„Biedermann und die Brandstifter“ im Prinz Regent Theater
Brennend aktuell

Biedermann (Helge Salnikau) kann das Offensichtliche kaum noch ignorieren. | Foto: Schnorrbusch
  • Biedermann (Helge Salnikau) kann das Offensichtliche kaum noch ignorieren.
  • Foto: Schnorrbusch
  • hochgeladen von Nathalie Memmer

„Die Stärke von 'Biedermann und die Brandstifter' ist gerade die Uneindeutigkeit des Stücks“, erklärt Regisseurin Selina Girschweiler, die Max Frischs modernen Klassiker für das Prinz Regent Theater inszeniert hat, und fährt fort, „es geht um eine drohende Gefahr – und damit ist das Drama sehr aktuell. Für mich war es deshalb stimmig, das Stück auf die Bühne zu bringen.“

Zunächst scheint es naheliegend, in den Brandstiftern die Rechtspopulisten zu sehen. Das Schauspiel lässt sich allerdings auch auf den politischen Islam beziehen, der die aufgeklärte Gesellschaft bedroht. Rechtspopulisten sehen in den Brandstiftern den nach ihrer Ansicht zu großen Einfluss der Muslime in westlichen Gesellschaften.
Als die gebürtige Schweizerin Selina Girschweiler, die an der Folkwang-Universität der Künste Regie studiert hat und zuvor bereits am Schauspielhaus Zürich bei Herbert Fritsch und Sebastian Nübling gearbeitet hat, „Biedermann und die Brandstifter“ Anfang 2019 für das Prinz Regent Theater eingerichtet hat, erregte vor allem ihre Entscheidung Aufmerksamkeit, das Ehepaar Biedermann mit zwei jungen Schauspielern zu besetzen: Helge Salnikau und Linda Bockholt. „Ich habe zu der Zeit bei meiner Generation einen ausgeprägten Eskapismus beobachtet. Die Menschen versuchen, sich durch ökologisch bewusstes Verhalten ein positives Selbstbild zu schaffen, und verkennen dabei die Notwendigkeit politischen Engagements. Mittlerweile ändert sich das allerdings und Protestbewegungen finden gerade bei der jüngeren Generation viel Zuspruch“, ordnet Selina Girschweiler ein.

Musik bestimmt den Rhythmus

Im Jahr 2018 hat Girschweiler an der Rottstraße bereits Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“ inszeniert. Eins verbindet die beiden sehr unterschiedlichen Inszenierungen „Szenen einer Ehe“ und „Biedermann und die Brandstifter“: Musik spielt in beiden Fällen eine entscheidende Rolle. In „Biedermann und die Brandstifter“ ist Linda Bockholt für die Live-Musik zuständig. Selina Girschweiler, die selbst lange im Chor gesungen hat, erklärt: „Musik hat für mich eine ganz zentrale dramaturgische Funktion, ja sie bestimmt den Rhythmus des Abends: Sie signalisiert, wann sich die Situation zuspitzt. Deshalb ist Musik immer mein erster Zugriff.“
Girschweiler, nach Abschluss ihres Studiums im März 2019 als freie Regisseurin in Osnabrück und Detmold tätig, plant derzeit ein freies Theaterprojekt in Nordrhein-Westfalen. Wo es letztlich zur Aufführung kommen wird, steht noch nicht fest.

Termine
- „Biedermann und die Brandstifter“ ist am Dienstag, 17. Dezember, um 19.30 Uhr wieder im Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60, zu sehen.
- weitere Termine: Mittwoch, 18. Dezember, 19.30 Uhr; Samstag, 4. Januar 2020, 19.30 Uhr; Sonntag, 5. Januar 2020, 18 Uhr; Mittwoch, 12. Februar 2020, 19.30 Uhr; Donnerstag, 13. Februar 2020, 19.30 Uhr.
- Karten können unter Tel.: 77 11 17 reserviert werden.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.