Starke Frauen: Rebecca Steinkuhl
Raus aus der Komfortzone

Foto: Dunja Vogel
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Schule, Ausbildung, Beruf – den geraden Weg gehen. Doch was bedeutet es, wenn man entgegen den gesellschaftlichen Erwartungen einen anderen einschlägt? Es gilt, Barrieren zu überwinden und persönliche Grenzen zu erkennen. Dazu benötigt es Mut und Stärke.
Rebecca Steinkuhl sitzt am Esstisch in ihrer Wohnung in Voerde. Zwischen Kinderspielzeug und gebastelten Laternen liegen ihre Masterarbeit und der Prototyp eines Produktes, das sie als „Tool zur Förderung von Aufmerksamkeit und Emotionsregulation“ daraus entwickelt hat, vor ihr. Eine Innovation, die ihren bisherigen Plan auf den Kopf gestellt hat und sich vom üblichen Werdegang einer angehenden Lehrerin absetzt.

Gegen den Strom

Sie ist gerade fertig mit ihrem Studium der Sonderpädagogik. Normalerweise wäre der nächste Schritt das Referendariat, bevor sie in den sicheren Job der Lehrerin einsteigen würde. Doch die 31-Jährige geht einen anderen Weg. „Wieder einmal“, würden einige sagen. Denn Menschen, die voller Interessen, Ideen und Visionen stecken, gehen oftmals nicht den „geraden Weg“, der den sozialen Erwartungen entspricht und in den Köpfen der Gesellschaft steckt. Gegen den Strom anzuschwimmen, bedeutet vor allem Stärke zu zeigen.
„Nach meinem Abitur habe ich ein duales Studium zum Physio- und Gesundheitsmanagement in Münster begonnen. Aus privaten Gründen habe ich es damals nicht beendet und mich umorientiert“, sagt die gebürtige Duisburgerin, die mit ihrem Mann Daniel und ihren beiden Söhnen (4,5 und 1,5 Jahre) in Voerde lebt. „Danach habe ich mich in der Eventbranche ‚ausprobiert‘ und bin dann sehr schnell in der Jugendberufshilfe gelandet.“ Dort habe sie gemerkt, auf dem richtigen Weg zu sein. „Ich hatte schon immer den Hang zur Pädagogik und zur Arbeit mit Menschen. Ich wollte immer etwas mit meinem Tun bewirken und habe mich dann für das Lehramt- und Sonderpädagogikstudium mit dem Schwerpunkt ‚soziale- und emotionale Entwicklung‘ entschieden“, sagt sie. Genau diese Kombination sollte es sein. „Ich wollte keine Sozialarbeiterin und keine Lehrerin im Regelschulsystem werden, mir aber alle Optionen offen halten“, erzählt sie.

Mit Kind zur Uni

Für das Studium habe sie etwas länger gebrauch, erwähnt sie fast nebenbei, denn: „Ich habe immer gearbeitet, bin Tätigkeiten nachgegangen, bei denen ich Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt habe.“ Und: Zweifache Mutter ist sie zwischenzeitlich geworden und hat die Kinder im Tragetuch mit zur Uni genommen. Während des Masters habe sie gemerkt, „ich will noch mehr.“ Sie habe sich nie ausschließlich in der Schule als Lehrerin gesehen. Ebenfalls ihre Familie und Freunde, die sie immer wieder bestärken. „Du wirst sicherlich eine gute Lehrerin, aber du brauchst keine Klasse, du brauchst einen Hörsaal“, sagte eine gute Freundin zu ihr. Vor einigen Wochen stand sie an dem Punkt der Entscheidung. Das Angebot der Promotion annehmen oder den Schritt in die Selbstständigkeit wagen und ihr visuelles Produkt als Fördertool an den Markt bringen? Rebecca Steinkuhl hat sich für Letzteres entschieden. Sie gibt ihrer Idee eine Chance und befindet sich derzeit in der Gründung eines Unternehmens. Dieser Schritt und der gesamte Weg zu dieser Entscheidung verlangen ihr viel Mut und Kraft ab. „Auch ohne meine Dozentin wäre ich heute nicht an dem Punkt“, betont Steinkuhl, denn „sie hat mir die Möglichkeit gegeben, das Projekt wissenschaftlich anzugehen.“

Produkt mit Potenzial

Am Gründerzentrum der Universität Dortmund konnte sie eine Gründungsberatung in Anspruch nehmen. Dort habe sie gelernt, wie man ein Start-up-Unternehmen angeht und Unterstützung von professionellen Menschen erhalten. „Das hat mir enorm geholfen und ich war positiv überrascht über das soziale Miteinander in der Gründerszene“, betont sie. Professoren und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft haben das Potenzial des Produktes erkannt, fördern und bestärken sie. Seitdem steht ihr Leben nicht mehr still. Um weiterzukommen, muss sie eine Partnerschaft eingehen. „Die wird bei der Beantragung von Fördergeldern verlangt. Alternativ wäre ich von Investoren abhängig“, erklärt Rebecca Steinkuhl. Das sei für sie eine weitere Option. Idealerweise wäre es jemand aus dem mikroelektronischen Bereich. Dass der oder diejenige enorm von „ihrer“ Idee profitieren würde, stört sie nicht. „Ich möchte als Team durchstarten, um das Produkt weiterzuentwickeln und zu wachsen“, sagt sie sicher. Die größte Stütze sei ihr Ehemann, der vor zwei Jahren ebenfalls den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. „Wir schwimmen auf einer Welle, tauschen uns viel aus und bestärken uns gegenseitig auf unserem Weg.“

Autor:

Dunja Vogel aus Voerde (Niederrhein)

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