Orden für Dr. Peter Kracht - Mangelfach „Altertum“ war Glücksgriff

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Von St. Reimet 

Wenn Dr. Peter Kracht über die Stadtgeschichte Unnas berichtet, schwingt in jedem seiner Worte das Wissen und die Leidenschaft für seine Heimat mit. Kaum einer historischen Spur hat er noch nicht nachgeforscht und hat die Gabe, Ortsgeschichte auf verständliche Weise zu vermitteln. Für sein Schaffen in den Bereichen Kultur und Geschichte erhielt Dr. Peter Kracht jetzt das Bundesverdienstkreuz.

Schon immer war es wohl eine anspruchsvolle Aufgabe, Interesse oder gar Begeisterung für Geschichte zu wecken. Das erfuhr Dr. Peter Kracht selbst als Schüler. Aufgewachsen in Unna besuchte er die Herder-Schule, die während seiner Zeit zum Pestalozzi-Gymnasium umgewandelt wurde. „Das war schön, wir blieben im gleichen Gebäude.“ Hier entdeckte er Geschichte als sein Lieblingsfach. „In der 13. Klasse gefielen mir Geschichte und Geographie am besten. Aber das waren leider keine Mangelfächer." 1976 nahm er das Geschichts- und Geographiestudium auf. Nach dem Einführungsseminar über zwei Semester wurde ihm klar: „Am besten studiere ich Altertumskunde, denn die meisten machten Neuzeit.“ Er war der einzige seines Studiengangs. Ganz praktisch erlebbar wurde Geschichte für ihn in Bergkamen Oberaden. Das heutige Römische Museum hatte noch keinen Leiter. Er besuchte die Ausgrabungsarbeiten dort, sammelte Informationen rund um die Schlacht im Teutoburger Wald. Die Ausgrabungen waren für ihn ein Stück Weltgeschichte in Westfalen, es sollte sein Schwerpunktthema bis heute bleiben. Die Bände zur „Stadtgeschichte Unna“ ergaben sich daraus. Über 100 Spender finanzierten die Ausgaben. Für ihn einige seiner wichtigsten Beiträge zur Historie der Hellwegstadt.
Historischer Verein
1982 zog er von Unna nach Massen, heiratete Monika Friese-Kracht und gründete den Historischen Verein Unna. Für einen Geschichtsverein erkannte Kracht besonderen Bedarf. Es war die Zeit großer Sanierungsmaßnahmen in der Hellwegstadt. „Flächensanierung mit ihren Folgen für alte Bausubstanz stand vor Objektsanierung, wie man es heute machen würde“, so Kracht. Seine Familie lebte im Quartier an der südlichen Stadtmauer, unter damals typischen, mangelhaften sanitären Bedingungen. „Da musste sich etwas tun, aber wie umsetzen“, fragte er sich. Der Historische Verein gab schließlich in zwei Bänden die „Stadtgeschichte Unna“ heraus. Das Spannende an Unnas Geschichte sei für ihn, dass etliche Generationen hier ansässig waren unter verschiedensten Bedingungen. Seine Großmutter wohnte nahe der südlichen. Stadtmauer. Man musste mit dem Eimer über die Straße auf die Toilette. Meistens Fachwerkhäuser, kein Zimmer gerade. Mit dem Eulenviertel beschäftigte er sich unter historischen Apekten umfangreich.

