Stromkunden der Unnaer Stadtwerke droht Aufschlag - Was meinen Sie dazu?

Der Strom kommt aus der Steckdose - und wird wohl unweigerlich zu einer immer teureren Angelegenheit für die Bürger. Nicht aber für die Großindustrie.
  • Der Strom kommt aus der Steckdose - und wird wohl unweigerlich zu einer immer teureren Angelegenheit für die Bürger. Nicht aber für die Großindustrie.
  • hochgeladen von Elke Böinghoff

Die großen Stromverbraucher werden von der Ökosteuer wie von den Kosten der erneuerbaren Energien entlastet. Die Stadtwerke Unna sollen dagegen Mehrkosten bei den Unnaer Haushalten und Gewerbetreibenden kassieren. Scharf kritisiert Matthias Kortmann, Prokurist der Unnaer Stadtwerke diese „immer schärfere Schieflage bei der Umsetzung der Energiewende.“

Industriepolitik auf Kosten der Stromkunden

„Wir können nicht Industriepolitik zu Gunsten weniger Großunternehmen
auf Kosten aller Stromkunden machen“, sagt der Unnaer Fachmann. Neben
der für die Förderung erneuerbarer Energien zu zahlenden EEG-Umlage, mit
denen die Einspeisung von Solarstrom, Windstrom oder Strom aus Biomasse
gefördert wird, mussten die Stadtwerke einen Zuschlag bei den
sogenannten Netzkosten an ihre Kunden weitergeben. Grund:
Großunternehmen, welche viel Strom verbrauchen, wurden nicht nur
weitgehend von den Abgaben zur Förderung erneuerbarer Energien
entlastet. Ab einem Verbrauch von zehn Millionen Kilowattstunden wurden
und einer Benutzungsstundenzahl von 7.000 Stunden (entsprechend nach
StromNEV §19) wurden sie von den Netzkosten befreit.

Werden die Stadtwerke wirklich gezwungen, alle Kosten an den Verbraucher weiterzureichen?

Die fehlenden Einnahmen zum Betrieb und Ausbau der großen
Überlandleitungen (Übertragungsnetze) werden Netzbetreibern wie den
Stadtwerken Unna aufgeschlagen, die sie an ihre Kunden weiterberechnen
müssen. „Diese Subventionierung ist vollkommen unverständlich. Jeder
Haushalt zahlte dann durchschnittlich nochmal 40 Euro im Jahr mehr –
ohne dass hier vor Ort eine Firma, ein Gewerbe oder ein Bürger davon
profitieren.“ erklärt Matthias Kortmann.

Vergangene Woche beschloss dann das Bundeskabinett: Die deutsche Großindustrie zahlt bis 2022 kaum Ökosteuer. Von den EEG- und Netzlasten ist sie zudem befreit. Das Modell sei ein klarer Verstoß gegen die Energiewende, meint der Stadtwerke-Prokurist: „Die freigestellten Großunternehmen, die zusammen rund ein Sechstel des deutschen Stroms verbrauchen, haben schon jetzt Strompreise, die infolge der großen Mengen deutlich unter denen privater Haushalte liegen. Zudem bestanden schon für Großverbraucher weitgehende Befreiungen von der Abgabe zum Ausbau der erneuerbaren Energien.“

Milliarden-Lasten auf noch weniger Schultern verteilt

Die Bundesregierung entlaste die Großverbraucher nicht nur bei den Kosten
für den Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern auch noch bei denen
für die Investitionen in Stromnetze. „Und das ganze ohne Gegenleistung.
Gleichzeitig verteilt sie die zu tragenden Milliarden-Lasten auf weniger
Schultern als bisher, und dann noch auf die deutlich schmaleren der
kleinen Gewerbebetriebe und der Privatkunden.“

Kurswechsel gefordert

Kortmann fordert einen Kurswechsel, für den sich alle Stadtwerke stark
machen. Sonst würden auch alle Anstrengungen des Unnaer Unternehmens um
bezahlbare Strompreise sabotiert. Bisher halten die Stadtwerke Unna die
Strompreise bis zum Jahresende stabil. Jetzt teilten die
Übertragungsnetzbetreiber mit, dass nach ihrer Kalkulation die EEG-Umlage für 2013 von 3,59 Cent/Kilowattstunde auf 5,3 Cent voraussichtlich steigen wird. Kortmann: „Obwohl dies aktuell eine Schätzung ist, ist die Tendenz klar. Für die Kunden bedeutet dies eine Erhöhung um 48 Prozent; für einen privaten Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilo-wattstunden würde dann dieser Anteil von 125 Euro auf 185 Euro steigen.“.

Schon jetzt bestimmen staatliche Abgaben und Steuern rund die Hälfte des Strompreises, die regulierte Netznutzung ein weiteres Viertel, lediglich auf ein knappes Drittel des Strompreises haben die Stadtwerke noch Einfluss.

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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