Freude und Trauer zum Kraftwerks-Festakt

Geschäftsführer Manfred Ungethüm gab mit sichtlichem Stolz den Startschuss für sein Kraftwerk. | Foto: Magalski
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Tausende Schrauben, riesige Bauteile und ein einmaliges Milliardenprojekt in der Geschichte der Stadt: Mittwoch wurde mit vielen Gästen der Start des Dauerbetriebs am Trianel-Kraftwerk gefeiert - doch auch die Kohlekraft-Gegner zeigten vor dem Gelände Flagge.

Regen und grauer Himmel - das Wetter bot die perfekte Kulisse für die Inszenierung der Kraftwerks-Gegner, die sich auf Initiative der Grünen zunächst am Mühlenweg versammelt hatten. Von dort zogen die Kritiker als Trauerzug über die Frydagstraße Richtung Kraftwerk. Vorweg trugen die Demonstranten einen Sarg und reckten Banner in die Höhe. "Wir tragen zu Grabe: Ökosystem Lippe und Cappenberger Wald", war darauf zu lesen. Oder: "Saubere Luft und nachhaltige Energiepolitik." Botschaften, die auch die geladenen Gäste lasen, als sie vom Parkplatz zum Festakt gingen.

Stationen im Kraftwerk-Bau

Im Zelt auf dem Trianel-Gelände, extra für den großen Tag aufgebaut, war die Stimmung besser. Die Gäste stießen an und feierten den Erhalt der Betriebserlaubnis, die dem Kraftwerksbetreiber Ende November von der Bezirksregierung Arnsberg zugestellt worden war. Damit geht das Kraftwerk nun in den Dauerbetrieb, zum Anfang des nächsten Jahres soll der Regelbetrieb aufgenommen werden. Passend zum Kohlekraftwerk und dem Barbaratag sang der Ruhrkohle-Chor aus Herne Bergmannslieder. Manfred Ungethüm, der Geschäftsführer der Trianel sprach über die einzelnen Stationen bis zum fertigen Kraftwerk, ließ auch die Auseinandersetzung mit den Krafwerksgegnern vor Gericht nicht aus, an deren Ende das Oberverwaltungsgericht Münster den immissionsschutzrechtlichen Vorbescheid aufgehoben hatte. Ungethüm hatte auch so manche Anekdote parat, etwa die Geschichte über die einzige Person, die sich ohne Helm auf der Kraftwerks-Baustelle bewegen durfte: Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch in Lünen. Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick betonte, dass das Kraftwerk zur Silhouette Lünens gehöre. "Und das ist gut so", sagte Stodollick.

Millionen-Verluste zum Betriebsstart

Thema waren beim Festakt aber auch, der guten Laune zum Trotz, die drohenden Verluste, mit denen das Kraftwerk zum Start zu kämpfen hat. Lünen erwirtschaftet nach Trianel-Angaben voraussichtlich schon im ersten Betriebsjahr in der Vollkostenrechnung mit Kapitaldienst hundert Millionen Euro Verlust. Grund seien unter anderem die Großhandelspreise die unter den Preis gefallen sind, zu denen ein konventionelles Kraftwerk produzieren könne. Dietmar Spohn, Vertreter der Gesellschafter des Trianel-Kraftwerks Lünen, schickte einen Appell Richtung große Politik: "Wir brauchen aus Berlin eindeutige Signale und mutiges Handeln. Den Worten müssen Taten folgen, um die Energiewende nicht vor die Wand zu fahren." Sven Becker, Chef des Stadtwerke-Verbundes Trianel, schlug in seiner Rede in die gleiche Kerbe und machte deutlich: "Im aktuellen Markt hat das effizienteste Kraftwerk keine Chance, wirtschaftlich arbeiten zu können.

Ungethüm geht im März in Ruhestand

Probleme, mit denen sich Manfred Ungethüm wohl nicht mehr lange plagen muss. Er hat mit dem Kraftwerks-Bau das wahrscheinlich letzte große Projekt seines Berufslebens abgeschlossen. Mitte März will der Geschäftsführer der Trianel Kraftwerksgesellschaft in Lünen in den Ruhestand gehen. Als seinen Nachfolger stellte Ungethüm am Mittwoch Stefan Paul vor, der Anfang März nach Lünen kommen soll. Doch wer Ungethüm kennt, der muss mit Überraschungen rechnen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Geschäftsführer einen Rückzieher in Sachen Ruhestand macht. Beim letzten Mal verschob er das Ende des Berufslebens, um - ganz genau - das Kraftwerks-Projekt in Lünen zu begleiten.

Mehr zum Thema:
>Trianel-Kraftwerk geht in Dauerbetrieb

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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