Weil er immer gerne schrieb ging er zunächst direkt zur Tageszeitung. Im Historischen Verein, den zunächst sein Bruder leitete, sollte das Bewusstsein für Stadtgeschichte erhalten bleiben. Der schlug sein Quartier im Friedrichsborn auf. Der Arbeitskreis tagte einmal pro Woche dort. Er stand aber nicht im VHS-Programm und war kein eingetragener Verein. Der Historische Verein bot hingegen den Vorteil, auch spendenabzugsfähig zu sein. Am Friedrichsborn entwickelte sich ein Domizil. Mit Karl Hartmann zog später ein renommierter Künstler in das Pumpenwärterhäuschen nebenan. Lesungen und Ausstellungen stehen bis heute auf dem Programm. Exkursionen werden in Verbindung mit dem VHS Kurs gestaltet.
Jahrbuch Westfalen
Zu seinem Sprachrohr wurde das „Jahrbuch Westfalen“, das 2004 erstmals unter seinem Namen als Herausgeber erschien. Themen: Einst und jetzt: Wenn einer eine Reise tut - Kochen in Westfalen, Museen in Westfalen und die Bismarcktürme. Die Beiträge zur Historie in der Region kommen gut an, das Jahrbuch Westfalen erscheint bis heute. Neben seiner Funktion als Redaktionsleiter avanciert Kracht zum Chefredakteuer der Zeitschrift „Westfalia“ und der Zeitschrift des Sauerländischen Gebirgs-Verein. worden.
Beim deutschen Wanderverein ist er als Kulturwart tätig. Seine Botschaft: „Es ist nicht das Ziel, rasch von A nach B zu gehen, sondern zu sehen was am Wege liegt.“ Darin sieht er bis heute seine Aufgabe,
Bürger zu motivieren, sich mit Geschichte zu befassen. Was schwierig sei. Am Wichtigsten sind ihm die Schüler. Eine Projektwoche „Römer in Westfalen“ mit Grundschülern kam sehr gut an. In Kleidung der Römer durften sie Orden basteln. "Man kann Kinder schon begeistern." Einmal stand Heimatkunde auf dem Plan, eine Karte von Unna-Massen aus dem Jahre 1890 bracht er mit und erzählte eine Sage um die Weiße Frau und Haus Massen. Die Schüler waren begeistert und forderten Autogramme. Eine Mutter sprach ihn später noch darauf an, ihr Sohn bewahre die Erinnerung bis heute auf.
Pläne für die Zukunft hat Dr. Peter Kracht. Eine „Stadtgeschichte für Kinder“ möchte er schreiben, herausgegeben vom Historischen Verein. Mehr als 25 Interessenten würden das unterstützen, er hat vorgefühlt. Aber es sei besser, wenn eine Person das in die Hand nehme, mit Unterstützung eines Grundschul-Pädagogen. Angedacht ist ein Buch mit rund 60 Seiten oder kürzere Themenausgaben. So könne der Esel über die Geschichte der Stadtkirche, des Marktes, Bahnhofs, der alten Zechen oder des Friedrichsborn berichten. Noch sucht er einen Illustrator. Über sein Honorar denke er oft nicht viel nach, einiges habe er gratis gemacht. Sein schönstes Honorar war ein Glas Honig für eine Publikation in Fröndenberg. Betreibt Dr. Peter Kracht heute Recherchen, ist das deutlich effizienter als früher. Als er Familienforschung an der VHS betrieb in den 70er Jahren betrug die Beschaffungszeit für Informationen oft mehrere Monate. Über das Internet kam jetzt sogar ein Namensvetter auf ihn zu.
Derzeit in Arbeit hat er die Geschichte zum Jubiläum des Werkes „Wiederholt Holzwickede“, das bald auf 100 Jahre zurückblickt. Ganz wichtig sei für ihn stets "So schreiben, dass es von allen verstanden wird."
In der öffentliche Darstellung der Stadtgeschichte Unna sieht er Bedarf. Es fehle die Industriegeschichte der Hellwegstadt. Die habe es gegeben, sie finde aber kaum statt.
Heimat – Darüber freut sich Dr. Peter Kracht, sei wieder „in aller Munde“. Von regionalen Lebensmitteln bis zu Ausflugszielen in der Nähe gehe der Trend.

Zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes durch Landrat Michael Makiolla erwartet Dr. Peter Kracht neben zahlreichen Mitgliedern des Historischen Vereins auch Wegbegleiter seines publizistischen Schaffens. Den Festakt auf Schloss Opherdicke erleben auch die Töchter von Dr. Peter Kracht mit. Octavia-Natascha (Biochemikerin) und Antonella-Philomena (Juristin) sowie seine Frau Monika Friese-Kracht. Sie ist ebenso an Geschichte interessiert. „Die Länder rund um das Mittelmeer haben wir erkundet.“

Zur Person

Dr. Peter Kracht, geb. 6. Mai 1956, ist verheiratet mit Monika Friese-Kracht, (1982, zwei Kinder). Er besuchte dier Herder-Schule, die später zum Pestalozzi-Gymnasium umgewidmet wurde. Nach dem Wehrdienst studierte er Geschichte/ Geographie an der Ruhr-Uni Bochum auf Lehramt Sek.II. Vor seiner Promotion absolvierte er ein Volontariat beim Hellweger Anzeiger. Vom Redakteur für Politik stieg er zum Leiter der Wirtschaftsredaktion auf, wechselte 2002 als Redaktionsleiter zur Westfälischen Rundschau. Dr. Peter Kracht ist seit 1987 Kreisheimatpfleger Unna, Vorsitzender des Heimatgebietes Hellweg im Westfälischen Heimatbund und der Fachstelle Geschichte in Münster sowie als Hauptfachwart im Sauerländischen Gebirgsverein tätig. Seine Fachbeiträge publiziert er im Jahrbuch Westfalen und div. Magazinen. Bücher über das Sauerland, Ruhrgebiet und das Bergische Land sowie wichtige Beiträge über Sonderausstellungen in Fachzeitschriften, etwa die Stadtgeschichte Unna (Herausgeber 2013 und 2014) und das Jahrbuch Kreis Unna 2017 und 2018 gehören zu seinen Werken. Er leitet den Historischen Verein Unna, aus dem bisher zahlreiche Anregungen zu Aktionen und Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte hervorgegangen sind.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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