Arbeitsbelastung steigt - Stadt forciert betriebliche Gesundheitsförderung

Viele Wirtschaftsunternehmen haben es schon erkannt: eine betriebliche Gesundheitsvorsorge hilft, Fehlstunden zu vermeiden und die Mitarbeiter fit zu halten für den Job. Diese Einsicht ist inzwischen auch in den Kommunen als Arbeitgeber angekommen. In Mülheim begann man im Herbst 2008 gemeinsam mit dem Personalrat ein Programm zu erarbeiten - mit unerwarteten Erkenntnissen.
„Wir haben festgestellt, dass vor allem Mitarbeiter besonders belastet sind, die konfliktreiche Begegnungen mit Bürgern haben, zum Beispiel bei der Sozialagentur. Verbale Attacken, Beleidigungen oder Androhung von Übergriffen sind da keine Ausnahme“, erklärt Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. Weitere Belastungen sind unter anderem die Verdichtung der Arbeit, Lärm, Lichteinfall oder die Einrichtung des Arbeitsplatzes, wie eine Umfrage unter 1500 Mitarbeitern der Stadtverwaltung ergab.
Auf Basis dieser Ergebnisse werden die Ämter nach und nach unter die Lupe genommen. Manches lässt sich schnell lösen. So werden Gesundheitsaspekte bei der Einrichtung der Arbeitsplätze im sanierten Rathaus berücksichtigt. Für psychisch belastete Mitarbeiter wurde bereits ein Seminar mit einem Coach durchgeführt. „Wir arbeiten intensiv daran, das Angebot auszubauen“, erklärt Stadtdirektor Frank Steinfort.
Aber nicht nur die Stadt als Arbeitgeber ist gefordert, wie Dr. Hans-Jürgen Knorn von der Uni Duisburg/Essen weiß, der das Projekt mit dem Labor für Organisationsentwicklung begleitet. „Die Verantwortung der Organisation muss mit der Selbstverantwortung der Mitarbeiter verbunden werden.“
Und so hat Mitte September das eigens gegründeten fit@job-Team, bestehend aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung, einen Gesundheitstag für alle Kollegen in der RWE-Sporthalle organisiert. Vereine wurden angesprochen und Institutionen, die mit Gesundheit und Ernährung zu tun haben. Und so präsentierten sich an diesem ersten Gesundheitstag der Stadtverwaltung einige Sportvereine mit Angeboten zum Mitmachen, Physiotherapeuten, Krankenkassen oder Wellness-Anbieter. Je nach ihren Möglichkeiten konnten sich Mitarbeiter der Stadtverwaltung während der Arbeitszeit informieren oder Angebote ausprobieren.
Das soll nicht der letzte Gesundheitstag gewesen sein. „Unser Ziel ist es, das betriebliche Sportangebot auszuweiten und die Kollegen zu motivieren, auch privat Sport zu betreiben“, erklärt Annette Michels vom fit@job-Team.
Auch Führungskräfte sollen geschult werden im Umgang mit Untergebenen. Denn Wertschätzung, weiß Stadtdirektor Steinfort, ist ebenfalls ein wichtiges Thema.
Hintergrund: In den Verwaltungen ist der Krankenstand in der Regel höher als in der freien Wirtschaft, da man hier mit der Gesundheitsprävention gerade erst anfängt. In Mülheim liegt der Krankenstand je nach Abteilung zwischen 2,5 bis 6 Prozent, im Schnitt bei 4 Prozent. Durch die Arbeitsverdichtung ist er in den letzten fünf Jahren etwas angestiegen. Der Altersdurchschnitt in der Verwaltung liegt bei 48 Jahren.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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