Smartphones – Gefahr für Kinder

Rund 50 Mütter und Väter wurden von Kriminalhauptkommissar Stefan Hellwig (re.) über die Gefahren beim Umgang mit Smartphones informiert.
(Foto: Dirk Kleinwegen)
2Bilder
  • Rund 50 Mütter und Väter wurden von Kriminalhauptkommissar Stefan Hellwig (re.) über die Gefahren beim Umgang mit Smartphones informiert.
    (Foto: Dirk Kleinwegen)
  • hochgeladen von Dirk Kleinwegen

Polizei informierte in Realschule über Prävention im Internet

In allen sechsten Schuljahren im Kreis Kleve steht das Thema „Prävention Smartphone + Co.“ auf dem Lehrplan. In der Realschule der Stadt Rees war in der letzten Woche Kriminalhauptkommissar Stefan Hellwig von der Polizei Kalkar zu Gast. Zuerst in je einer Doppelstunde in jeder sechsten Schulklasse und einige Tage später in einem Elternabend, klärte Hellwig über die Gefahren im Internet, insbesondere bei der Nutzung von Smartphones auf.

Laut Schulleiter Thomas Wenning besitzen 88 % der 12- bis 13-Jährigen ein Smartphone und 81 % davon gehen mit ihrem Handy auch ins Internet: „Was die Kinder heutzutage in ihrer Tasche haben ist kein Telefon, sondern ein Minicomputer. Es geht beim Elternabend darum aufzuzeigen, was man alles damit machen kann, vor den Gefahren zu warnen und auch die Eltern zu sensibilisieren.“
     Stefan Hellwig bevorzugt es, in den sechsten Klassen das Thema zu behandeln: „Im siebten Schuljahr ist es bereits zu spät, da sind schon die ersten Nacktfotos verschickt und die ersten Kinder sind angeschrieben worden. Und in der fünften Klasse kann man über bestimmte Themen noch nicht reden.“ Der Polizeibeamte möchte in seinen Vorträgen Kinder und Eltern darüber aufklären, dass es sich beim Smartphone nicht um ein harmloses Spielzeug, sondern um einen Hochleistungscomputer handelt, der eine Vielzahl von Informationen mit 3,4 Milliarden Menschen teilen kann.
     41 % der Weltbevölkerung ist im Internet aktiv, mit denen können sich die Kinder schreiben und auseinandersetzen. Die Kinder können aber auch erpresst und genötigt werden, Dinge zu tun, die sie nicht wollen – beispielweise in den sozialen Netzwerken. Dort kann man sich selbst darstellen und Freunde am eigenen Leben teilhaben lassen. Es ist jedoch wichtig die Voreinstellungen so zu verändern, dass nicht jeder die persönlichen Einträge lesen kann, sondern nur die Freunde, Fans oder Follower. Bei dieser Konfiguration kann der Nachwuchs dann auch nicht mehr von den Suchmaschinen gefunden werden.
     Gefahr droht dabei aber nicht nur von Facebook, Twitter, Instagram und anderen sozialen Netzwerken – heutzutage kann man sich sogar in vielen Onlinespielen, auf Playstation oder X-Box, mit Freunden oder auch mit unbekannten Personen austauschen. Und die Pädophilen sind genau dort zu finden, wo viele Kinder vertreten sind und dort geben sich als gleichaltrige Spielpartner aus.
     Auch das Thema Cyber-Mobbing ist weit verbreitet, auch an den Schulen im Kreis, der Kriminalhauptkommissar nannte mehrfach Beispiele aus seiner beruflichen Tätigkeit. Bei Cyber-Mobbing werden über einen längeren Zeitraum beleidigende und bedrohliche E-Mails, SMS oder Handynachrichten über ein Kind verbreitet, um es damit systematisch zu schädigen. Dabei wird meist der Straftatbestand der Beleidigung, üblen Nachrede und Verleumdung erfüllt oder die Vertraulichkeit des Wortes oder der höchstpersönliche Lebensbereich durch Bildaufnahmen verletzt.
