Mehrgleisig zum Zielbahnhof

Die Linie 12, hier in Krefeld kurz vor Erreichen der Moerser Stadtgrenze, verband Moers und Krefeld von 1920 bis 1963. | Foto: Peter Boehn, Sammlung Axel Reuther
7Bilder
  • Die Linie 12, hier in Krefeld kurz vor Erreichen der Moerser Stadtgrenze, verband Moers und Krefeld von 1920 bis 1963.
  • Foto: Peter Boehn, Sammlung Axel Reuther
  • hochgeladen von Lokalkompass Moers

Buchautor Stephan Lücke ist gern abseits ausgetrampelter Pfade unterwegs

In seinem ersten Buch „Straßenbahnen im Altkreis Moers“ arbeitet Stephan Lücke die Geschichte der Moerser Straßenbahn auf. Der Bildband im September veröffentlichte Bildband ist das erste Werk, das die bisher noch weitgehend unbekannte Historie der Straßenbahn in Moers darstellt. Das Wochenmagazin stellt den gebürtigen Moerser und Pflege-Fachredakteur vor.

von David Weierstahl

Stephan Lücke wurde bereits mehrmals in seinem Leben von verschiedensten Ideen „gepackt“, wie er selbst sagt. Das liegt hauptsächlich an der ausgeprägten Neugier des 37-Jährigen und seiner Fähigkeit, sich für Themen zu begeistern, die kaum unterschiedlicher sein können. Beispiel gefällig? Krankenpflege und Straßenbahnen. Um zu verstehen, wie diese Themen zusammenpassen, muss man Stephan Lücke verstehen.
Der in Duisburg geborene und in Moers aufgewachsene Lücke entschied sich nach dem Abitur am Grafschafter Gymnasium für die Ausbildung zum Krankenpfleger. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie Lücke zum ersten Mal gepackt. Die Neugier auf ein ganz bestimmtes Fachgebiet – der Krankenpflege. „Ich habe meinen Zivildienst in der Pflege im St. Josef Krankenhaus in Moers gemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mich für eine Ausbildung entschieden habe“. Seine Pflegeausbildung absolvierte er zwischen 2003 und 2009 im Moerser Krankenhaus Bethanien. Schon damals wusste Lücke allerdings, dass er selbst nicht dauerhaft in der Krankenpflege arbeiten möchte. Seine Beweggründe damals: "Schichtdienst, Arbeiten am Wochenende, schlechte Bezahlung“. Lücke gab aber nicht einfach auf. „Wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, will ich es auch durchziehen“.

Interesse für den Journalismus

Mit dem Studium der Pflegewissenschaften in Bochum wollte er die Möglichkeit haben, später in einem anderen Bereich der Krankenpflege zu arbeiten. Als sich herausstellte, dass der übliche Berufsweg nach dem Studium meistens ins Pflegemanagement führt, wurde ihm klar: „Ich bin kein Manager. Daher wusste ich auch recht früh im Studium, dass auch das nichts für mich ist“. So entschloss sich Lücke ab Mitte seines Studiums für einen erneuten Kurswechsel. „Ich brauchte einen Plan für mich. Was will ich wirklich machen?“. Die Krankenpflege sollte dabei weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Mit etwa 27 Jahren hatte er wieder eine dieser Ideen, die ihn gepackt hat. Sie sollte ihn bis heute nicht loslassen und den examinierten Krankenpfleger zu seinem heutigen Beruf als Fachredakteur für Krankenpflege führen. „Als ich mich beruflich neu orientieren wollte, erinnerte ich mich an meine Schulzeit zurück. Ich war damals Mitglied bei der Schülerzeit und interessierte mich für Journalismus“. Trotzdem habe er damals eine entsprechende Ausbildung nicht ernsthaft in Betracht gezogen und entschied sich für die Krankenpflege. In Lücke reifte die Idee, sein erlerntes Fachwissen mit dem journalistischen Handwerk zu verknüpfen. „Ich wusste, es wird nicht leicht. Zumal eine Stelle bei den wenigen Pflegefachzeitschriften, die es gab, frei sein musste“. 
In Berlin war sie es. Bei der Pflegezeitschrift „Heilberufe“ hat Stephan Lücke seine ersten Schritte im Fach-Journalismus während eines achtwöchigen Praktikums machen können. „Die damalige Chefredakteurin hat mir ein gutes Zeugnis ausgestellt und mich in meinem Vorhaben, als Fachredakteur zu arbeiten, bestärkt“, beschreibt Lücke einen Schlüsselmoment seiner bisherigen Karriere. Im Anschluss war er als freier Mitarbeiter für die Zeitschrift tätig und konnte weitere praktische Erfahrungen sammeln. Mit diesem ersten journalistischen Rüstzeug absolvierte Lücke im Jahr 2010 ein Volontariat beim Bibliomed-Verlag in Melsungen, bei dem er heute tätig ist. Als Teil einer 4-köpfigen Pflege-Redaktion, arbeitet Lücke unter anderem für verschiedene Pflegezeitschriften, einem Newsletter und Onlineportal.

