Krieg, Terror, Gier: Kirchliches Filmfestival erlebt Besucherrekord

Leon Lucev ("Circles") nahm freundestrahlend den Hauptpreis entgegen: einen echten Ölbaum. (Geld gibt's aber auch.) | Foto: Agentur Odesign
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  • Leon Lucev ("Circles") nahm freundestrahlend den Hauptpreis entgegen: einen echten Ölbaum. (Geld gibt's aber auch.)
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Mein Tipp am Ende des dreitätigen Fests für herausragende und ungewöhnliche Filme: "Zeit der Kannibalen" und "Zwischen Welten" muss man unbedingt gesehen haben.

Blick zurück aufs 5. Kirchliche Filmfestival im Cineworld Recklinghausen: Die über 2.000 Besucher (Rekord) erlebten harte, spannende und auch komische Filme, in denen es um Krieg, Überlebenskämpfe, Terror, Gier, Entwurzelung, Globalisierung, Panik und Verfolgung ging. Sie sahen taufrische Filme, bevor die überhaupt in den deutschen Kinos starten werden. Darunter Zwischen Welten. Regisseurin und Autorin Feo Aladag ist in mehrfacher Hinsicht Widerholungstäterin: Sie stellte ihren neuen Film im Recklinghäuser Cineworld vor - hier erhielt sie vor fünf Jahren als Erste überhaupt den Preis des Kirchlichen Filmfestivals für Die Fremde mit Sibel Kekilli.

"Jedes Jahr kommen mehr Leute." Thomas Damm, Mitorganisator

Zwischen Welten ist ein Gänsehaut-Film: Er erzahlt als erste deutsche Film überhaupt die Geschichte eines deutschen Soldaten in Afghanistian. Aladag wurde nach der Vorstellung von den Zuschauern "gelöchert" und erklärte, dass sie umfassende Unterstützung durch Bundesregierung, Auswärtiges Amt, Bundeswehr und die afghanische Regierung erhalten habe. Obwohl (oder weil?) es ein zentrale Fragen nach dem Sinn des Bundeswehreinsatzes aufwerfender Film ist.

Wenn das Lachen im Halse stecken bleibt

Neu: Für Feo Aaldag wurde ein Sonderpreis ausgelobt. Das Katholische Kreisdekanat unterstützt ihren Film mit medialem Begleitmaterial und Dokumentationen, die auch für den Unterricht an Schulen genutzt werden kann.

"Zwischen Welten" startet ab den 27. März in den Kinos. Es geht um den Gruppenführer Jesper (gespielt von Ronald Zehrfeld), der an einem Außenposten in einem kleinen Dorf die Bevölkerung vor den Taliban beschützen soll. Der junge Dolmetscher Tarik (grandios: Mohsin Ahmady, Laiendarsteller) wird selbst mit seiner Schwester (Saida Barmaki ist auch Amateurin und macht ihre Sache hervorragend) von den Terroristen verfolgt.

Den Preis des Festivals räumte Circles ab. Hauptdarsteller Leon Lucev stellte sich den Fragen der Zuschauer. Der Film von Srdan Golubovic spielt zwölf Jahre nach dem Bosnienkrieg.
Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, überreichte den Hauptpreis des Kirchlichen Filmfestivlas, den (echten) Ölbaum. "Circles" wird im Cineworld zu sehen sein.

Wolfgang Pantförder, Bürgermeister der Stadt Recklinghausen, erinnerte an die Anfänge des Kirchlichen Filmfestivals: "Es startete 2010, im Kulturhauptstadt-Jahr." Die Stadt Recklinghausen unterstütze das ökumenische Festival nicht nur idell, sondern aus Überzeugung auch finanziell.

Der Kinder- und Jugendfilmpreis ging an Bekas von Karzan Kader, der in irakischen Kurdistan 1990 spielt. Zu dieser Vorstellung konnte das Filmfestival erstmals zwei Synchronsprecher als Gäste begrüßen.

Das Lachen im Halse blieb einem regelrecht stecken bei Zeit der Kannibalen. Regisseur Johanes Naber (vor Ort) erzählt nach dem Drehbuch von Stefan Weigl von drei Unternehmensberatern.

Die beiden Männer (Sebastian Blomberg und Devid Striesow) und ihre Kollegin (Katharina Schüttler) jetten um die Welt, verhandeln in China und Afrika von ihrem Luxus-Hotels aus mit ihren Kunden. Mit der Bevölkerung kommen sie nur in Kontakt, wenn es sich um Hotelpersonal, Putzfrauen oder Prostituierte handelt. So grotesk wie realistisch muten die Dialoge und Handlung an.
Der kammerspielartige Film ist klug durchdacht, witzig, dabei voller Respekt vor der Menschlichkeit, die Darsteller durch die Bank exzellent und die Ästhetik des Streifens ist verblüffend (die exotischen Skylines im Intergrund bilden praktisch Kartons).

Johannes Naber bestätigte auf eine Frage aus dem Publikum: "Ja, es gab schon Anfragen, ob man den Filmstoff nicht auch für die Bühne bearbeiten könne." Gedeht wurde der Film in Hotels, in Hotelzimmern und -Bars sowie in einem kleinen Studio in Monheim am Niederrhein, verriet Johannes Naber.

Weitere Infos im Netz:
www.kirchliches-filmfestival.de

Auf Lokalkompass:
http://www.lokalkompass.de/recklinghausen/kultur/oelbaum-statt-oscar-5-kirchliches-filmfestival-recklinghausen-d405450.html

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen

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