Auf den Spuren der Nazis

Vlnr sind Selina Weiher, Laura Mertsch, Marie Sophie Born, Anna Dehnen und Stephanie Stasch (10d) zu sehen. Sie präsentieren die Fotos ihres Projektes. | Foto: PR-Foto Köhring/KM
  • Vlnr sind Selina Weiher, Laura Mertsch, Marie Sophie Born, Anna Dehnen und Stephanie Stasch (10d) zu sehen. Sie präsentieren die Fotos ihres Projektes.
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Montagmorgen, 8 Uhr: Auf dem Stundenplan steht Geschichtsunterricht. Für die Schüler der Klasse 9d der Realschule Broich beginnt aber kein normaler Unterricht, sondern ein Fotoprojekt gemeinsam mit der Camera Obscura, des Museums zur Vorgeschichte des Films.

Die 26 Schüler der neunten Klasse haben an insgesamt drei Projekttagen im letzten Schuljahr vieles über die nationalsozialistische Zeit in Mülheim herausgefunden und gelernt. Gemeinsam mit Museumspädagoge Dr. Jörg Schmitz diskutierten sie zunächst den Begriff „Denkmal“, um dann in die praktische Phase der Projekttage überzugehen.

„Mit Spannung starteten wir, ausgerüstet mit Kameras, in den Uhlenhorst“, berichtet Brigitte Reiners, Geschichtslehrerin an der Realschule Broich. „Unser erstes Ziel war der Ehrenfriedhof mit Soldatengräbern aus den ersten beiden Weltkriegen. Die Jugendlichen sollten begreifen, dass der zweite Weltkrieg auch in Mülheim wütete“, so Dr. Jörg Schmitz. „Wir wollten den Jugendlichen direkt vor Augen halten, was damals passiert ist.“
Danach stand ein längerer Fußmarsch an, der zu Bombentrichtern und mittlerweile bewachsenen Bahnrampen mitten im Duisburg-Mülheimer Wald führte. Unweit der Luftleitzentrale Wolfsburg wollte die NS in den letzten Kriegstagen hier wohl Luftabwehrraketen in Stellung bringen.

Gegen Mittag erreicht die Gruppe die Wolfsburg. Hier finden die Jugendlichen im Wald Reste eines gesprengten Bunkers. „Es ist kaum zu fassen, dass sich hier Menschen in Sicherheit bringen mussten“, so Anna Dehnen (15). „Ich wusste gar nicht, dass hier mal ein Bunker stand.“
Ein weiterer Projekttag führte die Schüler in die Mülheimer Innenstadt. Dort besichtigen sie das ehemalige Horst-Wessels-Haus, das den Nationalsozialisten als Parteizentrale diente.

Anschließend ging es zum Mülheimer Polizeipräsidium, das in den Jahren 1934 bis 1937 erbaut wurde. „Wir konnten die Schutzhaftzellen betreten, was ganz schön komisch war. Hier haben Menschen einfach unschuldig gefangen gesessen“, berichtet Selina Weiher (16). Auch Polizeihauptkommisar Stephan Boscheinen war von diesem Projekt begeistert: „Die Schüler waren sehr interessiert an der Geschichte des Präsidiums und haben viele Fragen gestellt.“

Auch das Winkhaus am Eppinghofer Bruch wurde aufgesucht. Dieses soll in der NS-Zeit ein Zwangsarbeiter- oder Umerziehungslager gewesen sein. „Davon war ich auch total überrascht“, so Brigitte Reiners. „Ich wohne schon Jahre lang in Mülheim, aber so manche Details waren auch mir unbekannt.“
Auch Myles Miller (17) bezog eine klare Stellung zu den Projekttagen: „Ich habe jetzt eine ganz andere Sicht auf unsere Stadt. So manche Orte haben eine schlimme Vergangenheit. Auch Mülheim hat Spuren vom Nationalsozialismus.“

Die vielen Fotos der besuchten Orte wurden anschließend in einem Team ausgewertet und zu einer Präsentation zusammengestellt. Diese ist im Rahmen der Europawoche von Montag, 21. Mai, bis Donnerstag, 24. Mai, in der Realschule Broich, Holzstraße 80, für Jedermann frei zugänglich.
„Wir hoffen, dass dieser Geschichtsunterricht nachhaltig in Erinnerung bleibt und auch zukünftig ein praktischer Unterricht, diesen Lernstoff aufpeppt“, resümiert Brigitte Reiners.

Autor:

Daniela Neumann aus Oberhausen

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