„Ich kann Bürgermeister“ - Vom 16-jährigen Parteigründer zum Monheimer Stadtoberhaupt

Der pädagogisch erhobene Zeigefinger bleibt in der Tasche. Der studierte Lehramtler Daniel Zimmermann wollte bewusst kein Lehrbuch für Parteigründungen schreiben, sondern einfach leicht und locker die Geschichte der Peto.
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  • Der pädagogisch erhobene Zeigefinger bleibt in der Tasche. Der studierte Lehramtler Daniel Zimmermann wollte bewusst kein Lehrbuch für Parteigründungen schreiben, sondern einfach leicht und locker die Geschichte der Peto.
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Die Verkaufsstatistik in Linda Rossbachs „Bücherstube“, gleich gegenüber dem alten Rathauseingang, dürfte in den kommenden Wochen wohl kein echtes Spiegelbild der bundesweiten Bestsellerlisten mehr abgeben.

Am 18. November stellte Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann dort sein Buch mit dem äußerst selbstbewussten Titel „Ich kann Bürgermeister“ vor.
Darin erzählt das weit über die Monheimer Stadtgrenzen hinaus so viel beachtete „Polit-Wunderkind“ seine ganz persönliche Geschichte und den so überaus erstaunlich kurzen, ja bundesweit absolut einmaligen Weg vom 16-jährigen Parteigründer zu Deutschlands jüngstem Stadtoberhaupt. Und anders als es der provokante, an die längst vergessene ZDF-Polit-Show „Ich kann Kanzler“ angelehnte Titel vermuten lassen könnte, ist das Buch natürlich keine One-Man-Show geworden, in der Monheims Bürgermeister plötzlich vom vielseits als so sympathisch empfundenen Teamplayer zum Egozentriker mutiert. Nein, Daniel Zimmerman erzählt auf über 200 anekdotenhaft verfassten Seiten vor allen Dingen auch die Geschichte seiner Partei, der Peto. Und damit erzählt er zugleich ein Stück moderne Monheimer Stadtgeschichte.
„Ich kann Bürgermeister“ – allein der Buchtitel dürfte so einigen Monheimern, die sich politisch eher weniger auf Seiten der Peto sehen, arge Bauchschmerzen bereiten. „Der kann ja nicht mal Sportstättenkonzept“, ist da gewiss noch eine der netteren Einwendungen aus dem politischen Alltagsgeschäft heraus.
„Ich halte den Titel dennoch für richtig und passend“, zeigt sich Daniel Zimmermann an dieser Stelle jedoch tatsächlich einmal ganz betont selbstbewusst. Nein, vor Anfeindungen habe er keine Angst, betont er am Donnerstag bei der Präsentation seines Werks in Linda Rossbachs Bücherstube. „In meinem Job muss ich mich eh immer gegenüber den Parteien und Fraktionen rechtfertigen“, sieht er in den ganz dicken Buchstaben vorne auf Seite 1 keinen zusätzlichen Anreiz zum Widerspruch. Was aber steckt den nun eigentlich dahinter? Was steckt drin in über 200 Seiten?
Nun, man sollte sie, ohne hier Partei-Werbung betreiben zu wollen, einfach lesen. Denn nach all dem Unsinn, der im letzten Jahr in bundesweit eigentlich hoch angesehenen Magazinen über das „Phänomen Peto“ geschrieben wurde, liegt hier nun erstmals eine treffende und vor allem mal sachlich korrekte Beschreibung vor – weil der Kölner Fackelträgerverlag einen fragte, der sich wirklich damit auskennt.
Natürlich ist die Sichtweise dabei stark eingefärbt. Natürlich kommt die Peto, wenn es nicht gerade um weit zurückliegende, eher lustig beschriebene Startschwierigkeiten geht, immer besser weg, je näher die Seiten an die heutige Realpolitik heranführen. Aber wer will das verdenken? Es macht die ganze Sache eigentlich nur authentischer.
Letztlich beschreibt Daniel Zimmermann auf zumeist sehr unterhaltsame Weise einen stark fokussierten Blick auf rund 12 Jahre Monheimer Stadtgeschichte – so wie er sie nunmal sah und sieht.
„Ich kann Bürgermeister“ ist denn auch konsequenterweise in der Ich-Form geschrieben. Und so erinnert es in vielen Passagen stilistisch sehr an Hape Kerkelings Mega-Bestseller „Ich bin dann mal weg“, der über ein Jahr die deutschen Buchverkaufslisten anführte. Auch Zimmermann beschreibt viele Begegnungen mit Menschen, lässt den Leser an sehr persönlichen Gedanken teilhaben und mitfühlen, miterleben. Das Thema „Kommunalpolitik“ dürfte dabei auf den ersten Blick mindestens ebenso wenig sexy sein wie das Thema „Jakobsweg“. Doch der vermeintlich trockene Stoff schadet beiden Büchern nicht.
Daniel Zimmermann wird dennoch aller Voraussicht nach keinen Bestseller landen. Dazu fehlt dann doch der Promi-Faktor. Dazu fehlt es dem Buch im direkten Kerkeling-Vergleich auch hier und da an Klasse. Und dazu ist es vor allem dann doch für die Monheimer vermutlich weitaus interessanter zu lesen als für den Rest der Welt.
In der Alten Freiheit jedoch werden das Buch sogar auch viele politische Gegner heimlich unter der Bettdecke lesen. Sie werden nicht mit allem einverstanden sein. Aber bei vielen dürfte hier und da nicht nur das Licht in Form einer Taschenlampe angehen. Dass sich etwa eine ganze Wählergemeinschaft daraufhin gründete, um die vermeintliche „Dünchheim-Marionette Tim Brühland“ zu verhindern, während der so begnadete Marionettenspieler von Monheim tatsächlich längst eine ganz andere Figur auf dem politischen Schachfeld siegbringend in Position gebracht hatte, dürfte bislang nur sehr wenigen Insidern so klar gewesen sein. Daniel Zimmermann jedenfalls dürfte offenbar kurz nach Thomas Dünchheims Frau Nicole von dessen Zukunftsplänen erfahren haben. Und das ist dann auch mindestens ebenso schön zu lesen wie die Berichte aus den Peto-Anfängen.
„Ich kann Bürgermeister“ – über die Qualität und Güte dieser Aussage sollten allein die Monheimer bei der nächsten Wahl entscheiden. Nach einem Jahr im Amt urteilen wir über Monheims jungen Bürgermeister an dieser Stelle nur: Er kann schreiben!

Der pädagogisch erhobene Zeigefinger bleibt in der Tasche. Der studierte Lehramtler Daniel Zimmermann wollte bewusst kein Lehrbuch für Parteigründungen schreiben, sondern einfach leicht und locker die Geschichte der Peto.
„Ich kann Bürgermeister – Mit 27 jahren Deutschlands jüngstes Stadtoberhaupt“ ist im Kölner Fackelträger-Verlag als Hardcover-Version mit der ISBN 978-3-7716-4460-4 erschienen und kostet 19,95 Euro.
Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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