Auf den regionalen Eisenbahnen
Noch jemand ohne Fahrschein?

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Die ältere Generation wird sich noch daran erinnern, dass bis in den 50er Jahren hinein ein Schaffner von Zugabteil zu Zugabteil ging und die Frage: „Noch jemand ohne Fahrschein?“ beim Betreten eines Abteils vernehmlich laut an die Reisenden richtete. Wer keinen hatte, konnte einen lösen ohne einen scharfen Blick des Schaffners.

Die kurze romantische Retrospektive soll zu einem heutigen Problem hinführen. Seit ich in meiner Kindheit mit der RB Stettin nach Kantreck und zurück gefahren bin, fahre ich gerne Bahn und pflege heute meine Fahrkarte an einem mir vertrauten Zughaltepunkt an einem Fahrkartenautomaten zu lösen und mit einer Bankkarte zu bezahlen. Bisher funktionierte die Geschäftsabwicklung reibungslos: Fahrtziel auswählen - Bankkarte rein - PIN eingeben - Fahrkarte raus - Bankkarte entnehmen. Doch in der letzten Woche ließ sich die Bankkarte nicht eingeben. Nach dreimaligen vergeblichen Versuchen kam mir eine Reisende zur Hilfe und drückte kraftvoll die Bankkarte in den Automaten und siehe, er nahm die Karte an. Die Fahrkarte fiel in den Ausgabeauffang. Nun saß aber die Bankkarte im Automaten fest. Mittlerweile war die Zeit fortgeschritten und der Zug drohte zu kommen. Ich spürte, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten. Ohne Bankkarte zu fahren war absolut nicht denkbar. Wieder kam mir die Reisende zur Hilfe und zog die Bankkarte energisch raus. Nach zwei Minuten kam der Zug und ich konnte die Bahnfahrt wunschgemäß antreten.
Bei der Rückreise konnte ich mit der selben Bankkarte reibungslos an einem Automaten einen Fahrschein erwerben.
Bis vor einigen Jahren konnte man noch beim Schaffner eine Fahrkarte nachlösen. Allerdings mußte man ihn im Zug aufsuchen und nicht so lange warten bis er zur Fahrkartenkontrolle von Zugabteil zu Zugabteil ging. Selbst das ist heute nicht mehr möglich, habe ich beobachtet. Der Schaffner darf kein Geld annehmen. Stattdessen werden die Personalien aufgenommen und man bekommt die Rechnung mit einem saftigen Aufpreis. Ich frage mich, ob das ein niederländisches Modell ist.
Natürlich weiß auch ich, dass sich Zeiten wandeln, aber sie sollten menschlich bleiben.

Autor:

Neithard Kuhrke aus Wesel

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