Ein Bild - Eine Geschichte
Zugang verboten!

„Was ist das?“ Markus ließ Ninas Hand los und ging vom Weg herunter durch ein paar niedrige Büsche am Wegrand.
„Markus! Ich bin müde und meine Füße tun weh.“ Widerwillig folgte Nina ihm.
„Das muss ein alter Bunker sein oder so was.“ Sie standen vor einem Tunneleingang. Ein schweres Stahltor verschloss den Zugang. Aus den Büschen am Wegrand ragte ein verblichenes Schild mit der Aufschrift: Betreten verboten! Privatgelände. „Was sie hier wohl verstecken?“ Markus ging ein paar Schritte auf den Eingang zu. Nina wollte ihn zurückhalten, doch er schüttelte ihre Hand ab.
„Markus! Ich habe Hunger. Es ist nur noch ein Kilometer bis zur Gaststätte und wenn wir uns nicht beeilen, gibt es kein Mittagessen mehr.“
„Ach komm schon, Nina. Ich will nur mal schauen. Vielleicht ist da irgendwo eine Öffnung. Nur ein kurzer Blick.“
Nina verschränkte schmollend die Arme.
Markus ließ sich nicht erweichen. Er erreichte das Tor, klopfte daran. „Nina, hier ist eine Tür!“ Er stemmte sich dagegen und unter lautem Quietschen öffnete sich die Tür einen Spalt. Markus quetschte sich hindurch und verschwand in der Dunkelheit.
„Och Mann!“ Nina wurde langsam wütend. Das war das letzte Mal, dass sie mit ihm Wandern gegangen war. Als Markus nach einer Weile nicht wieder herauskam, setzte sie sich in Bewegung. Sie schaute durch den Türspalt. Modrige Luft schlug ihr entgegen. „Markus?“ Sie hörte ein leises Wimmern. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. „Markus, das ist nicht witzig!“ Ihre Stimme verhallte. Ihr Magen krampfte sich zusammen. War ihm etwas passiert? Was sollte sie tun? Die Polizei rufen. Sie griff schon nach ihrem Telefon, doch dann ließ sie ihre Hand sinken. Das war albern. Wahrscheinlich stand er in einer Ecke und amüsierte sich köstlich. Entschlossen schlüpfte sie durch den Spalt. „Mir reicht es Markus. Komm sofort raus!“ Eine Hand legte sich über ihren Mund.
„Sch leise. Hier ist irgendetwas.“ Markus‘ Stimme klang dünn und zittrig. In dem wenigen Licht, das durch den Türspalt drang, sah sie, dass er mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit starrte. „Komm, lass uns verschwinden.“
Hinter ihnen schlug die Tür mit einem Krachen zu. Sie suchten vergeblich nach einem Griff. Sie fanden ein Loch, wo die Klinke sein müsste, aber sie war nicht da. Nina hockte sich hin und tastete den Boden ab. Doch ihre Finger berührten nur feuchte Erde. „Was machen wir denn jetzt?“
Markus Handylampe leuchtete auf und sie sahen unbehaglich in den Tunnel, der tiefer in die Erde führte. Markus leuchtete die Tür ab. „Hier kommen wir nicht raus. Wir müssen schauen, wohin er führt. Hoffentlich gibt es da einen Ausgang.“
„Hast du Empfang?“
Markus schüttelte den Kopf. Er nahm ihre Hand und langsam gingen sie tiefer in den Tunnel hinein.
„Markus, ich habe Angst.“ Nina rückte näher an ihn heran. Sie hörte ihr hektisches Atmen und ihre Schritte, die von den Wänden widerhallten. In einiger Entfernung knackte etwas. Nina blieb stehen. Trotz der Kälte, die hier herrschte, schwitzte sie. Der modrige Geruch hatte sich geändert. Er hatte eine süßlich faulige Note bekommen. Nina spürte eine leichte Übelkeit aufsteigen. Im Schein der Handylampe leuchtete etwas an der Tunnelwand auf. „Markus!“ Nina konnte nur noch entsetzt wimmern. Ein Totenschädel in einem Haufen Knochen grinste sie an. Aus den Schatten drang ein tiefes Knurren.
www.sabine-kalkowski-schriftsteller.de

Autor:

Sabine Kalkowski aus Bergkamen

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