Pionierarbeit geleistet

Der Fachredakteur wohnt inzwischen im dreißig Kilometer von Melsungen entfernten Kassel. Einmal im Monat kehrt er für Heimatbesuche nach Moers zurück, die er unter anderem dazu nutzt, Neuigkeiten über die Stadt zu erfahren. Als verlässliche Quelle hat sich dabei Vater Lücke erwiesen. Zuhause fragt er seinen Vater etwa: "Was ist Neues am Kö passiert? Gibt es jetzt einen Plan für das Horten-Areal? Lückes Interesse an seiner Heimatstadt begründet sich in seiner tiefen Verbundenheit mit ihr, die ihn bei längeren Gesprächen mit seinem Vater bis in die Vergangenheit führt. Sohnemann Stephan fragt Vater Lücke zum Beispiel: "Wie war das Früher in Moers? Wo seid Ihr als Jugendliche in den 60er- und 70er-Jahren hingegangen? Wie sah das Leben damals aus?“. Lücke verbindet Themen, die ihn interessieren miteinander und macht sie zu seinen Eigenen: So wie Krankenpflege und Journalismus ihn zum Pflege-Fachjournalismus geführt haben, brachten ihn Heimatverbundenheit und Geschichte zu seinem ersten Buch.
Mit Mitte 20 entwickelte sich bei Lücke das Interesse für Straßenbahnen. "Ich kann gar nicht sagen, warum mich das Thema derart packt. Es ist halt so", sagt er mit aller Selbstverständlichkeit. Im Herbst letzten Jahres wurde sein Interesse am Thema durch einen Zeitungsartikel neu geweckt. Auf einer Doppeltseite einer Sonderausgabe über die Moerser Historie entdeckte er Bilder von der Straßenbahn. „Ich war angefixt und wollte Mehr über ihre Geschichte erfahren“, sagt er. Nach zunächst erfolgloser Suche im Internet, arbeitete er sich durch sämtliche Archive. Für ihn war klar: „Ich will da was draus machen. Als Moerser kann man sich heute überhaupt nicht vorstellen, dass es in der Stadt Straßenbahnen gab und Moers seinerzeit ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt war. Den Gedanken fand ich faszinierend“.
Weil es kaum Informationen zur Moerser Straßenbahn gab, nahm sich Lücke vor, buchstäblich Pionierarbeit zu leisten. Er wollte die Straßenbahn für Jeden wieder ein Stück weit erlebbar machen. „Die vielen Fotos zusammenzubekommen war eine große Herausforderung. Man benötigt mindestens 130 qualitativ hochwertige Bilder, um einen Bildband zu machen“, erklärt er. So recherchierte er Bildmaterial bei verschiedenen Quellen wie etwa dem Moerser Stadtarchiv und bemühte zudem Sammlungen von Privatleuten. Ähnlich wie die Entscheidung damals von der Pflege in den Redakteursberuf zu wechseln, hat Stephan Lücke auch das Projekt Moerser Straßenbahn bis zum Schluss durchgezogen. Seine Reise durch die Moerser Vergangenheit endete vorerst mit dem Erscheinen seines Buches „Straßenbahnen im Altkreis Moers“ am 20. September dieses Jahres – für ihn wahrscheinlich nur eine Zwischenstation bis die nächste packenden Idee ihn zu einem neuen Zielbahnhof führt.

Autor:

Lokalkompass Moers aus Moers

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

26 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.