Gemeinsame Presseinfo des BUND-Arnsberg und der BI „Giftfreies Sauerland“

Unsere Position zum Antrag der Landtagsfraktion der FDP: „Rot-Grüne Landesregierung darf Weihnachtsbaumtradition in NRW nicht gefährden“

Der Antrag der FDP Fraktion an die Landesregierung vom 03.12.2012 an den Landtag NRW ist an mangelnder Sachkenntnis und Lobbyismus nicht zu überbieten:
Es gibt fast keinen Punkt in diesem Antrag, der der Realität entspricht. Vielmehr stellt die FDP die Situation so dar, wie sie wünschenswerter Weise sein sollte.
Die FDP spricht von „kleinen Direktvermarktern, deren Anbauflächen von geringer Größe weder das Landschaftsbild stören, noch aus Umweltschutzgesichtspunkten bedenklich sind“.
Tatsache ist aber, dass im Sauerland weit mehr als 18.000 Ha mit Weihnachtsbaummonokulturen bepflanzt sind. Diese riesigen Monokulturen reichen bis in die Wohngebiete, an die Hausgärten, bis an die Fließgewässer und prägen das Landschaftsbild mehr als nachhaltig.
Es handelt sich dabei in der Mehrzahl um Intensivkulturen von großen Firmen, die Weihnachtsbäume industriemäßig bewirtschaften und vermarkten. Diese Intensivkulturen werden mehrfach im Jahr mit Insektiziden, Herbiziden, Fungiziden usw. behandelt.
Die Behauptung der FDP, dass „Weihnachtsbaumkulturen im Wald keinem rechtsfreiem Raum unterliegen ist zwar richtig, nur wurde das Landesforstgesetz nicht für Weihnachtsbaummonokulturen erhoben sondern eben für richtigen Wald. Jeder Laie weiß, dass Wald nur in bestimmten Ausnahmefällen mit chemischen Mitteln behandelt wird. Eben weil das so selten ist, wird der Einsatz von PSM nicht explizit eingeschränkt. Und so ist die Behauptung der FDP einfach nicht richtig, dass das derzeitige Landesforstgesetz keinen Raum für einen übermäßigen Pestizideinsatz und Raubbau zulässt.
Weihnachtsbaummonokulturen werden intensiv und immer wieder mit vielen verschiedenen Pflanzenschutzmitteln behandelt. Insektizide gegen Schädlinge, Herbizide zur Unkrautvertilgung, Fungizide zur Abtötung von Pilzen, verschiedene chemische Dünger, damit die Nadeln schön grün glänzen, chemische Mittel, damit das Wachstum gleichmäßig erfolgt usw.usw.. Natürlich handelt es sich um legale, d.h.in Deutschland zugelassene Mittel, aber diese Mittel dürfen ohne Einschränkung in unbegrenzter Menge aufgetragen werden, lediglich eine Dokumentation sollte erfolgen.
Würde die FDP wohl auch in den betroffenen Gebieten vor Ort ihre Behauptungen aufstellen? Nein, dazu fehlt diesen Politkern wohl der Mut. Vielleicht auch zu Recht, denn die Reaktionen der betroffenen Bürger, die die Spritzfahrzeuge bis an ihre Hausgärten erdulden müssen, wären sicherlich mehr als heftig. Ebenso sollten die Damen und Herren in Düsseldorf daran denken, dass das Sauerland die Brunnenstube NRWs ist und die Ruhr rund 5 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. Wenn die Damen und Herren dann noch wissen, dass die Ruhr in den Rhein fließt, sollten Sie schnell merken, dass es sich nicht um ein regionales Problem handelt. Oder hat die FDP den PFT Skandal schon komplett aus Ihrem Gedächtnis gestrichen. Zur Erinnerung: PFT wurde im Rhein zuerst entdeckt…die Ursache war aber im Sauerland zu finden und zwar auch auf Weihnachtsbaummonokulturen.
Es ist traurig, dass die FDP so sehr vom Lobbyismus geprägt ist, dass diese betroffenen Bürger sogar mehr oder weniger verhöhnt und belächelt werden….
Damit muss Schluss sein, der seit Kyrill begonnene Flächenzuwachs auf Windwurfflächen im oberen Sauerland von nunmehr ca. 800 % ist nicht mehr hinnehmbar.
Die Flächen müssen unbedingt eingedämmt werden, ehemalige Kyrillflächen müssen wieder zu Wald werden.
Der Spritzmitteleinsatz auf bestehenden Kulturen muss eingedämmt werden. Nachhaltigkeit bedeutet u.a., dass anderen Ökosystemen kein Schaden zugefügt werden darf. Durch die Monokulturen und den Spritzmitteleinsatz werden Natur, Tiere und Menschen nachweislich negativ belastet.
Die herkömmlichen Spritzmittel stehen in starkem Verdacht krebserregend, gewässertoxisch und fruchtschädigend zu sein. Neueste Studien untermauern diese Thesen mehr und mehr….Die Gesundheit der Menschen, die Gesundheit des Waldes und der Tiere werden täglich in Gefahr gebracht!
Und zuletzt kann auch noch die Aussage der FDP „die Verbraucher müssten bei einer Änderung des LFG auf Importweihnachtsbäume ausweichen“ als lächerlich widerlegt werden! Jährlich werden mehr als zehn Millionen Weihnachtsbäume im Sauerland produziert. Die Region ist Weltmarktführer bei Weihnachtsbäumen und exportiert die Bäume im großen Stil in die ganze Welt!

Die Änderung des Landesforstgesetzes ist dringender erforderlich denn je! Zum Glück gibt es im Landtag aber auch noch Fraktionen mit Sachkenntnis und Objektivität, wie z.B. die Piraten, die neben den Grünen und der SPD den Antrag auf Änderung des Landesforstgesetzes unterstützen.

Autor:

Birgit Jakubzik aus Arnsberg-Neheim

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