Volkshochschule Unna will sich an Alphabetisierungskampagne beteiligen

Im Schulausschuss stellten Ulrich Steffen und Rita Weißenberg von der VHS den Antrag, dass sich die VHS an der Alphabetisierungskampagne „Lesen und Schreiben, mein Schlüssel zur Welt“ – Gemeinsame Alphabetisierungsoffensive im Kreis Unna beteiligen sollte.

Mehr als 7,5 Millionen Menschen in Deutschland gelten als funktionale Analphabeten.Auf Unna bezogen, sprechen wir von etwa 3000 bis 6000 Menschen im erwerbsfähigen Alter. Von funktionalen Analphabeten wird gesprochen, wenn die betroffenen Menschen zwar einzelne Sätze lesen und schreiben können, aber zusammenhängende Texte nicht verstehen. Die Zahlen sind natürlich nur grobe Schätzungen, da die Dunkelziffer hier sehr hoch liegt. Viele dieser Menschen haben einen Schulabschluss und sind auch erwerbstätig, aber natürlich in weiten Bereichen von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen. Zu den praktischen Alltagsproblemen kommen meist große Schamgefühle.

Um hier zu helfen, will die VHS Unna sich an einer Alphabetisierungskampagne beteiligen, die niederschwellige Angebote für Betroffene anbietet. Die Kosten für die Mitgliedschaft im Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. belaufen sich auf 150 Euro jährlich.
Damit ist natürlich noch kein Alphabetisierungskurs eingerichtet, das muss klar sein. Herr Steffen schilderte, dass die Initiativen, die dieses Jahr starten, aus dem Etat der VHS bestritten werden. Er geht langfristig von Kosten von 5000 bis 10000 Euro jährlich aus.
Der Vortrag stieß im Schulausschuss auf reges Interesse. Einige Ausschussmitglieder äußerten spontan ihre Betroffenheit über die Größenordnung des Problems. Ich glaube, dass den meisten Menschen nicht klar ist, wieviele ihrer Mitbürger aufgrund schlechter Bildung von der Gesellschaft ausgeschlossen sind. Vor allem die Tatsache, dass viele dieser funktionalen Analphabeten durchaus einen Schulabschluss vorweisen können, traf auf Unverständnis.
Nun ja, es ist nun mal gesellschaftliche Realität, dass Schüler durch das Bildungsnetz fallen. Immerhin gingen 2012 5,1 % der Schüler ohne Hauptschulabschluss von der Schule ab, das sind 10 691Schüler und Schülerinnen, davon ungefähr die Hälfte von Förderschulen.
Es gab auch den Einwand, dass man in der Schule doch erkennen müsse, dass ein Schüler nicht vernünftig lesen und schreiben könne. In Klassen mit zum Teil über 30 Schülern hat ein Lehrer kaum die Möglichkeit, sich jedem Schüler eingehend zu widmen.
Außerdem verlassen Schüler die Schule mit Grundkenntnissen in Lesen und Schreiben, üben diese Fähigkeiten im weiteren Verlauf ihres Lebens jedoch nicht mehr. Die Fertigkeiten schwinden im Laufe der Jahre.
Dem Beitritt der VHS zum Bundesverband wurde vom Schulausschuss auch einstimmig zugestimmt. Allerdings kamen aus der CDU-Fraktion während der Diskussion die Bedenken, dass man die Umsetzung ja finanzieren müsse und dass man das schon jetzt bedenken müsse. Entschuldigung liebe CDU-Fraktion: Wir sprechen von 10000 Euro im Jahr für eine äußerst sinnvolle Investition, mal ganz abgesehen davon, dass die Stadt in der Pflicht ist, Bildung zu ermöglichen. Wenn ich bedenke, dass das Kunstwerk am Afferder Bach auch 10.000 Euro kostet und dass wir uns jährlich 120.000 Euro für die Lichtkunst leisten, sollte eine solche Investition doch machbar sein. Vielleicht verzichten die Fraktionen ja auch gemeinsam auf ein paar Euro der Fraktionszuwendungen in Höhe von über 300.000 Euro?

Autor:

Heike Palm aus Unna

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