     Laut Stefan Hellwig sollte man sich gegen derartige Angriffe wehren, notfalls mit polizeilicher Hilfe. Vorher heißt es die Beweise zu sichern und Bilder und Gesprächsverläufe zu dokumentieren.
     Der beliebteste Internetdienst bei den Schülern der sechsten Klasse ist wohl WhatsApp. Nur drei Schüler der 120 Sechstklässler, so hat Hellwig nachgefragt, sind nicht bei dem Instant-Massaging-Dienst vertreten. Doch auch hier lauern viele Gefahren. Oft über Gruppen, zu denen man ohne Einverständnis hinzugefügt werden kann, werden verbotene Inhalte wie Gewalt-, Tier und Kinderpornografie oder Material von Nazi- oder Terrorseiten verbreitet. Derartige Inhalte sind nicht für Kinder geeignet, deren Weitergabe ist verboten. Da alleine durch das Ansehen von Bildern standardmäßig eine Kopie auf das Smartphone abgelegt wird, macht man sich bei kinderpornografischem Material schon durch bloßen Besitz strafbar. Hier können sogar die Eltern, als reguläre Besitzer der Geräte, haftbar gemacht werden.
     Wichtig ist auch, laut Hellwig, das Profilbild bei WhatsApp auf nicht öffentlich zu stellen. Damit wird die Kontaktaufnahme von fremden, schlimmstenfalls pädophilen Personen deutlich erschwert. Auch über sogenannte Kettenbriefe sollten die Eltern mit ihren Kindern reden, diese sollten auf keinen Fall weitergeleitet oder geöffnet werden. Denn meist sind in den beigefügten Bildern oder Sound-Dateien Viren oder Trojaner versteckt. Damit sich keine Schadsoftware auf den Geräten einnistet, die unbefugt Daten übermittelt oder Fremden Zugriff auf Kamera und Mikrofon gestattet, sollte auf jedem Smartphone ein Virenschutzprogramm installiert werden.
     Ein wichtiger Punkt ist auch das Recht am eigenen Bild. Bilder dürfen nur mit Einwilligung der Abgebildeten verbreitet und öffentlich zu Schau gestellt werden. Ausnahmen gibt es nur bei öffentlichen Veranstaltungen, Personen der Zeitgeschichte oder wenn Personen lediglich als Beiwerk neben einer Landschaft oder sonstigen Örtlichkeiten erscheinen. Ansonsten ist es weder gestattet Kinder auf der Toilette oder mit einer Drohne in den fremden Garten oder in ein Haus zu fotografieren. Stefan Hellwig berichtete von einem konkreten Fall, wo eine Lehrerin aus Rees oder Emmerich, auf der Klassenfahrt, von Schülern unter der Dusche gefilmt wurde. Die Schüler luden das Video bei YouTube hoch, wo es mehre tausende Male aufgerufen wurde.
     Auch neue Anbieter wie „Musical.ly“, frei erfundene Internet-Phänomene wie die „Blue-Whale-Challenge oder auch das „Darknet“ wurden bei diesem äußerst interessanten und trotzdem kurzweiligen Vortrag beleuchtet. Wichtig ist es für die Eltern, regelmäßig das Smartphones des Kindes zu überprüfen. Dabei geht es nicht unbedingt darum, jede einzelne WhatsApp-Nachricht zu lesen. Aber die Eltern sollten schon wissen, mit wem ihr Nachwuchs Informationen austauscht und welche Apps, Videos und Fotos sich auf dem Gerät befinden.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg

Rund 50 Mütter und Väter wurden von Kriminalhauptkommissar Stefan Hellwig (re.) über die Gefahren beim Umgang mit Smartphones informiert.
(Foto: Dirk Kleinwegen)
Ein Leben ohne Smartphone können sich die meisten Jugendlichen kaum vorstellen.
(Foto: Dirk Kleinwegen)
Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.