Karneval in Rees
Statt Jubiläum die dritte Absage

Im Zug 2018 wurde mehrfach das Thema Nachtwächter aufgegriffen. | Foto: Dirk Kleinwegen
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Die lange Geschichte des Reeser Rosenmontagszuges

Normalerweise hätte der Reeser Rosenmontagszug in diesem Jahr das 40. Jubiläum feiern müssen. Doch der Zug muss leider zum dritten Mal in seiner Geschichte ausfallen. Der Reeser Geschichtsverein hat eine kleine Alternative für die Reeser vorbereitet.

Vor genau 30 Jahren wurde der Zug wegen des Golfkriegs abgesagt, 2016 sorgte das Sturmtief Ruzica für eine Absage. Mit dem Wetter hatten die Veranstalter häufiger zu kämpfen, egal ob strahlender Sonnenschein, bibbernde Kälte, Starkregen oder Schneefall, in den Jahren war alles dabei.
Der erste Rosenmontagszug 1983 begann noch mit 12 teilnehmenden Vereinigungen. In den nachfolgenden Jahren stieg die Zahl schnell auf bis zu 50 Gruppen an, da waren auch schon mal fast 20 Wagen und sieben Musikgruppen dabei. Beim letzten Zug 2020 gingen nur noch sechs Wagen, vier Musikgruppen und 13 Fußgruppen an den Start.

Jedes Jahr einen Verkaufsartikel

       In den ersten Jahren mussten die Gruppen für ihre Teilnahme am Zug noch einen Obolus entrichten, 20 Mark pro Wagen und zusätzlich eine Mark pro Teilnehmer wurden fällig. Neben den zusätzlichen Spenden von Reeser Unternehmen und Bankinstituten brachten vor allen Dingen die Verkaufsartikel Geld in die Kassen des Karnevalvereins. Man startete 1984 mit Autoaufklebern für zwei Mark, in den Folgejahren kamen dann verschiedenste Clowns, Becher, Gläser, Fläschchen mit Hochprozentigem oder mit Ziegenmilch, aber auch praktische Sachen wie Regenschirm oder Baumwolltaschen in den Verkauf.
        Die Route des Zuges wurde in den Jahren immer mal wieder angepasst. Besonders in den Anfangsjahren wurden, im Rahmen der Wohnumfeldverbesserung, nach und nach sämtliche Straßen in der Innenstadt aufgerissen. Am Anfang startete der Zug in der Reeser Lindenallee, zwischendurch auch mal vom Melatenweg aus. Mittlerweile geht der Lindwurm am Westring los. In den ersten Jahrzehnten endete der Zug auf dem Marktplatz, wo Getränkestände und Gulaschkanone oder Erbsensuppe auf die Teilnehmer und Zuschauer des Zuges warteten. Vom Markt aus verteilten sich dann die Feierwilligen auf die damals noch ausreichend vorhandenen Kneipen und Pinten.
Mit Beginn des Reeser Kneipensterbens zogen viele Jecken nach dem Zug weiter nach Mehr ins dortige Festzelt. Erst ab 2013, nach langem Hin und Her, wurde am Westring ein Zelt aufgebaut und von Marcel Weyer und Detlef Westerhoff bewirtschaftet.

Museum mit niederländischem Käse finanziert

       Die einzelnen Wagen und Fußgruppen griffen stets aktuelle politische und lokalpolitische Themen auf. Mit einem passenden Spruch in Reeser Platt bekamen Politiker oder Lokalhelden ihr Fett weg. Abrüstung, Steuern, Krankenkasse, Schwarzwaldklinik, Alf oder Olympiade musste ebenso als Thema herhalten wie Mülltrennung, Bürgerhaus und das „durch holländischen Käse“ finanzierte Reeser Museum. Selbst über die Betuwe-Linie wurde schon vor 28 Jahren gespottet. Einen ganz besonderen Eindruck hinterließen dabei die teils meterhohen Figuren aus Pappmaché. Mit der Zeit rollten dabei schon einige Bundespolitiker, Reeser Bürgermeister und Stadtdirektoren durch die Reeser Straßen.
       Beim Reeser Karnevalszug und den veranstaltenden Vereinen wurde bewusst auf einen Karnevalsprinzen verzichtet. Nur im Jahr 2008 zum 25-Jährigen machte man eine Ausnahme. Mehr aus einer Laune heraus, ließen sich Bürgermeister Bruno Ketteler und die stellvertretende Bürgermeisterin Mariehilde Henning überreden. Sie führten dann als Bruno I von Strahlemann und Fröhlichkeit und ihre Lieblichkeit Mariehilde I von Rat und Tat den Reeser Zug an.

RESSA zeigt Videos und Ausstellung über den Rosenmontagszug

 
 Auch der Reeser Geschichtsverein hat sich dem Thema Rosenmontagszug angenommen. Auf der Website ressa.de/karneval sind die Rosenmontagsumzüge aus den Jahren 1985, 1993, 1999, 2015, 2017, 2018 und 2020 als Video zu sehen. Ein Großteil der Filme kann auch im Schaufenster der Dellstraße 23 angesehen werden. Dort kann auch die Ausstellung der Verkaufsartikel zur Finanzierung der Rosenmontagszüge bewundert werden. Seit 1984 haben erst die Harmonie und dann der RKV jährlich einen Artikel verkauft. Clown, Pinnekes, Hüte, Schirme, Buttons und vieles andere haben Inge und Günter Heuser gesammelt und RESSA für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Nur die Mettwurst, die vor 19 Jahre verkauft wurde, hat nicht überlebt, aber hier half Vereinsmitglied und Metzgermeister Erst August Voß mit einer Wurstspende fürs Schaufenster.
„Wir freuen uns, auf diese Weise zumindest ein kleines Trostpflaster bieten zu können“, sagt der RESSA-Vorsitzende Heinz Wellmann.

Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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