkamp ein. Wie immer, wenn man von den beiden letzten Jahren absieht, am l. Samstag im November, ein fester Bestandteil Moerser Kulturlebens.

„Herbst ist, wenn die Knappen singen".

Nicht ohne Sorgen blicken die Knappen diesem Auftritt entgegen, gehen sie dabei auch ein beträchtliches finanzielles Risiko ein. Neben den Honoraren für die mitwirkenden Künstler fällt in diesem Jahr als besonderer Brocken die annähernde Verdoppelung der Saalmiete seitens der Stadt Moers ins Gewicht.

Guido Lohmann von der „Volksbank Niederrhein“ sagte dem Chor aber die Unterstützung durch sein Institut zu. Er betonte, daß es ihm, aus einer Bergmanns-Familie stammend, ein besonderes Anliegen sei, beim Erhalt der Tradition der Bergleute zu helfen.
Auch Frank Heinrich vom Grafschafter Museums- und Geschichts-Verein beteuerte, wie wichtig und prägend der Bergbau für die Stadt Moers war. Die Kumpelmentalität der Menschen hier, das „Nicht lange Herumtun“, das Zupackende, sei ein Wesensmerkmal der Moerser geworden.

Das Herbstkonzert, bisher jedes Jahr der Höhepunkt des Chorlebens, sollte auch in diesem Jahr wieder ein Erfolg werden.

Ab sofort darf wieder gesungen werden !

Der erste Programmpunkt des Abends gehört natürlich der Pflege des bergmännischen Liedgutes.
Geleitet von seinem neuen Dirigenten Dr. Martin Ebeling, werden die Knappen, die sich mit den „Projektsängern“ verstärkt haben, das schwere, entbehrungsreiche Leben des Bergmannes, aber auch die schönen Seiten des Berufes, den einmaligen Zusammenhalt, den der gefahrvolle Beruf mit sich bringt, besingen., natürlich wird auch die Hymne der Bergleute, das Steigerlied, gesungen werden.

Chorleiter Dr. Martin Ebeling hat ein starkes Beiprogramm zusammengestellt, das keine Wünsche offen lässt.

Da ist die Konzertpianistin Olga Andryushchenko, die erst im März ein vielbeachtetes Konzert in der Moerser Stadtkirche gegeben hat. Sie wird einige Klavier-Soli virtuos zu Gehör bringen.

Das „Trio Wildwechsel“ gebildet aus Iris Droste, Thomas Busch und Wolfgang Wirringa
wird eine ganze Palette Ohrwurm-Lieder zum Besten geben. Da wird die Aufforderung, „Lass mich dein Badewasser schlürfen“, „die Herzen der stolzesten Frau`n, die Roten Lippen, die man küssen soll, aber auch der „Big Spender“, Fremde in der Nacht oder Downtown zum mitdenken, -summen,-singen zu hören sein.

Wenn zum Schlussakkord alle Mitwirkenden das Lied „Über sieben Brücken musst du gehen" anstimmen, hofft der Knappenchor, dass die Besucher des Konzerts frohgestimmt nach Hause gehen mit dem festen Vorsatz: Da gehe ich nächstes Jahr wieder hin.

Herbstkonzert 2022
im Kulturzentrum Rheinkamp

Am Samstag, den 05. November 2022
Beginn 17.00 Uhr,
Einlass 16.00 Uhr
Eintritt 15 Euro
Vorverkauf:
Bei allen Sängern, beim Stadtmarketing, an der Abendkasse und bei Friedhelm Bäumer Telefon 02066-30943

Autor:

Hansfried Münchberg aus Moers

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