SPD-Fraktion im Kreis Wesel und BUND fordern pestizidfreien Kreis Wesel

Die Wiese am Waymannshof in Wesel ist frisch gemäht. Bei jedem vorsichtigen Schritt über die Landwirtschaftsflächen des stellvertretenden Landrats Heinrich Heselmann fliegen Insekten davon, Grashüpfer springen auf, aus der Sträucherhecke fliegt laut schimpfend ein Spatzenschwarm davon.

Ein kurzes Stück von der schmalen Straßen entfernt befindet sich das Ziel von Angelika Eckel vom Vorstand des BUND, Kreisgruppe Wesel, Gerd Drüten, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag, Martin Wegner, Freizeitimker und Gabi Wegner, umweltpolitische Sprecherin der SPD Kreistagsfraktion: Es sind Bienenvölker. Es herrscht tiefes, zufriedenes Summen am Bienenstand. Die älteren Bienen sind unterwegs und sammeln Honig sowie Pollen für die Brut, die Jungbienen erledigen Arbeiten im Bienenstock. Der Deckel eines Volkes wird abgenommen, nach einigen Rauchwolken aus der Imkerpfeife beruhigen sich die Bienen schnell wieder und gehen unbeeindruckt weiter ihren Honig-Geschäften nach.

Angrenzend liegt eine neu von Heinrich Heselmann angelegte Ostwiese, die eine gute Nahrungsgrundlage für die Bienenvölker, aber eben auch für Wildbienen bietet. Sein Hof liegt in Sichtweite, und es ist eine Idylle, die eben nicht trügt, weil hier keine Pestizide gespritzt werden und Insekten und Vögel deshalb hier überleben können.

"Wir möchten die großartige Initiative des BUND im Kreis Wesel unterstützen und sprechen uns als SPD-Fraktion dafür aus, uns nicht nur als pestizidfreien Kreis Wesel zu bezeichnen sondern das auch zu werden", plädiert Gabi Wegner. "Wir sind für das Insektensterben mitverantwortlich, wenn wir jetzt nicht zügig reagieren. Es ist nicht mehr die Zeit für weitere Studien und jahrelange Debatten an Runden Tischen sondern für Maßnahmen die greifen."

Der Kreis Wesel besitzt 52 ha landwirtschaftlich genutzte Flächen, die verpachtet sind. 12 ha davon werden als Äcker genutzt und vermutlich mit Glyphosat, Neonicotinoiden, Insektiziden, Herbiziden u.a. Pestiziden gespritzt. Nur drei der meistgenutzten Neonicotinoide wurden gerade von der EU verboten, alle anderen Giftmittel werden nicht eingeschränkt.

Angelika Eckel vertritt die bundesweite Initiative ihres Verbandes: "Wir können den Landwirten auf ihren eigenen Flächen keine Vorschriften machen. Aber auf den kreiseigenen Flächen sollten wir ein Vorbild sein. Auch wenn es nur 12 ha sind, die unsere Initiative zunächst betrifft, hoffen wir doch, dass zusätzlich der eine oder andere Landwirt über den Pestizideinsatz auf seinen eigenen Flächen kritisch nachdenkt."

"Die CDU macht viel Werbung für die paar kleinen Blühwiesen, die nach den Greening-Vorschriften für die Landwirtschaft auf 5% der Flächen sowieso vorgeschrieben sind, wenn die Landwirte Subventionen der EU bekommen wollen", meint Wegner. "Und die Grünen gehen zu halbherzig an die Sache heran und wollen nur das Glyphosat und die Neonicotinoide in den zünftigen Pachtverträgen ausschließen. Das ist uns viel zu wenig."

"Wir wollen ein eindeutiges Aufbruchssignal auch gegenüber den Städten und Gemeinden im Kreis geben", meint Gerd Drüten, der sich wie Angelika Eckel auch nicht scheut, die Bienenwaben der Familie Wegner in die Hand zu nehmen. "Nachdem nun durch Studien zweifelsfrei feststeht, dass es bei der Biomasse der Insekten einen Rückgang um 75 % gibt, können wir nicht weiter tatenlos dem Sterben um uns herum zusehen."

Autor:

Gerd Drüten aus Voerde (Niederrhein)

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