Kölner Dom. Traditionelles Grafenbegräbnis

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Köln - Arnsberg.

„Gottfried der IV, Graf von Arnsberg war Anno 1368 das, was heute im globalen Marketing-Jargon „Woopi“ genannt wird. Er gehörte seinerzeit zu den wohlhabenden Älteren in der Stadt. Bevor er etwa 70-jährig kinderlos starb, vermachte er der Stadt Neheim-925 Morgen Wald, ein Geschenk, was auch heute noch „Tantjemen“ in das städt. Säckel spült. Vielleicht ist es der Geist jenes weitsichtigen Grafen, der seine Heimat bis heute beflügelt. Graf Gottfried IV lebte im 14. Jahrhundert!
Er war ein Vorbild für unsere Stadt. Er selbst hatte keine Kinder, keine Nachfahren und dennoch dachte er weit über seine Zeit hinaus. Er übereignete seiner Heimatstadt ein Vermächtnis, dass die Stadt Arnsberg bis heute würdigt und in Ehren hält. * 1)

Die Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist Neheim organisierte in diesem Jahr die traditionelle Kranzniederlegung durch Arnsberger Bürger im Kölner Dom am Grabe des Grafen Gottfried IV. Diese jährlich stattfindende Zeremonie ist, wie auch das Donatorenmahl oder die Stütchenverteilung an die Kinder der Stadt, Teil des Vermächtnisses, in welchem Graf Gottfried 1368 den Neheimern den Stadtwald schenkte. Die Arnsberger waren eingeladen, diese Feierstunde am 26. Oktober im Dom zu Köln mitzuerleben. Es war schon sehr beeindruckend. Die Bürgermeister der Stadt Arnsberg und der polnischen Partnerstadt Olesno führten die Delegation zusammen mit den Neheimer Schützen an. Gefolgt von zwei Klassen der Graf-Gottfried-Schule, der Mühlenberg-Schule und weiterer 150 Gäste aus Arnsberg.

In einer feierlichen Prozession zogen sie gemeinsam in den Kölner Dom ein. Im "Blitzlichtgewitter" der Touristen aus allen Kontinenten der Welt. Diese standen ein wenig irritiert auf den Fußbänken, in den Gängen rechts und links, um einen Blick auf die Szenerie zu erhaschen. Sie sagten es nicht, doch man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Prozession durch den Kölner Dom von einigen Touristen wie ein willkommenes "footoshooting-event" betrachtet wurde. "Oh, look, there. A lot of people are coming together into the cathedrale. Let´s take a foto, quickly, quickly..", hörte ich eine junge begeisterte Japanerin, die zu einer geführten Reisegruppe durch den Dom gehörte. "Klick, klick, klick..." Die Fotoapparate liefen buchstäblich heiß. Es wäre sicher einmal interessant, in welchen Ländern der Erde die feierliche Kranzniederlegung später einmal als "highlight during the visit of Colone in germany" präsentiert wird. Wir leben in einer globalen Welt, vielleicht "googelt" der ein oder andere Gast, auf welchen historischen Wurzeln und Jahrhunderte alten Traditionen die Arnsberger Kranzniederlegung am Grab des Grafen von Arnsberg im Kölner Dom beruht. Schön wär´s, oder?

Der würdevollen Gedenkfeier tat dies allerdings keinen Abbruch! Unbeirrt von den "Zaungästen" im Dom, legten die Arnsberger im Gedenken an die Waldschenkung in der Mitte des 14. Jahrhunderts, ihren Kranz am Grab des Grafen von Arnsberg nieder. Sie hatten ihn auf ihrer "Pilgerreise" nach Köln im Bus mitgebracht. Begrüßt wurden sie durch Domprobst Dr. h.c. Norbert Feldhoff. Hans-Josef Vogel, Bürgermeister der Stadt Arnsberg und Andreas Cloer, Oberst der Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist Neheim, hielten die Ansprachen. Umrahmt wurde die Feierstunde durch den Herdringer Frauenchor, unter der Leitung von Annemarie Groß. Im Anschluss an diese Feierstunde besuchte ein Teil der Delegation die Schatzkammer in den ausgebauten historischen Kellergewölben des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes. Andere höhenfeste und schwindelfreie Mitreisende kletterten während einer Führung über die Dächer des Kölner Doms. Eindrucksvolle, unvergessliche Momente nahmen sie mit zurück nach Hause in ihrer Heimatstadt Arnsberg.

Hintergrundinfos zu dieser Tradition, die auf das Jahr 1368 zurück geht:

Gottfried IV., Graf von Arnsberg (* um 1295; † 21. Februar 1371) war der letzte Graf der Grafschaft Arnsberg. Er regierte von 1338 bis 1368. Wie zu Zeiten seiner Vorgänger wurde der Bestand der Grafschaft durch die Konkurrenz mit den Kölner Erzbischöfen und den Grafen der Mark bedroht. Da seine Ehe kinderlos blieb, entschied sich Gottfried schließlich, seine Grafschaft für 130000 Gulden an Köln zu verkaufen. Am 25. August 1368 wurde das Geschäft beurkundet.

Der Graf machte zur Bedingung, dass niemals irgendein Teil seines Gebietes an den Märker fallen dürfe. Dem Erzbischof von Köln, der seit dem 12. Jahrhundert auch Herzog von Westfalen war, machte dies die Arrondierung seines Herrschaftsgebietes möglich. Die Kölner waren dafür so dankbar, dass sie Graf Gottfried das Privileg gewährten, als bis heute einziger weltlicher Herrscher in den heiligen Hallen des Hohen Doms zu Köln inmitten von Heiligen und hohen geistlichen Würdenträgern zur letzten Ruhe gebettet zu werden. Möglicherweise hat dazu auch beigetragen, dass der vereinbarte Kaufpreis offenbar nie gezahlt worden ist.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Anna nahm Gottfried 1369 seinen Ruhesitz in Brühl bei Köln. Dort ist er am 21. Februar 1371 gestorben. Seine Witwe lebte noch einige Zeit in Hachen und Wildshausen bei Oeventrop. Wann sie gestorben ist und wo sie begraben liegt, ist unbekannt.

Weitere Infos finden Sie auf der Webseite des Heimatbundes Neheim unter folgendem Link:

http://www.heimatbund-nh.de/der-blick-zurueck/73-donatorenfeier.html

* 1) Quelle: Auszug aus der Reportage „Generation Grau“ von Hanne Tügel- im GEO-Magazin 4/2004

Einen weiteren Artikel von Frank Albrecht zur Stütchenverteilung und zur Donatorenfeier finden Sie unter folgendem Link:

http://www.lokalkompass.de/arnsberg/leute/arnsberg-dankt-dem-grafen-stuetchen-fuer-alle-d226924.html/action/recommend/1/

Autor:

Marita Gerwin aus Arnsberg

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