Drosselung gefährdet Netzneutralität

Die Pläne zur Drosselung des Internets durch die Deutsche Telekom AG gefährdet die Netzneutralität. Warum Netzneutralität wichtig ist.

Ein Kommentar zu den Plänen der Deutschen Telekom AG mit der Drosselung von DSL-Festnetzanschlüssen zu beginnen.

Das Internet ist nicht zu dem geworden, was es ist, weil sich einige Konzerne dazu entschlossen haben, sondern weil viele Ideen frei erprobt werden konnten. Private und professionelle Teilnehmer waren gleichberechtigt. Viele private Ideen sind von Konzernen professionell umgesetzt worden oder haben sich aus dem privaten Experiment zu Konzernen entwickelt. Trotzdem haben kleine Anbieter von Informationen oder Diensten keine Nachteile gegenüber den großen Konzernen. Die Verletzung der Netzneutralität wird diese Innovationskraft der Vielen des Internets zerstören.
Die Netzneutralität ist der Garant dafür, dass freie Meinungsäußerung im Internet möglich ist. Deshalb ist sie ein wichtiges Gebot für eine freie Gesellschaft. Wer die Macht bekommt bestimmte Daten bevorzugt durch das Internet zu transportieren, hat auch die Macht über die Meinungsäußerungen im Internet.
Als Softwareentwickler habe ich einen anderen Blick auf Internet als die meisten Nutzer. Das Internet ist für mich zu allererst ein Netzwerk, über das Computer Daten austauschen können. Als Softwareentwickler kann ich selbst darüber bestimmen welche Daten ausgetauscht werden und niemand kann vorhersehen, auf welche Ideen ich dabei komme. Die Netzneutralität stellt sicher, dass meine Daten trotzdem ungehindert am Ziel ankommen, und gibt mir daher diese Freiheit.
Würde zwischen Datenpaketen, die einem bestimmten Zweck zugeordnet werden können, und solchen, deren Bedeutung nur dem Entwickler bekannt sind, unterschieden werden, dann wäre die Entwicklung neuer Dienste erheblich erschwert. Deshalb sollten Anbieter von Zugängen zu diesen Netzwerken dazu verpflichtet sein, diese Aufgabe neutral wahrzunehmen. Neutral heißt, dass der Anbieter jedes Datenpaket so schnell wie möglich vom Absender zum Empfänger transportiert. Dabei darf es keine Unterschiede geben woher, wohin, von wem, zu wem das Datenpaket transportiert werden soll oder welche Daten es enthält. Der Transport darf nur durch technische Notwendigkeiten eingeschränkt sein.
Natürlich darf ein Anbieter sein Tarifmodell so wählen, wie es aus seiner Sicht wirtschaftlich sinnvoll und vielleicht gerecht ist. Auch eine Drosselung ist ansich kein Verstoß gegen die Netzneutralität. Die Netzneutralität wird aber verletzt, wenn die Drosselung sich nicht mehr auf alle Datenpakete bezieht, sondern es eine technisch unbegründete Bevorzugung bestimmter Datenpaktete gibt. Wenn also aus wirtschaftlichen oder gar politischen Gründen Datenpakete bevorzugt bzw. diskriminiert werden.
Bereits jetzt gibt es Verletzungen der Netzneutralität, z.B. durch Verbot oder Blockierung von Skye und Filesharingtools oder die Bervorzugung eines Musikstreamingdienstes im Datenvolumen bei Mobilfunknetzen. Mit ihrer in vielen Gegenden bestehenden Monopolstellung, gibt die Deutschen Telekom AG jetzt dringenden Anlass der Forderung, Netzneutralität per Gesetz festzuschreiben, Nachdruck zu verleihen. Leider setzt die Regierung vertreten durch Herrn Rösler bisher nur auf Appelle, ohne ihre gesetzgeberischen Möglichkeiten zu nutzen. Aus diesem Grund veranstaltet ein breites Bündnis für Netzneutralität am 16.5. anlässlich der Hauptversammlung der Deutsche Telekom AG in Köln eine Mahnwache und eine Demonstration vor der Lanxess Arena. Auf der Webseite http://protestwiki.de/wiki/Drosselkom:Main finden sich detailierte Informationen zur Veranstaltung.

Autor:

Jörg Müller aus Sprockhövel

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