Reeser Platt
Dat stemmt, dat häm ek eiges in de Krant geläse!

Die Skulptur „Zwiegespräch“ von Jürgen Ebert an Reeser Rheinpromenade ziert auch die beiden Bücher über das Reeser Platt. | Foto: Dirk Kleinwegen
  • Die Skulptur „Zwiegespräch“ von Jürgen Ebert an Reeser Rheinpromenade ziert auch die beiden Bücher über das Reeser Platt.
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Das stimmt, das habe ich selber in der Zeitung gelesen! - neue Serie im STADTANZEIGER: Plattdeutsche Redensarten leicht erklärt

Die beiden Platt-Bücher von Agnes Jay finden nicht nur in Rees reißenden Absatz. Auch wenn die Reeser Ursprache, laut Autorin, als fast ausgestorben gilt, finden sich doch immer mehr Interessenten, die gerne wissen wollen, wie sich ihre Großeltern noch unterhalten haben. Mit unserer neuen Serie werden wir jede Woche einen Begriff oder eine Redensweise vorstellen, diese übersetzen und bei Bedarf auch erklären.

Neben den beiden Reeser Platt-Büchern gibt es viele weitere Druckwerke, Zeitungsartikel oder Internet- und Facebook-Seiten, die sich mit dem Reeser Platt oder dem Platt im Allgemeinen beschäftigen.
       Im zweiten Band, den Agnes Jay Ende des letzten Jahres herausgegeben hat, finden sich niederrheinische Sprüche und Redewendungen, aufgeschnappt in Rees, die der Ur-Reeser Hermann Voß über Jahrzehnte gesammelt hat. Unter der Rubrik Ratschläge und Warnungen finden sich dabei viele Ausdrücke, die zum Nachdenken, aber immer wieder auch zum Schmunzeln anregen.
       Könnt gej de Mull niet holde, dann stoppt ouw de Oore tuw. (Wenn du dein Maul nicht halten kannst, dann stopfe Dir die Ohren zu.) Das bedeutet, wenn man Geheimnisse nicht für sich behalten kann, dann soll man nicht so neugierig sein. Oder ein Hinweis an Leute, die immer ihren Senf dazu geben: Metdenke es ömmer nöödech, metkwaake äwer niet. (Mitdenken ist immer nötig, mitreden aber nicht.) Manch ein Ausdruck wird erst nach dem zweiten Lesen deutlich, zum Beispiel eine Mahnung zur Bescheidenheit: As gej genn Oss kriege könnt, moj met en Kalf tefreeje sinn. (Wenn man keinen Ochsen kriegen kann, muss man mit einem Kalb zufrieden sein.) Die Empfehlung Vorsorge zu treffen, lässt sich mit dem folgenden Spruch darlegen: Gej mot de Pött graawe, eer dat denn Dörss kömmt. (Man muss den Brunnen graben, bevor der Durst kommt.

Manche Lüj dröcke mor blos doröm en Öögske tuw, weil se dann bäter ziele könne.

       Zudem gibt es eine ganz hintergründige Warnung vor allzu hinterlistigen Zeitgenossen: Manche Lüj dröcke mor blos doröm en Öögske tuw, weil se dann bäter ziele könne. (Manche drücken nur deswegen ein Äuglein zu, weil sie dann besser zielen können.)
       Die hochdeutschen Übersetzungen könnten heutzutage noch als passende Kalendersprüche herhalten. Aber in der Kombination mit dem Reeser Platt findet jeder Leser schnell eine passende Geschichte oder eigene Begebenheit zu der Redensweise. Der nachfolgende Ausspruch kann ein wenig Mut machen: Wenn d´r eene et Waater bes an denn Hals stoon hät, dann soll hej niet ook de Kopp hange lote. (Wenn einer das Wasser bis zum Hals stehen hat, soll er nicht auch noch den Kopf hängen lassen.) Die passende Erläuterung hat das Plattbuch parat: Wenn es einem schlecht geht, soll man nicht verzweifeln, sondern alle Energie aufwenden, um sein Elend abzuwenden.
Zum Schluss vielleicht noch die Aufforderung nach mehr Eigeninitiative: Blos dooje Fess schwemme met de Stroom. (Bloß tote Fische schwimmen mit dem Strom.)

Infos unter ressa.de/platt

Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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