György Ligeti als herausragender Schwerpunkt
mœrs festival 2023: Die Inklusion von Jazz und Neuer Musik

Das Billy Hart Quartet | Foto: Photo John Rogers / mœrs festival
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Die diesjährige Vorstellung des Pfingstprogramms fand während der laufenden Baumaßnahmen in dem zukünftigen, neuen Kino von Moers statt: in der Passage der Neustraße 28. In den vergangenen 51 Jahren reformierte das Musikspektakel am Niederrhein mehrere Male seinen Namen, über „Internationales New Jazz Festival Moers“ zum „Jazzfestival Moers“ zum „mœrs festival“, nun lautet die aktuelle neue Definition: „mœrs festival: Jazzfestival für Musik / Synapsenbildung / Politik / Medienkunst und: Zusammensein!“ Die erste Programmvorschau für das kommende Pfingsten eröffnete Bürgermeister Fleischhauer mit einem typischen „mœrsify“-Statement: „(das) 52. Festival, fünf Jahrzehnte, von Altersschwäche keine Spur, noch immer bilden sich neue Synapsen, um im Bild zu bleiben, das mœrs festival bleibt aktuell, und ist immer am Zeitgeschehen und man kann auch sagen, manchmal auch natürlich, seiner Zeit voraus, das erwarten wir, das soll so sein, wir werden heute von Knotenpunkt zu Knotenpunkt springen, in der Gewissheit, dass sich der Weg dahin und das Dazwischen genauso lohnen wird, und ein großes Leuchten im Zentrum dieses Synapsenraumes entsteht, ich bin genauso gespannt wie Sie, was uns heute begegnen wird …“. Es folgten Dr. Doepner von der Bezirksregierung/der Landesregierung, Kulturdezernent Wolfgang Thoenes und Aufsichtsratsvorsitzender Mark Rosendahl, die alle mit durchdachten und humorigen Worten die Einleitung kurzweilig gestalteten.

Die Geschäftsführerin der mœrs Kultur GmbH, Jeanne-Marie Varain und der künstlerische Leiter Tim Isfort stellten die Eckpunkte des Programms wechselseitig vor, während im Hintergrund auf einer Kinoleinwand die Namen der kommenden Künstler in einer fingierten Synapsendarstellung (siehe Festival-Plakat) zu lesen waren. Das Spektrum ist wiederum breit angelegt: Afrika (Senegal, Burkina-Faso, Äquatorialguinea), Nordamerika (Kanada, USA, insbesondere New York), Nord-, Nord-Ost, West-, Südwest-, Südost-, Mitteleuropa und … Großbritannien. Hier sind die Musiker extrem vom Brexit gebeutelt, sie brauchen Visa, um in der EU aufzutreten, sie benötigen Papiere, um überhaupt aus- und wieder einzureisen, zudem machen ihnen die gestiegenen Transportkosten (Mensch, Instrumente) zu schaffen – das gilt auch insbesondere auch für alle aus Afrika eingeladenen Künstler. Das mœrs festival beobachtet die britische Szene und arrangierte eine Zusammenarbeit mit dem Cafe OTO, einer Live-Institution in London für Jazz und mehr.

Bei der Zusammenstellung des Programms ergab sich die besondere Konstellation, dass vier ehemalige Musiker aus diversen Miles Davis Combos (Marilyn Mazur, Billy Hart, Kenny Garret und Gary Bartz) und aus unterschiedlichen Epochen des Davis`schen Kosmos im Moers auftreten werden – wiederum mit ihren eigenen Ensembles. Billy Hart wird beispielsweise mit Ethan Iverson (Ex-The Bad Plus, Festival 2017) auf der Bühne stehen. Die im letzten Jahr mit drei völlig unterschiedlichen Auftritten für Furore sorgende Maya Dunietz aus Israel ist dabei, Eve Rissers Red Desert Orchestra, die frühere Improviser in Residence 2016 Carolin Pook und der Altmeister Günter Baby Sommer, bald 80 Jahre alt, kommt mit der Großformation „Brother&Sisterhood“).

Ein ureigenes Anliegen Tim Isforts ist es, den am 28.05.1923 (Pfingstsonntag!) geborenen György Ligeti zu würdigen und das nicht nur als genreüberschreitenden Komponisten, sondern insbesondere auch als Mensch, der sich bereits als Sechsjähriger seinen eigenen Kosmos „Kylwiria“ schuf – seinen eigenen Aufbruch, seine eigene Werte, seine eigene Befreiung - siehe Festivalmotto – und das sogar mit eigener Sprache und Grammatik. Ligeti werden vier Projekte gewidmet (Susanne Blumenthal mit dem Kollektiv ColLAB Cologne, das SWR Vokalensemble, die Trondheim Voices) sowie mit „le petit macabre“, den von Lukas Döhler verantworteten Nachfolger der „mœrsterclass“, dem Wettbewerb für junge Komponisten.

Die „discussions“ nehmen ebenfalls das Festivalmotto auf und freuen sich auf die Staatsministerin für Kultur, Claudia Roth. Jan Klare wird souverän die „mœrs sessions“ kuratieren und alle bislang engagierten Musiker sind auf der Website (moers-festival.de) nachzulesen. Die exakten Auftrittstermine werden auf einer zweiten Pressekonferenz bekanntgegeben. Der Vorverkauf zu dem diesjährigen Pfingstspektakel läuft ausgezeichnet, die drei Spielstätten Festivalhalle, Rodelberg und Filder Benden werden wie im Vorjahr beibehalten und somit auch die vielfältigen Möglichkeiten Speisen und Getränke aus nahen und fernen Ländern zu kosten. Die Kinderbespaßung wurde letztes Jahr so gut angenommen, dass das Angebot ausgeweitet wird – besonders im musikalischen Bereich.

Die Improviser in Residence 2023, „Recursion“ (Jan Krause, Steven Koch und Christopher Retz), sind an allen vier Tagen aktiv an jeder Spielstätte in der unterschiedlichsten Weise zu hören und zu sehen – das wird die Kleinen und die Großen, die Tochter, den Vater, die Oma, den Musik-Profi und den Musikmuffel fesseln.

Klaus Denzer

Autor:

Klaus Denzer aus Moers

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