Philatelisten treffen sich regelmäßig in der Lindenbrauerei
"Bewahrer von Geschichte" im flüchtigen Digital-Zeitalter

Auf einen riesigen Fundus an Briefen, Sammelbögen, Alben und Postwertmarken greift der Philatelistenverein Unna-Fröndenberg zurück, der sich jeden 2. Sonntag im Monat in der Lindenbrauerei trifft. Eine Jugendgruppe gibt es auch, sie wird geleitet von Roland Wachtmeister.
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  • Auf einen riesigen Fundus an Briefen, Sammelbögen, Alben und Postwertmarken greift der Philatelistenverein Unna-Fröndenberg zurück, der sich jeden 2. Sonntag im Monat in der Lindenbrauerei trifft. Eine Jugendgruppe gibt es auch, sie wird geleitet von Roland Wachtmeister.
  • hochgeladen von Stefan Reimet

Wer die Treppen zum Atelierbereich in der Lindenbrauerei erklimmt, taucht ein in eine andere Welt. Jeden 2. Sonntag im Monat haben die Philatelisten Unna-Fröndenberg hier ihr Refugium, breiten Alben, Transportboxen und Sammelbögen aus. Es wird geschaut welche Marken der andere hat, was getauscht und wie die eigene Sammlung komplettiert werden kann. Briefmarken als Hobby erleben in der Zeit kurzlebiger Informationen per Internet wieder einen leichten Aufschwung und die Sammler planen auch für dieses Jahr wieder Schau- und Sammeltage. 

Stürmische Zeiten haben die Philatelisten der Hellwegstadt hinter sich, die auf eine fast 75-jährige Tradition blicken. Nur ein Jahr nach Kriegsende gründeten vier Briefmarkensammler aus Unna den Sammlerverein „Am Hellweg“. Rasch wuchs der Verein, fast 100 Mitglieder waren es in den 60er Jahren. Rege war damals auch der Brief- und Postverkehr. Fast der gesamte Schriftwechsel, ob privat, geschäftlich oder amtlich fand auf dem Postwege statt. Briefträger schwitzten unter der Last der Zustellsendungen. Gleichzeitig eröffneten sich durch den den wieder auflebenden Kontakt mit angrenzenden Ländern neue Möglichkeiten an Briefmarken zu gelangen. Aus Sammlerleidenschaft wurde nicht selten Freundschaft. Bei Großtauschtagen war auch der Club „De Langstraat e.O.“ aus Unna´s Partnerstadt Waalwijk zu Gast. Befeuert wurde das Sammeln auch von der Deutschen Bundenpost, die per Versanddienst druckfrische Marken direkt ins Haus schickte. Doch die Zeit überholte die Philatelisten in den 80er und 90er Jahren. Vor dem Hintergrund der „elektronischen“ Post, vom Telefax bis zur e-mail, ließ das Interesse insbesondere jüngerer Sammler nach.
Die Fusion mit den Philatelisten in Fröndenberg vor 16 Jahren wirkte dem Mitgliederschwund der Sammler in Unna entgegen. Freizeitangebote über die Sammlertreffen hinaus halfen, den nachwuchs für das Hobby zu begeistern. Rund 60 Mitglieder zählt der Verein heute.
Wer das Sammeln von Postwertzeichen einst als Geldanlage betrachtet hat, sieht sich heute vielfach enttäuscht. „Das Angebot an Marken ist zu groß“, erklärt Ulrich Burkhardt, Geschäftsführer der Philatelisten Unna-Fröndenberg. Komplette Sammlungen stehen heute für kleines Geld zum Kauf. Ob Briefmarken „interessant“ sind, liege im Auge des Betrachters und steht in keinem Katalog. Die geben nur einen Anhaltspunkt, realisiert werden die Werte selten. Zunehmend wichtiger wird, was im Internet-Zeitalter oft verloren geht – Dauerhaftigkeit. „Die Motive sind gedruckte Zeitgeschichte“, so Ulrich Burkhardt. Während jede digitale Information flüchtig und oft rasch vergessen sei, stellten die Briefmarken eine Art „Konservierung der Geschichte“ dar. Mit Alben unter dem Arm kömmen häufiger Interessenten zu den Sammlertreffen im Atelier der Lindenbrauerei.
Staubige Alben
Mehrere Jahrzehnte standen die Alben häufig im Schrank. Schon beim ersten Öffnen kommen Erinnerungen auf. Die Mondlandung, der erste Bundespräsident, „Olympische Spiele 1972“ oder auch Marken aus der Zeit von König-, Kaiser- und Drittem Reich. Jeder Hobbysammler verbindet Erinnerungen mit den Marken. Nicht selten begann die Leidenschaft mit einem „Startalbum“ aus der Familie. Mit dem akribischen Lösen der Marken aus persönlicher Post ging es oft weiter. In den 70er Jahren freuten sich Kinder über Briefmarken-Tütchen als Zugabe aus der Apotheke. Besonders diese Marken bestachen durch Größe und knallbunte Motive aus Natur und Technik, dienten aber den Herkunftsländern nur zur Devisenbeschaffung.
Die Philatelisten Unna-Fröndenberg sind heute stolz auf stabile Mitgliederzahlen, könnten sogar einen leichten Aufschwung erleben. Die Marken dienen der „Bewahrung von Geschichte“ und die möchten sie mit Aussagekraft belegen. Neben dem einzelnen Postwertzeichen sind es komplett erhaltene Briefe bzw. Kuverts mit ordentlich gesetztem Stempel und spezieller Herkunft, etwa von einem U-Boot-Geschwader. Manche fanden über Umwege ihr Ziel zum Adressaten. Der Fundus der Sammler ist so umfangreich, dass Themenausstellungen rund um die Geschichte der Frankierung und des Postverkehrs entwickelt werden.

Info

Der Verein der Philatelisten Unna-Fröndenberg e.V. entstand aus der Fusion des Briefmarkensammler-Vereins "Am Hellweg" (gegr. 1946) und dem „Mauritius - Verein der Philatelisten und Numismatiker Fröndenberg“. Zu den Sammler- und Tauschtagen trifft sich der Verein jeden 2. Sonntag des Monats von 10 bis 12 Uhr im Kultur- und Kommunikationszentrum Lindenbrauerei, Rio-Reiser-Weg 1 (im 2. Obergeschoss/ Atelierräume), sowie jeden 3. Sonntag im Monat, ebenfalls 10 bis 12 Uhr im Ev. Gemeindehaus Stift, Eulenstraße 12 in Fröndenberg.

Auf einen riesigen Fundus an Briefen, Sammelbögen, Alben und Postwertmarken greift der Philatelistenverein Unna-Fröndenberg zurück, der sich jeden 2. Sonntag im Monat in der Lindenbrauerei trifft. Eine Jugendgruppe gibt es auch, sie wird geleitet von Roland Wachtmeister.
Für Jürgen Bertram ist das Sammeln von Briefmarken seit Jahrzehnten ein großes Hobby. Der Katalog hilft bei der Ermittlung der Herkunft und gibt Informationen zur Geschichte der Wertzeichen.
Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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