„Petite Messe solennelle“
Was ein Chorsänger lernt - Rossini kann mehr als Oper

„Petite Messe solennelle“ von Gioachino Rossini - das besondere Konzert

Rossini - das ist doch der Komponist der Oper „Der Barbier von Sevilla“. Sollen wir jetzt Opernchor werden? Der Chorsänger ist zunächst skeptisch, wie der für seine komische Opern bekannte Rossini eine geistliche Musik komponiert hat. Man ist ja Bach und Händel und deren Großartigkeit gewohnt.

So ungewöhnlich und besonders wie eine Missa solemnis von Rossini ist auch die Ausführung. Das Collegium vocale an St. Mariä Himmelfahrt bildet mit Sängerinnen und Sänger aus vielen verschiedenen Chören Wesels einen Projektchor. Regionalkantorin Annegret Walbröhl leitet diesen vier- bis achtstimmigen Chor, der schnell eine sängerische und musikalische Einheit bildet - und lernt: Die Petite Messe solennelle ist großartige Musik, die alle Sänger mitreißt durch so viel Fröhlichkeit und Emotionalität. Die Oper kommt immer wieder mal durch - wie ein Nudeltopf, der überkocht, den aber keiner runterstellt, weil es grad so schön schäumt.

Der Chorsänger versteht spätestens beim Credo nicht, wie Rossinis Kollegen ihm haben vorwerfen können, er könne keine geistliche Musik. Dieses Credo - "ich glaube" - wird immer wieder als Einwurf und mit Ausrufezeichen hingestellt (der Chorsänger lernt: das muss da im Raum stehen, bäm!). Und am Schluss gibt noch einmal das abschließende Wort Credo alles in 7-stimmiger Ausdrucksstärke. Damit auch der Letzte versteht, Rossini ist der Glaube wichtig.
Der Barock-erprobte Chorsänger muss auch bei Rossini nicht auf eine so angelegte Fuge verzichten. Der Themeneinsatz beim "Cum Sancto" ist streng barock angelegt - wenn der opernhafte Teil kommt, explodiert nicht nur die Klavierbegleitung. Das Gegenteil passiert im "Dona nobis pacem": hier ist der Frieden ganz ruhig dargestellt und der Pianist setzt den Schlusspunkt. Den gönnt ihm der ganze Chor - er hatte schließlich die Hauptarbeit in der ganzen Messe.

Jede Stimme hat ihre "schöne" Stelle. Im "Christe eleison" muss jeder Ton klingen wie auf einer Orgel und der Sporan schafft das glockenklar. Smorzanto heißt "ersterbend" und keine Stimme stirbt so schön wie bei den Tenören. Beim "Gloria" bekommt der Alt Hinweis auf die Aussprache: es darf nicht nach Partisanen oder Patri-Samen klingen ("..Patris, Amen"). Und im "Hosanna" geht es nicht um Kaffee... Im "Et vitam" lernt der Chorsänger anhand der Fuge: das Thema ist der Chef, das Gegenthema ist der Büroleiter und alle anderen sind einfache MItarbeiter und dürfen Kaffee kochen. Einfache Mitarbeiter müssen sich also zurücknehmen, wenn die wichtigen Leute dran sind - da fühlt Mann sich im Baß trotz Stimmgewalt schon mal degradiert.

Und noch etwas macht diese Aufführung so besonders hörenswert: das Instrumentarium. In Wesel wird sie zu hören sein, wie es von Rossini ursprünglich geplant war. Neben dem Projektchor musizieren Mirjam Hardenberg (Sopran), Silke Weisheit (Alt), Maximilian Fieth (Tenor), Matthias Zangerle (Bass), Marie-Noëlle Bette-Leroy (Harmonium) und Tobias Krampen (Klavier).
Im Übrigen - er hat seine Messe später selbst orchestriert, damit es kein anderer mit seiner Messe macht.

Einfach mal reinhören in das besondere Konzert in der Martinikirche Wesel, am Sonntag, den 20. November 2022 um 18 Uhr. Karten sind erhältlich bei Buchhandlung Korn, Schreibwaren Tönnes-Henrichs, Buchhandlung Mayersche/Dambeck, im Pfarrbüro St. Nikolaus Wesel und bei allen Chormitgliedern (im Vorverkauf 15 €, an der Abendkasse 20 €).

Autor:

Dagmar Persing aus Wesel

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