Ein gnadenloser Engländer sucht im Scala-Kino nach einer trockenen Lunte
Pointen-Poker und Pimmelwitze: Johnny Armstrongs flau-feuchtes Fun-Feuerwerk

Master of desaster. | Foto: Pressebild
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Wahrscheinlich ist es ihm scheißegal, was das Publikum denkt und was die Presse schreibt. Falls nicht, versteckt er es gut. Aber dass sein Programm "Gnadenlos" heißt, muss ja auch grundsätzlich nichts Gutes bedeuten. Ha! 

Johnny Armstrong erzählt gern über sich selber. Das finden seine Zuschauer schnell heraus. Kurz danach merken sie, dass die Ausformulierung der Ankündigung dieses speziellen Komödianten doch eher irreführend daher kam. Klar, das mit der hohen Pointendichte stimmt, Auch, dass er sich selber auf den Arm nimmt. Aber Monty Pythons?

Meine Güte! Die englische Komikertruppe fiel in den schrillen Siebzigern bestimmt nicht durch hohe Humorstandards auf. Aber sie traf einen Nerv und war dabei durchaus sehenswert. Beides gelingt Johnny Armstrong eher weniger. Der Wahlberliner hält anderthalb Stunden lang seine Streichhölzchen an gefühlte 500 Lunten eines feucht gewordenen Witzefeuerwerks, das nicht explodieren will.

Der Glatzkopf rollt mit den Augen, spielt mit seinem Fusselbart, scherzt mit Leon in der ersten Reihe und bindet das Publikum ein. Doch schlägt die Amplitude seiner müden Mischung aus Wortspielchen und "Pimmelwitzen" nie spürbar aus. 

Okay, damit Sie's verstehen, zwei Beispiele. Zuerst die Kategorie Pimmelwitz: Mann beim Arzt mit heruntergelassener Hose. Der Doc fasst ihm an den Hoden und sagt: Husten! Antwort: Können wir uns nicht duzen? Sie haben meine Eier in der Hand. Kategorie Wortspiel: Hast Du Kinder? Natürlich hasse ich Kinder. Du hast sie nicht alle, oder? Natürlich hasse ich sie alle! 

Als der feuchte Johnny vor der Pause darum bittet, ihm Fragen auf einen Zettel zu schreiben, damit er sie in der zweiten Hälfte vorlesen kann, beschleicht einen dieses zweigeteilte Gefühl: Das könnte noch mauer werden als die erste Hälfte - und es könnte peinlich werden. Beides gelingt ihm.

Aber was soll's?! Er hatte es ja einleitend angekündigt; Wenn das mit der Witzigkeit heute nicht funktioniert, dann ist das Publikum schuld. Immerhin zwei bis drei Frauen im Scala-Kino belohnen den Master of desaster mit vielen kieksenden Lachern. Doch den meisten will einfach nicht aus dem Kopf gehen, dass sie 18,50 Euro für ein Ticket bezahlt haben.
Die Erkenntnis, ob Johnny Armstrong das wert ist? Gnadenlos.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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